Mein Leben
den größten Teil des Acid herstellte, das wir alle nahmen. Wir wohnten in einem großartigen kleinen Hotel namens Sausalito Inn, einem ehemaligen Bordell, wo wir mit Musikern wie Mike Bloomfield und David Crosby abhingen, Gras rauchten und jede Menge LSD schluckten. Manchmal spielte ich sogar auf Acid. Ich weiß nicht genau, wie ich das geschafft habe, weil ich nicht einmal wusste, ob meine Hände ihren Dienst taten, auf welcher Gitarre ich spielte oder auch nur aus welchem Material sie gemacht war. Auf einem Trip hatte ich einmal die Vision, dass ich das Publikum in Engel oder Teufel verwandeln könnte, je nachdem, welchen Ton ich spielte.
Unsere erste Amerika-Tour dauerte sieben Wochen und endete mit unserer Rückkehr nach New York, wo wir zwölf Abende im Café Au Go Go und ein paar weitere im Village Theater spielten, wo wir zusammen mit Tiny Tim auftraten, einem von Martin Sharps Lieblingsmusikern. Eines Abends rief Ahmet mich an und bat mich, am nächsten Tag in den Atlantic Studios vorbeizuschauen, weil er mir jemanden vorstellen wollte. Als ich ankam, erwartete mich Aretha Franklin mit ihrer ganzen Familie, Vater und Schwestern, im Regieraum. Es herrschte eine aufgeladene Atmosphäre. Nesuhi Ertegun war ebenfalls anwesend, genauso Ahmet und Tom Dowd und es waren mindestens fünf Gitarristen am Start, unter anderem (glaube ich) Joe South, Jimmy Johnson und Bobby Womack mit Spooner Oldham, David Hood und Roger Hawkins als Rhythmus-Gruppe. All diese unglaublichen Musiker waren aus Muscle Shoals und Memphis gekommen, um auf dem Album mitzuspielen, das Aretha gerade machte und das den Titel Lady Soul tragen sollte.
Ahmet sagte zu mir: »Ich will, dass du ins Studio gehst und auf diesem Song mitspielst.« Er zog alle Gitarristen aus dem Aufnahmeraum ab und ließ mich alleine antreten. Ich war schrecklich nervös, weil ich nicht nach Noten spielen konnte, während alle anderen vom Blatt spielten. Aretha kam rein und sang »Be as Good To Me as I Am To You«, und ich spielte Lead-Gitarre. Dass ich für Ahmet und Aretha zusammen mit all den anderen begabten Künstlern auf diesem Album spielen durfte, zählt für mich nach wie vor zu den Höhepunkten meines Lebens.
Das Touren durch Amerika machte Cream so berühmt, wie wir überhaupt werden sollten. Das US-Publikum konnte buchstäblich nicht genug von uns kriegen, und nachdem Stigwood das erkannt hatte, witterte er Dollars für sich und auch für uns. Ehe wir uns versahen, waren wir wieder in den Staaten unterwegs, diesmal endlose fünf Monate. In gewisser Weise gefiel es mir, einen Gig nach dem anderen zu spielen und mich hinterher immer sofort auf den Weg zur nächsten Station zu machen, und musikalisch erklommen wir immer neue Höhen. Außerdem liebte ich es, in einer entlegenen Stadt anzukommen und meine Fühler nach dem auszustrecken, was dort abging.
Damals interessierte ich mich sehr für amerikanische Underground-Literatur. Zwei Londoner Freunde, Charlie und Diana Radcliffe, hatten mich auf Kenneth Patchens Buch The Journal of Albion Moonlight gestoßen, das eine Zeit lang meine Bibel war. Ich hatte zwar keinen Schimmer, wovon das Buch handelte, aber die bloße Lektüre fühlte sich gut an, als würde man avantgardistische Musik hören. Also machte ich mich auf die Suche nach Seelenverwandten, die aussahen, als würden sie auf die gleichen Sachen stehen wie ich, sprach sie einfach an, stellte mich vor und verbrachte Zeit mit ihnen, um zu sehen, wo mich das hinführen würde. Ob ich das heute wieder tun würde? Ich bin mir nicht sicher, aber auf diese Weise habe ich in ganz Amerika Freunde gefunden und ein paar unglaublich interessante Menschen kennengelernt.
So lief ich einmal bei einem Konzert irgendwo an der Ostküste zwischen zwei Sets im Publikum herum, als mir ein sehr intensiver Geruch in die Nase stieg, Patschuliöl, wie sich herausstellte. Der Typ, der es aufgetragen hatte, hieß David und erzählte mir, dass er in einem Tipi wohnte. Er lud mich ein, ihn am folgenden Tag zu besuchen. Er interessierte sich für die Kultur der Ureinwohner Nordamerikas und wollte versuchen, auf ihre traditionelle Art zu leben. Wir wurden gute Freunde und sind bis heute in Kontakt. Menschen wie ihn habe ich im ganzen Land getroffen. Wo immer ich hinkam, machte ich mich auf die Suche nach Gleichgesinnten, Exzentrikern, Musikern oder Menschen, von denen ich vielleicht etwas lernen konnte.
Als ich in L.A. zusammen mit dem Gitarristen und Songwriter Stephen Stills
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