Mein Leben
größten Stars der Welt war und die Passagiere vermutlich staunten, dass sie im selben Flugzeug flogen wie er. Seltsamerweise kann ich mich nicht daran erinnern, dass Yoko in irgendeiner Weise beteiligt war. Sie saß bloß still im Hintergrund.
Bei unserer Ankunft in Toronto regnete es, und wir warteten noch auf unser Gepäck, als eine riesige Limousine vorfuhr. John und Yoko sprangen hinein und sausten davon, während wir ohne einen Schimmer, was wir als Nächstes tun sollten, zurückblieben. »Das ist ja sehr nett«, dachte ich. Am Ende fuhren wir in dem Gepäcktransporter mit, was ich ein bisschen traurig fand. Ein wenig mehr Respekt hätten wir meines Erachtens schon verdient.
Am Ziel erfuhren wir, dass wir alle gemeinsam in einer riesigen Villa wohnten, die Cyrus Eaton gehörte, einem der reichsten Männer Kanadas. Dort war auch eine Pressekonferenz einberufen worden, zu der Scharen von Journalisten gekommen waren. John und Yoko weigerten sich jedoch standhaft, herauszukommen und sich ihren Fragen zu stellen. Also redete ich mit den Journalisten, die mir Komplimente machten und meine für einen Musiker erstaunliche Eloquenz lobten. Eine Zeit lang sonnte ich mich in dem Ruhm, dann fuhren wir alle zum Konzert.
Wir erfuhren, dass wir zwischen Chuck Berry und Little Richard auftreten sollten. John war hypernervös, regelrecht überwältigt von der Tatsache, dass er mit all seinen Idolen auf die Bühne gehen sollte, glaube ich. Backstage zogen John und ich uns so viel Koks rein, dass er sich übergeben und ich mich eine Weile hinlegen musste. Zum Glück hatten wir Terry Doran dabei, Johns persönlichen Assistenten, der dafür sorgte, dass John fit genug für den Auftritt war.
Die Plastic Ono Band ging um Mitternacht auf die Bühne und spielte einen knappen Set von Rock’n’Roll-Standards. In Anbetracht der Tatsache, dass wir bis auf die improvisierte Probe im Flugzeug nie zusammen gespielt hatten, klangen wir meines Erachtens ziemlich gut. Am Ende sagte John uns, dass wir unsere Gitarren ablegen und an die Verstärker lehnen sollten, nachdem wir sie voll aufgedreht hatten. Er tat das Gleiche, sodass sämtliche Gitarren in gemeinsamem Feedback aufheulten, während wir von der Bühne gingen oder am Rand stehen blieben. Derweil begann Yoko zu dem Geheul einen selbst geschriebenen Song mit dem Titel »Oh John« vorzutragen. In meinen Ohren klang es reichlich sonderbar, eher ein Jaulen als Gesang, aber das war ihr Ding. John fand das Ganze vor allem witzig, und so beendeten wir unseren Set. Anschließend drängten wir uns in vier Wagen, die Cyrus Eatons Sohn organisiert hatte, und verbrachten den Rest der Nacht auf dem ausgedehnten Anwesen. Meine Bezahlung für den Gig bestand aus einer Reihe von Johns Zeichnungen, die ich im Laufe der Jahre leider verloren habe.
So gerne ich auch als Gast mit meinen Freunden spielte, konnte ich es doch kaum erwarten, wieder mit Delaney zu arbeiten, der mich gefragt hatte, ob ich mit ihm unter dem Namen Delaney & Bonnie and Friends auf Tour gehen wollte. Ich richtete im ersten Stock von Hurtwood einen Proberaum ein, und bis zur Tournee, die zunächst durch Deutschland, dann durch England und Skandinavien führen sollte, wohnten sie für ein paar Wochen bei mir. George Harrison begleitete uns auf der gesamten Tour, weil er Delaney & Bonnie für das Apple-Label der Beatles gewinnen wollte.
Für mich war es eine unglaublich beglückende Erfahrung, mit einer Gruppe von Musikern zu spielen, die aus schierer Lust Musik machten und nicht, um Geld zu verdienen, was sie ohnehin mussten, weil die Band so viele Mitglieder hatte. Auf der Bühne verband uns eine große gegenseitige Zuneigung und Liebe. Leider gab es hin und wieder ein paar hässliche Szenen, weil das Publikum mehr von mir erwartete. Die Leute hatten die Tour-Poster mit der Ankündigung »Delaney & Bonnie and Friends featuring Eric Clapton« gelesen und wollten mehr als die paar Songs hören, die ich bei unseren Konzerten sang. Wenn ich mich diesen Forderungen verweigerte, weil ich mich nur als Sideman der Band sah, konnten die Leute ganz schön aggressiv werden und ihrem Ärger mit störenden Zwischenrufen Luft machen.
Auf dem amerikanischen Teil der Tour passierte so etwas nie, weil die Bramletts dort viele Fans hatten. Nach dem Ende der Tournee luden sie mich in ihr Haus in Sherman Oaks in Kalifornien ein, das sie zusammen mit Delaneys Mutter bewohnten. Es war winzig, so klein, dass sie beinahe im selben Bett schlafen
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