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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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Mittelpunkt unseres Lebens.
    Zur Stammbesetzung gehörten John Bailey, ein Student der Anthropologie, den wir wegen seines weltmännisch guten Aussehens und seiner schicken Kleidung »Dapper Dan« nannten; Bernie Greenwood, ein Arzt mit einer Klinik in Notting Hill und außerdem ein großartiger Saxophonist; Micko Milligan, ein Goldschmied und Teilzeitfriseur; Peter Jenner und Andrew King, die in der Nachbarwohnung wohnten und gerade anfingen, Pink Floyd zu managen; und meine alte Freundin June Child, die seit neuestem als Sekretärin für sie arbeitete. Rückblickend waren es herrliche Zeiten, wir tranken viel, rauchten Unmengen von Dope und glaubten, dass alles, was wir machten, absolut originell war (was es manchmal auch war), während die arme alte Clarissa arbeiten ging, um das Ganze zu bezahlen.
    Diese Clique begann immer mehr von meiner freien Zeit zu beanspruchen. Im Grunde saßen wir bloß stundenlang rum, hörten Musik und tranken Mateus Rosé, einen Kopfschmerzwein erster Güte, den ich liebte. Manchmal brachen wir in ein durch Gott weiß was ausgelöstes Lachen aus und konnten gar nicht mehr aufhören. Wir lachten buchstäblich stundenlang. Lachen war auch Teil einer weiteren Freizeitbeschäftigung, bei der wir einen Tag lang immer und immer wieder denselben Song hörten – ein absoluter Favorit war »Shotgun« von Junior Walker –, bis wir ins Koma fielen und dann nach dem Aufwachen wieder von vorne anfingen.
    Mitten im Sommer ’65 beschlossen fünf von uns spontan, eine Band zu gründen und um die Welt zu reisen, wobei wir den Trip mit Gigs finanzieren wollten, die wir unterwegs spielten. Wir nannten uns die Glands. John Bailey war unser Sänger, Bernie Greenwood spielte Saxophon. An den Drums saß Teds Bruder Jake, Ben Palmer wurde ans Klavier zurückgelockt, und am Bass hatten wir Bob Rae. Bernie tauschte seinen MGA gegen einen amerikanischen Ford Galaxy Kombi, der uns als Transportmittel dienen sollte, und ich hatte ein paar hundert Pfund gespart, wovon ich einen Verstärker und ein paar Gitarren kaufte. Angesichts der Tatsache, dass ich eigentlich die Attraktion der Bluesbreakers sein sollte, war es wohl ein bisschen unverantwortlich, einfach so abzuhauen. Wenn ich es John gegenüber überhaupt erwähnte, sagte ich bloß, dass ich eine Weile wegfahren würde. Ich habe ihn echt hängen lassen, und er musste etliche Gitarristen durchprobieren, bis er für die Zeit meiner Abwesenheit Ersatz gefunden hatte.
    Im August zwängten wir uns zu sechst in den Ford Galaxy und fuhren durch Frankreich und Belgien mit der Absicht, einfach immer weiterzufahren, bis wir irgendwo auftreten konnten. Wir hatten eigentlich keinen Schimmer, was wir taten, und vertrauten einfach auf ein uns wohlgesinntes Schicksal. Doch die Reise war beinahe so schnell wieder zu Ende, wie sie begonnen hatte. Wir trafen zur Zeit des Oktoberfestes in München ein, und in einem der Bierzelte zündete sich Bob Rae mit einem Fünfpfundschein eine Zigarette an. Darüber gerieten er und ein anderes Mitglied der Band, das diese Geste ekelhaft dekadent fand, in einen heftigen Streit, der damit endete, dass das ganze Equipment ausgepackt wurde und wir gemeinsam beschlossen, nach Hause zu fahren.
    Aber am nächsten Morgen versöhnten wir uns wieder, packten das Equipment zurück in den Wagen und setzten unsere Fahrt fort. Wir kamen nach Jugoslawien, wo auf einer gepflasterten Straße zwischen Zagreb und Belgrad der Wagen so heftig durchgeschüttelt wurde, dass er buchstäblich auseinanderfiel und die Karosserie sich vom Fahrgestell löste. Wir mussten sie mit einem Seil, das wir mehrmals unter dem Wagen durchführten, wieder festbinden, und fuhren jetzt zu sechst samt Equipment in einem Auto, das nur von einem Seil zusammengehalten wurde. Es war das reinste Chaos. Als wir schließlich Thessaloniki erreichten, hatten wir tagelang nichts gegessen und solchen Hunger, dass wir uns in einer Metzgerei über das rohe Fleisch hermachten. Irgendwie schafften wir es aber trotzdem bis Athen, wo wir in einem Club namens Igloo einen Job bekamen.
    Der Club verdankte seinen Namen seiner Inneneinrichtung, die einem Iglu nachempfunden und in der alles abgerundet war. Es gab eine Hausband, die Juniors, und der Manager brauchte eine zweite Band zur Unterstützung, weil das erste Set um sieben Uhr losging und der Club bis zwei oder drei Uhr früh geöffnet hatte. John Bailey überredete den Manager, uns zu engagieren. Wir fanden ein Zimmer im obersten Stockwerk

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