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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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nach wie vor eine Jam-Band, die sich nicht viel darum kümmerte, was sie eigentlich machte.
    Irgendwann hatte jemand die Idee, den genialen jungen Produzenten Jimmy Miller hinzuzuziehen, um der Musik eine klare Perspektive zu geben und möglicherweise ein paar Tracks für ein Album aufzunehmen. Jimmy hatte mit Steve bei den Traffic-Alben zusammengearbeitet und erschien als folgerichtige Wahl, um den nächsten Schritt zu gehen. Schon bald war in der Musikpresse durchgesickert , dass ich wieder mit Ginger spielte, zusammen mit Steve, der seinerseits ein großer Star war. Soweit ich weiß, kam damals erstmals das hässliche Wort »Supergroup« auf. Bereits in jenen Tagen leuchtete in meinem Kopf ein großes Stoppzeichen auf, aber ich beschloss, einfach alles mitzumachen und zu sehen, wohin es mich führte, weil Steve beteiligt war und ich keine interessanten anderen Projekte hatte. Unbewusst wollte ich natürlich so etwas wie eine englische Version von The Band erschaffen, ein grandioses Glücksspiel, weshalb ich die neue Band wahrscheinlich Blind Faith getauft habe.
    Wir starteten unsere professionelle Karriere am 7. Juni 1969 mit einem Free-Concert im Hyde-Park. Es war das erste Rockkonzert dort, und einhunderttausend Menschen waren gekommen. Vor dem Konzert trafen wir uns alle in Stigwoods Büro. Sobald ich Ginger sah, sank mein Mut. Im Laufe der Jahre machte er immer wieder intensive Heroinphasen durch, bevor er wieder eine Weile clean blieb. Sein Konsum wurde oft durch Stresssituationen wie Auftaktkonzerte, unvertraute gesellschaftliche Anlässe und dergleichen ausgelöst, doch in der langen Zeit, in der wir nur gejammt und geprobt hatten, hatte er einen ziemlich zufriedenen Eindruck gemacht. Aber als ich ihm an jenem Tag in die Augen sah, wusste ich, dass er wieder auf Droge war, und das machte mich ungeheuer wütend. Ich fühlte mich wie an dem Abend, als er an Steves Tür geklopft hatte, und hatte den Eindruck, dass ich erneut in den Albtraum einstieg, der ein Teil von Cream gewesen war.
    Wir spielten an einem wunderschönen sonnigen Nachmittag vor einer gigantischen Masse, und ich war überhaupt nicht richtig anwesend. Ich hatte mich ausgeklinkt. Vielleicht irrte ich mich und Ginger fixte nicht wieder, aber ich hatte das Gefühl, dass alles, worin wir uns bis zu diesem Punkt musikalisch und menschlich nähergekommen waren, komplette Zeitverschwendung gewesen war. Ich weiß noch, dass ich dachte: »Wenn das unser erster Gig ist, wohin zum Teufel soll das führen?« Das Publikum mag begeistert gewesen sein, und die Atmosphäre war fantastisch, aber ich wollte eigentlich nur weg. Die Tatsache, dass wir viel zu drucklos rüberkamen, war natürlich auch nicht hilfreich. Wir hatten nicht die Verstärkeranlage, die man brauchte, um einen Park zu beschallen, und klangen dünn und blechern. Ich gab nach gewohntem Muster Ginger die Schuld und entwickelte eine Abneigung, die immer weiter zunahm.
    Stigwood ließ uns keine Zeit zum Nachdenken. Wir gingen direkt auf eine Skandinavientour, auf der sich die Band einspielen sollte, eine Taktik, die sogar funktionierte. Ginger kehrte vom Rand des Abgrunds zurück, und wir klangen zum ersten Mal richtig gut. Wir erlangten unsere alte Power wieder, spielten in kleinen Clubs, und die Band fand zu ihrer Form. Nach unserer Rückkehr gingen wir ins Studio, um mit Jimmy das Album zu beenden.
    Eines Tages rief mich Bob Seidemann an, den ich in San Francisco kennengelernt hatte. Er war ein brillanter Fotograf und ein leicht exzentrischer und sehr witziger Mann. In den Tagen der Pheasantry hatten wir viel Zeit miteinander verbracht. Mit seiner schlaksigen Gestalt, den langen, krausen, abstehenden Haaren, dem großen Gesicht, der markanten Nase und seinen langen dünnen Beinen sah er aus wie eine Zeichnung von Robert Crumb, mit dem er ebenfalls befreundet war.
    Bob sagte, er habe eine tolle Idee für unser Album-Cover. Er wollte mir nicht verraten, was es war, sondern es einfach machen und uns zeigen. Ich kann mich erinnern, dass ich es ziemlich süß fand, als er es schließlich präsentierte. Es war das Foto eines pubertierenden Mädchens mit roten Locken und nacktem Oberkörper, das ein silbernes, sehr modernistisch aussehendes Flugzeug in Händen hielt, das der Juwelier Micko Milligan gestaltet hatte. Im Hintergrund erhob sich ein grüner Hügel wie in den Berkshire Downs unter einem blauen Himmel mit weißen Wolken. Ich war sofort angetan, weil es meiner Meinung nach die Definition

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