Mein Leben

unseres Bandnamens sehr gut erfasste – das Nebeneinander von Unschuld in Gestalt des Mädchens und Erfahrung, Wissenschaft und Zukunft, repräsentiert durch das Flugzeug.
    Ich erklärte Bob, dass wir den Gesamteindruck nicht dadurch ruinieren sollten, indem wir den Bandnamen auf das Cover druckten. Er schlug vor, ihn stattdessen auf die Schutzfolie zu schreiben. Wenn man sie entfernte, würde das unberührte Foto zurückbleiben. Aber das Cover löste riesige Empörung aus. Man warf uns vor, die Darstellung des jungen Mädchens sei pornographisch, und Plattenhändler in den Vereinigten Staaten drohten, das Album zu boykottieren. Da wir unmittelbar vor einer längeren Tour durch die USA standen, hatten wir keine andere Wahl, als ein anderes Foto auf das Cover zu nehmen, auf dem die Bandmitglieder im Wohnzimmer von Hurtwood stehen.
    Schon beim Auftaktkonzert im Madison Square Garden in New York am 12. Juli 1969 wurde deutlich, dass sich Blind Faith ein Massenpublikum nicht erst hart erarbeiten musste, dafür gab es zu viele Cream- und Traffic-Fans. Und uns war es ehrlich gesagt egal, als was sie uns sahen. Rückblickend war mir von Anfang an klar, dass wir nicht die Musik machten, die ich spielen wollte. Aber ich war faul, und anstatt mehr Zeit und Elan zu investieren, um die Band zu dem zu machen, was sie meiner Meinung nach hätte sein sollen, entschied ich mich für die bequeme Lösung, nämlich nach etwas zu suchen, das bereits eine Identität hatte.
    Ich drückte mich um meine Verantwortung als Bandmitglied und beschied mich mit der Position des Gitarristen. Das frustrierte etliche Leute, die mich in einer aktiveren Rolle sahen, nicht zuletzt Steve, der zunehmend ärgerlicher darüber wurde, dass ich mich weigerte, mehr Gesangsparts zu übernehmen. Die Blind-Faith-Tour machte uns alle sehr reich, indem sie das Album an die Spitze der amerikanischen Charts katapultierte, endete jedoch mit der Auflösung der Band. Das war ganz und gar meine Schuld und hatte auch einen Grund. Je unzufriedener ich mit unserer eigenen Musik wurde, des to mehr faszinierte mich unsere Vorgruppe Delaney & Bonnie.
    Im Frühsommer hatte mir mein Freund Alan Pariser Aufnahmen einer Band geschickt, die er managte, bestehend aus dem Ehepaar Delaney und Bonnie Bramlett. Die beiden stammten aus den Südstaaten und traten unter dem Namen Delaney & Bonnie auf. Ihre Referenz war, als erste weiße Gruppe überhaupt einen Vertrag bei Stax bekommen zu haben, dem von Jim Stewart und Estelle Axton gegründeten Label aus Tennessee, das Pionierarbeit bei der Veröffentlichung von Southern- und Memphis-Soul geleistet hatte. Das Album The Original Delaney & Bonnie: Accept No Substitute gefiel mir auf Anhieb. Es war reinster R&B, sehr soulig mit toller Gitarre und einer fantastischen Bläsergruppe. Als ich Alan von meiner Begeisterung berichtete, fragte er, ob er sie als Vorgruppe für unsere US-Tour buchen könnte.
    Für mich war es verdammt schwer, nach Delaney & Bonnie aufzutreten, weil ich fand, dass sie um Klassen besser waren als wir. Sie hatten lauter fantastische Südstaatenmusiker in ihrer Band, die einen wirklich starken Sound auf die Bühne brachten und mit unglaublichem Selbstbewusstsein spielten. Die Rhythmusgruppe bestand aus Carl Radle am Bass, Bobby Whitlock an den Keyboards und Jim Keltner an den Drums, in der Bläsergruppe spielten Bobby Keys Saxophon und Jim Price Trompete, und Rita Coolidge war zweite Sängerin neben Bonnie. Wie sich herausstellte, waren sie alle große Fans von mir und Steve und sehr um unsere Freundschaft bemüht. So dauerte es nicht lange, bis ich alle Verantwortung als Mitglied von Blind Faith sausen ließ und nur noch mit ihnen zusammen war.
    Ihre Begeisterung für Musik war ansteckend. Im Bus packten sie ihre Gitarren aus und spielten auf der Fahrt den ganzen Tag lang Songs, während bei uns jeder für sich blieb. Ich fing an, bei ihnen mitzufahren und mit ihnen zu jammen, was Steve vermutlich ziemlich aufgebracht hat, weil er mich wohl für eine Art Verräter hielt. Aber auch wenn ich mich nicht traute, es ihm zu sagen, war die bittere Wahrheit, dass ich für Blind Faith verloren war. Ich war der Mann im Flur, hinter dem unvermittelt die Tür zufällt, während vor ihm eine andere aufgeht. Hinter dieser anderen Tür warteten Delaney & Bonnie, und sie zogen mich unwiderstehlich an, auch wenn ich wusste, dass es die Band zerstören würde, in die wir so viel blindes Vertrauen gesetzt hatten.

Wenn Delaney & Bonnie