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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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Delaney-&-Bonnie-Konzert im Liverpool Empire passiert, bei dem George Gitarre gespielt hatte. Pattie war in Begleitung ihrer jüngeren Schwester Paula gekommen. Nach der Show hatte mich George, der ebenso sehr ein Mann des Fleisches wie des Geistes war, im Hotel beiseitegenommen und vorgeschlagen, dass ich die Nacht mit Pattie verbringen sollte, damit er mit Paula schlafen konnte. Ich fand den Vorschlag nicht sonderlich schockierend, denn nach der damals herrschenden Moral nahm man sich einfach, was man kriegen konnte. Aber George verlor im letzten Moment die Nerven, so wurde nichts daraus. Die von George bestimmt nicht beabsichtigte Konsequenz war, dass ich an seiner Stelle die Nacht mit Paula verbrachte.
    Bei meiner Rückkehr nach Hurtwood im Frühjahr 1970 hatten Alice und ich einen Riesenkrach, und sie fuhr nach Glin, dem walisischen Sitz ihrer Familie, einem Herrenhaus in der Nähe von Harlech. Mit diesem aristokratischen Teil ihres Lebens wollte ich nie etwas zu tun haben. Ich verstand und mochte ihn nicht. Wenn ich das Haus ihrer Familie besuchte, war es immer voller Leute, die offenbar den ganzen Tag nur herumsaßen und Dope rauchten. Ich hatte in jener Zeit ein ausgeprägtes Arbeitsethos und wenig Freude daran, meine Zeit mit einem Haufen von Leuten zu verbringen, die in meinen Augen Parasiten und Schnorrer waren. Während Alices Abwesenheit zog Paula als eine Art Ersatz-Pattie in Hurtwood ein, wo ich mich sofort daran machte, eine neue Band auf die Beine zu stellen. Unsere Beziehung war eher eine vorübergehende Lösung, und ich glaube, das wussten wir beide, aber sie erinnerte mich sehr an Pattie, und zunächst hatte ich deswegen auch keine Skrupel.
    Carl Radle rief mich an und berichtete, dass Delaney & Bonnie and Friends sich aufgelöst hätten. Er fragte mich, ob ich Interesse hätte, mit ihm, Bobby Whitlock und Jim Gordon ein neues Projekt zu starten. Da ich sonst nichts zu tun hatte, sagte ich zu, und sie kamen nach England und wohnten bei mir in Hurtwood. Es war der Beginn einer der außergewöhnlichsten Phasen meines Lebens, und meine Erinnerung daran wird ausschließlich von dem einen beherrscht – von unglaublicher Musik. Es fing schon an, als ich mich mit diesen Typen über Musik bloß unterhielt, um sie besser kennenzulernen, und dann spielten und spielten und spielten wir einfach.
    Ich hatte einen Höllenrespekt vor diesen Leuten, aber sie gaben mir das Gefühl, dass ich auf ihrem Level spielte. Mein Dasein als Musiker passte perfekt zu ihrem. Wir waren verwandte Seelen, aus demselben Holz geschnitzt. Ich würde bis heute sagen, dass Carl Radle als Bassist und Jimmy Gordon als Drummer die kraftvollste Rhythmusgruppe bildeten, mit der ich je gespielt habe. Sie waren absolut fantastisch. Wenn Leute sagen, Jim Gordon sei der beste Rock’n’Roll-Drummer aller Zeiten, haben sie meiner Meinung nach recht.
    Wir machten nichts anderes, als zu jammen, zu jammen und noch mal zu jammen, aus Nacht wurde Tag und wieder Nacht, und es fühlte sich so gut an, dass es meinetwegen immer so hätte weiter gehen können. Nie hatte ich mich musikalisch so frei gefühlt. Wir hielten uns mit Schnellgerichten und einem Cocktail aus Alkohol und Drogen, vor allem Kokain und Mandrax, auf den Beinen. »Mandies« waren ziemlich starke Schlaftabletten, aber anstatt davon einzuschlafen, surften wir auf der Wirkung, indem wir uns mit Kokain wach hielten, Brandy oder Wodka tranken, was in der Mischung einen einzigartigen Rausch ergab. Weiß der Himmel, wie unsere Körper das durchgehalten haben.
    Ich hatte damals keine weitergehenden Pläne. Wir hatten einfach Spaß daran, zu spielen, high zu werden und Songs zu schreiben. George Harrison kam häufig zu Besuch. Er war kurz zuvor aus Kinfauns, seinem Bungalow in Esher, in ein geräumiges Anwesen namens Friar Park in Henley gezogen, und seine Besuche gaben mir reichlich Gelegenheit, hinter Paulas Rücken mit Pattie zu flirten. Eines Abends rief ich sie schließlich an und beichtete ihr »die Wahrheit«, dass ich nicht an Paula oder sonst irgendeinem Mädchen interessiert sei, mit dem sie mich vielleicht sah, sondern sie diejenige sei, die ich wirklich wollte. Trotz ihrer Proteste, dass sie mit George verheiratet sei und ich etwas Unmögliches vorschlage, willigte sie ein, sich auf ein Gespräch mit mir zu treffen. Ich fuhr zu ihr, und wir beredeten das Ganze bei einer Flasche Rotwein. Am Ende küssten wir uns, und ich sah zum ersten Mal einen Hoffnungsschimmer. Nun wusste ich,

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