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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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kräftiger Stimme im Stil von Mario Lanza sang, dass wir ihn bis auf die Straße hören konnten, wo wir mit einer Limonade und einer Tüte Kartoffelchips saßen. Ein weiterer Musiker aus dem Dorf war Buller Collier, der im letzten Haus unserer Zeile wohnte und gerne mal vor seiner Haustür Akkordeon spielte. Ich fand es toll, ihm zuzusehen, nicht nur wegen der Klänge, die er der Quetschkommode entlockte, sondern auch wegen der beeindruckenden rot-schwarzen Glanzlackierung des Instruments.
    Vertrauter war mir das Klavier, weil Rose liebend gern spielte. In meinen frühesten Erinnerungen sitzt sie an einem Harmonium im Wohnzimmer, später erwarb sie ein kleines Klavier. Sie sang auch, meistens Schlager wie »Now Is The Hour«, ein Hit von Gracie Fields, oder »I Walk Beside You« und »Bless This House« von Joseph Locke, der bei uns zu Hause sehr beliebt und der erste Sänger war, der mich mit dem Klang seiner Stimme in seinen Bann schlug. Meine ersten Gesangsversuche fanden auf der Treppe unseres Hauses stand, weil es dort an einer Stelle hallte. So hockte ich auf der entsprechenden Stufe und sang die Songs jener Zeit, meistens populäre Balladen, und für mich hörte es sich an, als ob ich auf Schallplatte singen würde.
    Ein Gutteil jedweder musikalischen Gene, die ich möglicherweise geerbt habe, stammt von Roses Familie, den Mitchells. Ihr Vater, Granddad Mitchell, war ein großer stämmiger Mann, der gerne ein Gläschen trank und ein echter Schürzenjäger war. Er spielte nicht nur Akkordeon, sondern auch Geige und war befreundet mit einem gefeierten einheimischen Straßenmusiker namens Jack Townshend, der seinerseits Gitarre, Fidel und Löffel spielte. Gemeinsam machten sie traditionelle Folkmusik. Granddad wohnte gleich um die Ecke in der Newark Lane und war eine bedeutende Persönlichkeit im Dorf, vor allem in der Erntezeit, denn er besaß einen Traktor. Er war ein wenig sonderbar und nicht besonders freundlich, und wenn ich ihn mit meinem Onkel Adrian besuchte, saß er normalerweise in seinem Sessel und war meistens schon ziemlich betrunken.
    Wie die Stansfield’s-Fabrik hatte die ganze Szenerie etwas von einem Dickens-Roman. Wir besuchten Granddad Mitchell ziemlich häufig, und als ich ihn Geige spielen sah, hatte ich zum ersten Mal den Wunsch, es selbst zu versuchen. Bei ihm wirkte es so leicht und natürlich. Meine Familie besorgte mir irgendwoher eine alte Geige, die zu spielen ich wohl alleine durch Zuschauen und Zuhören lernen sollte. Aber ich war damals erst zehn und hatte schlicht nicht die Geduld. Ich begriff die Physik des Instruments überhaupt nicht und konnte ihm nur ein Kratzen entlocken – bis dahin hatte ich nur Blockflöte gespielt –, so gab ich es schnell wieder auf.
    Onkel Adrian, der Bruder meiner Mutter, der, als ich klein war, noch bei uns wohnte, war ein unglaublicher Typ, der mein Leben sehr beeinflusst hat. Weil ich ihn als Kind für meinen Bruder gehalten hatte, betrachtete ich ihn auch weiter so, selbst nachdem ich herausgefunden hatte, dass er in Wahrheit mein Onkel war. Er stand auf Mode und schnelle Autos und besaß eine ganze Folge von Ford Cortinas, meistens zweifarbig, pfirsich- und cremefarben oder etwas in der Richtung, die Sitze gepolstert mit Lamm- oder künstlichem Leopardenfell und mit allerlei Maskottchen verziert. Wenn er nicht an seinem Wagen herumschraubte, um ihn aufzumotzen, raste er damit durch die Gegend und fuhr ihn auch manchmal zu Schrott. Des Weiteren war er Atheist und leidenschaftlicher Science-Fiction-Fan mit einem ganzen Regal voller Isaac Asimov, Kurt Vonnegut und anderen wirklich guten Sachen.
    Außerdem war Adrian ein Erfinder, obgleich sich die meisten seiner Erfindungen auf den häuslichen Bereich bezogen wie etwa sein einzigartiger »Essigspender«. Er liebte Essig und gab ihn über praktisch alles, sogar über Vanillesauce, was Rose zunächst naserümpfend beäugte und schließlich untersagte. Also baute er einen heimlichen Essigspender, der im Wesentlichen aus einer unter seinem Arm versteckten Spülmittelflasche und einem daran angeschlossenen Schlauch bestand, der durch seinen Ärmel geführt war. Er musste nur noch seine Hand über die jeweilige Speise führen und durch eine Armbewegung heimlich auf die Plastikflasche drücken, um Essig auf den Teller zu träufeln.
    Er war auch sehr musikalisch. Er spielte die chromatische Mundharmonika und war ein großartiger Tänzer. Er liebte den Jitterbug und beherrschte ihn perfekt. Beim Tanzen bot

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