Mein Leben
phänomenal. All das spiegelte sich auch in seiner feurigen und schlagfertigen Persönlichkeit wider, und ich freue mich, sagen zu können, dass die Bewunderung gegenseitig schien. Wir passten perfekt zusammen, ein Vorgeschmack auf die Zukunft.
1966 sollte für mich ein ungemein wichtiges Jahr werden, das schon großartig begann, als John beschloss, zu meinem 21. Geburtstag eine Party in seinem Haus zu geben. Dabei begegnete er auch zum ersten Mal meinen neuen Freunden aus der Wohnung in Long Acre, und ich war ziemlich stolz, mit diesen außergewöhnlichen Menschen angeben zu können, die für mich die intellektuelle Elite darstellten.
Es sollte eine Kostümparty werden, und meine Kostüme lieh ich mir bei Berman’s in der Shaftesbury Avenue, an deren Fenster ich mir nach einem Abend im Marquee in mancher Nacht die Nase platt gedrückt hatte. Das eine war ein Pinguin-Anzug mit einem Schnabel, den man durch Ziehen an einem Faden aufklappen konnte, das andere ein Gorilla-Outfit, in dem ich den Abend begann, bis es mir zu heiß wurde und ich in das Pinguin-Kostüm wechselte.
Aus irgendeinem Grund fiel mir im Laufe des Abends die Geschichte mit meiner Großmutter und den Zigaretten wieder ein, also besorgte ich mir eine Schachtel Benson & Hedges in der goldenen Packung, die damals sehr trendy waren, zündete alle zwanzig Zigaretten an und rauchte sie gleichzeitig. Danach rauchte ich fast dreißig Jahre weiter, am Ende drei Schachteln am Tag, bis ich mit achtundvierzig endlich aufhörte. Am Ende des Abends landete ich mit einer sehr hübschen Chinesin im Bett, die später eine sehr gute Freundin wurde. Nach der Party fühlte ich mich richtig erwachsen, ein wenig rebellisch und anarchistisch vielleicht, doch vor allem erfahren. Ich hatte das Gefühl, dass es in meinem Leben richtig losging. Rückblickend glaube ich, dass ich damals in gewisser Weise die Tür zu meiner Vergangenheit geschlossen habe. Ich hatte kaum oder keinen Kontakt zu meinen alten Freunden aus Ripley, und auch meine familiären Bindungen waren eher lose. Es war, als würde ich ein vollkommen neues Leben beginnen, in dem es keinen Platz für überschüssiges Gepäck gab. Ich war mir meiner Fähigkeiten sehr bewusst und zuversichtlich, dass sie der Schlüssel zu meiner Zukunft waren. Deshalb habe ich meine Kunst immer geschützt und abgeschirmt und skrupellos alles weggesenst, was mir im Weg stand. Aber auf diesem Weg ging es nicht um Ehrgeiz; ich hatte kein Bedürfnis nach Ruhm und Anerkennung. Ich wollte mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln einfach die beste Musik machen, die ich machen konnte.
Blues Breakers: John Mayall with Eric Clapton war für mich der Durchbruch, das Album, mit dem ich als Gitarrist erstmals wirklich wahrgenommen wurde. Es entstand zu einer Zeit, in der ich ehrlich glaubte, meine Nische gefunden zu haben, in der ich im Hintergrund bleiben, gleichzeitig meine Fertigkeiten weiterentwickeln und die Band in die Richtung treiben konnte, in die sie meiner Meinung nach gehen sollte. Im April gingen wir für drei Tage in die Decca Studios in West Hampstead und spielten genau denselben Set wie auf der Bühne mit einigen zusätzlichen Bläserarrangements bei einzelnen Stücken. Zu Letzteren zählte die Mose-Allison-Nummer »Parchman Farm«, auf der John ein Mundharmonikasolo spielte, der Ray-Charles-Song »What’d I Say« mit einem Drumsolo von Hughie Flint und »Ramblin’ On My Mind« von Robert Johnson, bei dem ich auf Johns Drängen den Gesang übernahm. Wider besseres Wissen, weil meine gesanglichen Vorbilder älter waren und tiefe Stimmen hatten und ich mich mit meinem hohen Gejaule äußerst unwohl fühlte.
Weil das Album in so kurzer Zeit aufgenommen wurde, hat es etwas Rohes und Kantiges, das es außergewöhnlich macht. Es war fast wie ein Livekonzert. Ich bestand darauf, das Mikro bei der Aufnahme nicht zu nahe vor dem Verstärker zu platzieren, sodass ich mit denselben Einstellungen spielen konnte wie auf der Bühne. Heraus kam der Sound, der bis heute mit meiner Person assoziiert wird. Eigentlich hatte ich ihn zufällig entdeckt, als ich versuchte, den scharfen, dünnen Sound zu imitieren, den Freddy King seiner Gibson Les Paul entlockte, jedoch bei einem Klang landete, der viel fetter ist als Freddys. Die Les Paul hat zwei Tonabnehmer, einen am Ende des Halses, der der Gitarre ihren runden Jazz-Sound verleiht, und einen zweiten direkt am Steg, mit dem man die Höhen abnimmt und der typisch für den Rock’n’Roll
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