Mein Leben
was ich schon seit einiger Zeit vermutet hatte: In ihrer Ehe stand nicht alles zum Besten.
Die Begegnung mit Pattie und der Alkohol hatten mich so übermütig gemacht, dass ich auf der Heimfahrt in meinem kleinen Ferrari Dino, den ich kurz zuvor gekauft hatte, in Clandon viel zu schnell in eine Kurve fuhr und einen Zaun rammte. Der Wagen überschlug sich und landete auf dem Dach. Ich blieb bei Bewusstsein und hing kopfüber in meinem Sicherheitsgurt. Irgendwie schaffte ich es, den Gurt zu lösen, und als mir bewusst wurde, dass ich nicht einmal einen Führerschein hatte, beschloss ich nach Hause zu laufen und zu behaupten, der Wagen sei gestohlen worden. Also rannte ich los, merkte jedoch bald, dass ich in die falsche Richtung lief, zurück nach London.
Ich beschloss, mich irgendwo zu verstecken, trat durch ein Tor in einer Hecke, befand mich unvermutet auf einem Friedhof und setzte mich auf ein Grab. Nach einer Weile entschied ich, mich doch den Konsequenzen zu stellen, und marschierte zurück zum Unfallort, wo eine Menge Leute in Bademänteln mit Taschenlampen nach dem Fahrer des verunglückten Wagens suchten. Ich gab zu, dass ich es war. Irgendjemand hatte schon einen Krankenwagen gerufen, der kurz darauf eintraf und mich sicherheitshalber zu einer Untersuchung ins Guildford Hospital brachte. Von dort holte Bobby Witlock mich ab und brachte mich nach Hause. Ich war wie durch ein Wunder unverletzt, und die Polizei wurde glücklicherweise auch nicht eingeschaltet.
In der Hoffnung, dass George nicht zu Hause sein und ich ein paar Augenblicke mit Pattie allein erwischen könnte, machte ich es mir zur Gewohnheit, regelmäßig in Friar Park vorbeizuschauen. Eines Abends schneite ich wieder herein und war ziemlich überrascht, die beiden zusammen mit John Hurt anzutreffen, aber George rettete die Situation. Er gab mir eine Gitarre, und wir begannen zu spielen, wie es uns mittlerweile fast schon zur Gewohnheit geworden war.
An jenem Abend herrschte eine ganz besondere Atmosphäre im Haus. Im Kamin prasselte ein Feuer, Kerzen brannten, und unser Spiel wurde immer intensiver. John saß mit gebannter Miene dabei, als würde er eine fantastische Schlacht zweier Riesen, einen Wettkampf der Zauberer erleben. Ich merkte, wie er das Ganze mit seiner Schauspielerfantasie zu einer Szene ausschmückte, in der George und ich eine Art musikalisches Duell um die Hand Patties ausfochten, die von Zeit zu Zeit hereingeschwebt kam, um uns Tee und Gebäck zu bringen. Tatsächlich haben wir bloß gejammt, obwohl die wundersame Legende von diesem Abend bestimmt an manchem Esstisch weiterverbreitet wurde.
George arbeitete damals gerade an seinem ersten Solo-Album All Things Must Pass und fragte eines Tages, ob ich zusammen mit den Jungs aus Tulsa darauf mitspielen wollte. Ich wusste, dass Phil Spector das Album produzierte, deshalb machte ich einen Deal mit George. Wir würden ihm als Band für das Album zur Verfügung stehen, wenn er im Gegenzug Spector überreden würde, ein paar Tracks für uns zu produzieren. Nach meinem Flirt mit Ronnie Ronette, die mir erzählt hatte, dass ich sie an ihren Mann erinnern würde, war ich gespannt darauf, ihn persönlich kennenzulernen, und stellte tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit fest. Wir nahmen in den Abbey Road Studios zwei Songs mit ihm auf, »Roll It Over« und »Tell the Truth«, bevor wir als Sessionmusiker für George spielten.
Die Zusammenarbeit mit Spector war eine tolle Erfahrung, und ich habe ihn als wirklich nett, wenn auch ein wenig exzentrisch in Erinnerung. Angeblich trug er immer eine Pistole bei sich, was mich schon ein wenig beunruhigte. Aber die meiste Zeit war er brüllend komisch, und George und er schienen sich bestens zu verstehen. Spectors Arbeitsmethode bestand darin, jede Menge Musiker ins Studio zu holen und sie alle das Gleiche spielen zu lassen, um so seine berühmte »wall of sound« zu kreieren.
Außer George und meiner Band schienen sich Hunderte von Musikern in den Studios aufzuhalten – Percussionisten, Gitarristen, Georges Band, Badfinger, Gary Wright und Spooky Tooth – die alle wie wild drauflos schrammelten. Ich fand, es klang groß und gewaltig. Außerdem waren eine Menge Drogen im Umlauf, und ich glaube, etwa zu jener Zeit trat Heroin in mein Leben. Ich hatte einen Dealer, der regelmäßig vorbeikam und einem so viel Kokain verkaufte, wie man haben wollte, unter der Bedingung, dass man ihm auch eine bestimmte Menge Smack abnahm. Ich schnupfte das
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