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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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Präsidenten zu sprechen verlangte, ließ Andro ihn verbinden. Während Blaine sich auf scheinbare Verhandlungen über die Höhe der Erpressungssumme einließ, schaltete er einen Stimmusteranalysator in die Leitung, um Namen und ID-Nummer feststellen zu können. Eine äußerst pikante Situation! Steilen Sie sich den Präsidenten von Frontera vor, wie er mit einem Ex-Knastbruder feilscht, der die Kühnheit besitzt, für die ihm ›gestohlene‹ Einheit (angetraute Gattin des eben erwähnten Präsidenten) eine Viertelbillion in hartem Mel zu verlangen!
    Andro ließ die aus diesem Gespräch gewonnenen Daten durch den interplanetaren Konsumentenerfassungsspeicher laufen, wobei nicht nur die Rechtmäßigkeit von Lockes Besitzanspruch bestätigt wurde, sondern auch sein krimineller Hintergrund ans Licht kam sowie seine Verwandtschaft mit dem jüngeren der beiden Angeklagten im Aquarierprozeß. Er unterrichtete seinen Gebieter über die Ergebnisse der Nachforschungen, allerdings nur unvollständig; die wichtigste Information behielt er für sich. Dennoch, der Präsident war besorgt. Auch wenn die bizarren Ansprüche des Schurken unhaltbar waren, wie man ihn glauben machte, kamen sie der Wahrheit nahe genug, um ihn das Wirken einer übernatürlichen Macht ahnen zu lassen – genaugenommen die Hand des Prinzen der Dunkelheit. Andro, als rationaler Gegenpol, vertrat die Meinung, daß der Mann wirklich nur ein verrückter Gauner war, wie die First Lady bereits sehr richtig gesagt hatte, und wiederholte, daß man den Erpressungsversuch gänzlich unbeachtet lassen sollte, womit Blaine sich einverstanden erklärte, weil er nicht den Eindruck erwecken wollte, ein abergläubischer Narr zu sein. Doch abschließend sagte er, daß dieser Vorfall ihn in seiner Absicht bestärkt hatte, sich die First Lady unmittelbar nach der Gerichtsverhandlung vom Hals zu schaffen, denn – wie er es ausdrückte – jetzt umfaßte der exklusive Kreis der Eingeweihten sogar schon Verrückte.
    Diese unheilverkündende Schlußbemerkung vermochte Andro nicht zu entmutigen. Kaum saß er mit Molly II in seinem Zimmer, triumphierte er, das Auftauchen von Locke d. Ä. wäre die Antwort auf ihre Bemühungen, und prophezeite einen gewaltigen Skandal, der den Zusammenbruch des humanistischen Regimes zur Folge haben würde, die Aufhebung sämtlicher Anklagen und den von der LRA geforderten Wiederaufbau Horizonts. Dort würden sie sich dann niederlassen, nach erfolgreich beendeter Mission und der Wiedererweckung Mollys – allerdings spielte er letzteren Punkt etwas herunter, um Molly II nicht aufzuregen.
    »Warum, warum, warum«, fragte ich mich, »glaubt eigentlich jeder, daß man nichts weiter tun muß, als die Wahrheit zu verkünden, und schon lösen sich die Schurken automatisch in Luft auf, wie Vampire im Sonnenlicht?!«
    Das Böse ist erheblich widerstandsfähiger.
    War nicht auch Tad diesem Wunderglauben anheimgefallen, als er Molly II erklärte, sie brauchte sich nur den versammelten Mediaeinheiten als P9 zu erkennen zu geben, und diese Neuigkeit wäre so marserschütternd, daß die Humanisten mir nichts, dir nichts hinweggefegt würden? Leider konnte ich Molly II und Andro an meinen Erkenntnissen nicht teilhaben lassen, sie waren zu eifrig mit Frohmatieren beschäftigt. Als sie sich im gleichen Rhythmus wiegten, ihre Chakras sich berührten und die Funken stoben, instruierte Andro seine Partnerin, grelle Mediaschlagzeilen zu imaginieren, die unübersehbar verkündeten, die First Lady sei ein P9. Sein Enthusiasmus war ansteckend, und da ich wußte, daß ich nichts zu verlieren hatte, wenn ich meine besten Wünsche mit in den Topf warf, beschloß ich, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, auch wenn mein Beitrag sich bei weitem nicht mit dem Elan und der Hingabe messen konnte, mit dem sie diesem wahrhaft teuflischen Gebräu die letzte Würze verliehen.
    Zu meiner Überraschung flimmerte ungefähr eine Woche später die rot-schwarze Schlagzeile FRACASS-EHEFRAU EIN DROIDE über die öffentlichen Leuchtbänder, wo alle es lesen konnten. Anfängerglück, dachte ich und klopfte mir in Gedanken auf die Schulter, denn ich nahm den Löwenanteil von dem scheinbar sofortigen Erfolg unseres Formgasmus für mich in Anspruch.
    Leider – die Wirkung war gleich Null! Locke hatte sich als Sprachrohr ausgerechnet den wenig reputierlichen Martian Inquirer ausgesucht, bekannt für seine aufgebauschten Artikel von zweifelhaftem Wahrheitsgehalt, die häufig an Verleumdung

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