Mein Leben
ich dort schließlich ankam, war er stinkwütend. Wir befanden uns im dreißigsten Stock, ich war betrunken und das arme Mädchen völlig verängstigt. Ich war ein bisschen enttäuscht und verstand nicht, was die ganze Aufregung sollte. Ich dachte, es wäre ein genialer Gag. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
Denn im selben Moment klopfte es überraschend an der Tür, und als Jamie öffnete, standen zwei Typen mit gezückten Waffen davor. Irgendjemand hatte mich auf dem Mauervorsprung gesehen, mich für einen Attentäter oder Ähnliches gehalten und die Polizei alarmiert. Als sie kapierten, dass es sich bloß um einen betrunkenen Idioten handelte, der sich zum Narren gemacht hatte, ließen sie mich widerwillig laufen, aber es bedurfte einer Menge Süßholzraspeln von Roger, der darin mittlerweile richtig gut war. Solche Es kapaden waren meinem Ruf nicht gerade förderlich, und als Roger im November 1978 aus technischen Gründen ein Konzert in Frankfurt absagen musste, lautete die Schlagzeile einer großen Boulevard-Zeitung: ERIC CLAPTON: ZU BETRUNKEN FÜR KONZERT.
Der fragliche Gig sollte im Rahmen einer kleinen Tour stattfinden, die Roger organisiert hatte, um das Album zu promoten. Gleichzeitig war die Tournee Stoff für einen ungestellten Dokumentarfilm, der Eric Clapton’s Rolling Hotel heißen sollte. Die Band sollte eine Europatournee per Bahn unternehmen, aber nicht in einem gewöhnlichen Zug, sondern in drei Waggons, die Teil von Görings Privatzug gewesen waren, den Roger irgendwo in Europa aufgespürt hatte. Ein Salonwagen, ein Speisewagen und ein Schlafwagen, die an Züge angekoppelt wurden, die in die von uns gewünschte Richtung fuhren. Roger meinte, dass es für alle ein Riesenspaß werden würde, und ich war ganz seiner Meinung. Schließlich liebte ich Züge und würde außerdem nach Belieben trinken und rumkommandieren können, ohne Teile der Öffentlichkeit zu beleidigen. Vielleicht war das einer der Gründe, warum Roger sich das Ganze überhaupt ausgedacht hatte.
Der Film des BBC-Produzenten Rex Pyke, berühmt für seinen Dokumentarfilm Akenfield , wurde zum Glück nie veröffentlicht. Er zeigt mich von einer sehr unschmeichelhaften Seite, weil ich auf den meisten Aufnahmen betrunken und wirr im Kopf bin. In einer in Paris gedrehten Szene nach einem Konzert, zu dem Stigwood gekommen war, packe ich mir, von Alkohol aufgeputscht, die Kamera, richte sie auf Stiggy und befrage ihn aggressiv zu einer ollen Kamelle, nämlich meinem Verdacht, dass er von den Cream-Profiten den Rahm abgeschöpft habe, um damit seine anderen Künstler wie die Bee Gees zu finanzieren. Robert zeigt sich ziemlich unbeeindruckt und erwidert leise mit seinem falschen vornehmen englischen Akzent: »Dies ist nicht der passende Zeitpunkt, das zu erörtern. Darüber sollten wir ein anderes Mal reden.« Worauf ich manisch brülle: »Das ist mein Film, und ich will es drinhaben.«
Auf der Tour hatten wir einen großartigen Promoter, einen Dänen namens Erik Thomsen, ein Freund von Roger und in Stigwoods Liga, wenn es darum ging, Streiche zu spielen. Er provozierte mich oder Roger, indem er uns mit seinem starken dänischen Akzent so lange die wüstesten Beleidigungen an den Kopf warf, bis wir reagieren mussten. Meistens war unsere Rache eher harmlos, so warfen wir etwa einen seiner Schuhe aus dem Zugfenster oder fuhren mit einem Truck über seinen kostbaren Aktenkoffer aus Aluminium. Aber einmal gingen wir doch zu weit. Wir rasierten ihm die Haare ab, malten seinen Kopf mit blauer Tinte an, schnitten ihm die Hosenbeine ab und warfen ihn mitten in der Nacht ohne einen Pfennig Geld in Hamburg aus dem Zug, obwohl wir ganz genau wussten, dass er am nächsten Morgen einen Geschäftstermin mit Sammy Davis Jr. hatte. Leider weilt Erik nicht mehr unter uns. Er ist vor kurzem gestorben, und ich vermisse ihn sehr. Er war ein toller Typ und ein hochanständiger Kerl, wie man ihn nur ganz selten trifft.
Das Album, das wir mit der Tour promoteten, war der Nachfolger von Slowhand und hieß Backless , ein Titel, der nach einem Gig mit Dylan im Blackbushe Airport aufkam. Er bezog sich auf meine Annahme, Dylan habe Augen im Hinterkopf und wüsste immer genau, was um ihn herum passierte. Die Aufnahmen des Albums hatten sich schwierig gestaltet, weil sie von Alkohol und Drogen dominiert wurden, womit Glyn nur schlecht umgehen konnte, weshalb böses Blut und schlechte Stimmung herrschten. Der einzige Track auf dem Album, den ich wirklich mochte,
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