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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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sich dramatisch. Manche Passagiere setzten in ihrer Angst die Helme auf, und einige sah man nervös an der Reißleine fummeln. Bei einem Schnarren der Klimaanlage geriet einer von ihnen in Panik und schwebte als gelber Ballon zur Decke, was eine beträchtliche Aufregung verursachte. Unsere Entführer demonstrierten ihr Mißvergnügen, indem sie den Anzug mit einem Tischmesser zerstachen und den abgehobenen Passagier mit einem lauten, trockenen Knall wieder auf das Polyätherschaumpolster der Tatsachen zurückholten.
    Zwei Stunden später tauchte eine zweite Flotte auf. Diese Schiffe waren erheblich kleiner als die Zerstörer und Kreuzer der Streitkräfte und mit einem ganzen Arsenal von skurrilen Teleskoparmen und Greifern ausgestattet, die sich ständig drehten, wendeten und reckten, um uns aus einem möglichst günstigen Winkel beobachten zu können. Anfangs hielten sie sich in respektvoller Entfernung und bildeten einen äußeren Ring um die Flotte, doch nach wenigen Minuten schon kamen sie langsam näher, wie Motten, die vom Licht angezogen werden, bis die meisten von ihnen zwischen den Kriegsschiffen hindurchgeschlüpft waren. Ein oder zwei der kühnsten näherten sich unserem Schiff bis auf fünfzig Meter, dicht genug, daß wir die birnenförmigen, vieläugigen Holokameras erkennen konnten, die an ihren insektenähnlichen Teleskopgliedmaßen nach uns ausspähten. Eine der Stewardessen nutzte geistesgegenwärtig die Gelegenheit, zog Blaine von seinem Sitz und preßte ihn gegen das große Panoramafenster, wo sie ihm die Mündung ihres Lasers an die Schläfe drückte – ein spektakuläres Tableau für die interplanetaren Medien, mit dem die RAG sich einen Platz im Bewußtsein der Öffentlichkeit sicherte.
    Unverzüglich preschten zwei Kreuzer vor, um die Medienleichter zu verscheuchen, eine Aktion, die von den Terroristen als Vorbereitung für einen Angriff mißverstanden wurde. Die Stewardeß machte Anstalten, Blaine zur vorderen Schleuse zu zerren, während ihre Kollegin und der Copilot in Erwartung eines Entermanövers die Repetierlaser hervorholten. Als die Militärschiffe gleich darauf wieder an ihre ursprünglichen Positionen zurückgekehrten, wurde ihnen klar, daß es sich um falschen Alarm gehandelt hatte, doch beschloß man, daß der Zwischenfall eine Herausforderung gewesen war, die nicht unbeantwortet bleiben durfte: Ein Passagier mußte geopfert werden, zum Beweis, daß man es ernst meinte, und wer war besser geeignet, die Auswahl zu treffen, als ihr neuer Wasserträger Blaine. »Sei gepriesen, Herr, für diese Fügung«, sagte er, den Blick zum Himmel gerichtet, voller Dankbarkeit für den gewährten Aufschub. Dann versuchte er, die Entführer aus der Lounge in das Passagierabteil zu locken, aber sie bestanden darauf, daß er das Opferlamm aus der eigenen Herde wählte. Er protestierte, wenn auch nicht besonders nachdrücklich, dann musterte er die zitternden Gestalten vor ihm. Er ließ die Augen langsam durch das Abteil wandern, während er sich zweifellos darüber klar zu werden versuchte, welcher der versammelten Parteifreunde am entbehrlichsten war. Ich sage ›zweifellos‹, weil zu guter Letzt sein Blick an mir hängenblieb. Oh, er schaute wieder weg – mehrmals sogar –, um diese oder jene der anwesenden Ehefrauen in Erwägung zu ziehen, doch muß er zu dem Schluß gekommen sein, daß es – gesetzt den Fall, dieser Zwischenfall nahm ein glückliches Ende – unklug war, es sich mit ihren Männern zu verderben, und deshalb kehrte sein Blick immer wieder zu mir zurück. »Angelika. Es war nett, dich mal wiederzusehen. Tut mir leid.«
    Die zwei Stewardessen schleppten mich zur Luftschleuse. Selbstverständlich wehrte ich mich, aber meine P9-Kraft fruchtete nichts im Kampf gegen Ebenbürtige und erst recht nicht, als der Copilot ihnen zur Hilfe eilte. »Ich bin ein P9, so glaubt mir doch!« schrie ich. Ohne Erfolg. Man schob mich in die Schleuse, eine winzige Druckkammer und betätigte den Katapultschalter, bevor ich Gelegenheit hatte, meinen Helm aufzusetzen. Das Außenluk öffnete sich mit einem Plopp!, gefolgt von dem ohrenbetäubenden Brüllen der dekomprimierten Luft, und ich wurde in den Weltraum hinausgerissen.
    »Das kann unmöglich passieren! Nicht ausgerechnet mir!« schrien meine Gedanken, während ich Purzelbäume schlagend über die Flotten von Militär und Presse hinwegsegelte. Mir blieben fünf Minuten, um den Helm aufzusetzen, bevor die extreme Kälte des grenzenlosen Raums

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