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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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Gehaltserhöhung verlangten, war mir das Ganze ziemlich egal, weil ich kaum Ausgaben hatte. Ich schnorrte mich durch, zahlte fast nie etwas und wohnte umsonst. Aber wir haben unser Geld hart verdient. Manchmal mussten wir an einem Abend sogar zwei Gigs spielen.
    Samstags gab es im Flamingo die ganze Nacht Livemusik, und wir waren eine der Hausbands bei diesem »All-Nighter«, was okay war, solange wir in Oxford oder irgendwo in der Nähe spielten, jedoch ziemlich anstrengend, wenn wir am frühen Abend etwa in Birmingham auftreten und dann über die Autobahn zurück nach London mussten. Trotzdem war es wichtig, in solchen für uns damals entlegenen Orten zu spielen, weil es in und um London nur begrenzt Auftrittsmöglichkeiten gab und man als Band auch in den bekannteren Clubs im Norden spielen musste, um dort eine Anhängerschaft aufzubauen. Es gab das Twisted Wheel in Manchester, den Club A Go-Go in Newcastle, das Boathouse in Nottingham, das Starlight in Redcar und das Mojo in Sheffield, wo Peter Stringfellow als DJ arbeitete, um nur einige zu nennen. Das Konzept, jemanden dafür zu bezahlen, Platten aufzulegen, bis die Band auftrat, war damals noch vollkommen neu, Stringfellow war also einer der ersten Original-DJs und spielte wirklich gute Sachen, vor allem Blues und R&B.
    Es war aufregend, verschiedene Teile des Landes zu bereisen. Überall gab es Mädchen, sodass ich ein recht außergewöhnliches Sexleben hatte und alles anbaggerte, was ich in die Finger kriegen konnte. Meistens ging es nur um harmloses Knutschen und Fummeln, nur selten kam es zum Äußersten. Anders als die Bands heute hatten wir damals fast nie eine Garderobe, sondern traten einfach aus dem Publikum auf die Bühne. Also lernte ich meist ein Mädchen kennen, während ich vor dem Auftritt im Zuschauerraum herumlungerte, oder sie war mir von der Bühne aus aufgefallen, und ich fing hinterher ein Gespräch an und zog dann mit ihr ab.
    Ich weiß noch, dass ich in Basingstoke jedes Mal ein ganz bestimmtes Mädchen getroffen habe. Die Band spielte immer zwei Sets mit einer halbstündigen Pause. Nach dem ersten Set verzog ich mich mit dem Mädchen irgendwo hinter die Bühne und kam dann mit staubigen Jeans zum zweiten Set wieder auf die Bühne. Das war ganz normal, ein Teil des Tourlebens: Bishop’s Stortford, Sheffield, Windsor, Birmingham. Für uns hieß es nicht: »Ein Mädchen in jedem Hafen«, sondern »Ein Mädchen bei jedem Gig«. Und die Mädchen selbst schienen auch ganz zufrieden damit zu sein, mich nur gelegentlich zu sehen. Das kann ich ihnen nicht verdenken.
    Außerdem liebten wir es, in England herumzufahren, denn weiter kamen wir ohnehin nie. Niemand wäre auf die Idee gekommen, uns nach Irland oder Schottland zu schicken, weil niemand bereit war, für eine Hotelübernachtung zu zahlen, so mussten wir nach einem Gig auf jeden Fall wieder nach Hause fahren können. Auch wenn man sich das heute nur noch schwer vorstellen kann, war eine Fahrt nach Newcastle für mich wie eine Reise nach New York. Es kam mir vor wie eine andere Welt. Ich verstand kein Wort von dem, was die Leute redeten, und die Frauen waren verdammt forsch und ein bisschen unheimlich. Ein typischer Abend konnte also durchaus um acht Uhr mit einem Gig in Sheffield beginnen, bevor wir bei einem All-Nighter in Manchester auftraten, um anschließend zurück nach London zu fahren, wo wir um sechs Uhr morgens am Bahnhof Charing Cross abgesetzt wurden.
    Wir fuhren in Johns Ford Transit. In den 60er Jahren war es sehr wichtig für das Ansehen einer Band, welchen Transporter man fuhr. Ein hässliches und klapperiges Bedford Dormobile mit Schiebetüren galt als minderwertig, während der Besitz eines Ford Transit demonstrierte, dass man zur Creme der Szene gehörte. Der Ford hatte einen leistungsstarken Motor, und man konnte ordentlich Kilometer herunterreißen, während er innen geräumig und bequem war. Außerdem hatte John, ein echtes Multitalent, den Innenraum des Transit für seine persönlichen Zwecke umgebaut.
    Unter anderem hatte er Platz für seine Hammond B3 geschaffen, die auf zwei Stangen montiert war, sodass man sie wie eine Sänfte tragen konnte. In dem Zwischenraum zwischen Orgel und Dach hatte er sich eine Pritsche eingebaut. Wenn wir auf der Rückfahrt von Manchester oder Sheffield alle vorne auf den Bänken saßen, schlief er hinten in seinem Bett. Mit ein oder zwei Ausnahmen übernachteten wir nie in einem Hotel oder einer Pension. Wenn wir in Manchester, Johns

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