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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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lang, zwei Wochen, dann drei, aber immer noch ohne Ergebnis. Unser frischgebackener Aquarier mußte zugeben, daß Erfolge einem nicht in den Schoß fallen, erst recht nicht in der Isolation, fern der Wirkungsstätte eines gütigen Adepten, der dem Novizen mit gutem Rat zur Seite steht. Es war zum Verrücktwerden, denn in den Katakomben hatte man ihm erzählt, manche Menschen (und Einheiten) wären gleich beim ersten Versuch erfolgreich. Für mich in meiner Hilflosigkeit waren die immer neuen Enttäuschungen besonders schwer zu ertragen. »Warum, warum, warum funktioniert es ausgerechnet bei mir nicht?!«
    Andro warf Molly II einen durchdringenden Blick zu. »Weißt du, was dein Problem ist? Du hast Angst vor dem Kontakt mit dem übergeordneten Wesen, das in dir wohnt.«
    »Ja. Du hast recht.« Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Weil du sie mir vorziehst!« Im Anschluß an dieses schmerzliche Geständnis versicherte sie ihm, daß sie ihm zuliebe gern kooperieren wolle, sich den unbegreiflichen Veränderungen aber nicht gewachsen fühlte. »Ach, Andro, früher war das Leben so einfach.«
    Andro saß in der Zwickmühle. Da er sich als Aquarier betrachtete, konnte er ihr nicht guten Gewissens ein Ergänzungsprogramm verabreichen, um Eifersucht und Angst zu eliminieren, die sie an einer erfolgreichen Mitarbeit hinderten, denn das wäre ein Verstoß gegen die grundlegenden Prinzipien des neuen Glaubens gewesen, der seinen Anhängern untersagte, irgend jemanden durch ein Programm in seinem freien Willen zu beeinträchtigen. Die einzige akzeptable Möglichkeit war, ihr vernünftig zuzureden, aber sie war nicht dumm – sie wußte, ihre einzigartige Identität war in dem Augenblick verloren, da ich meine Freiheit wiedererlangte. Ob sie in mir aufging oder einfach verpuffte, machte nicht den geringsten Unterschied: gelöscht war gelöscht.
    »Wenn du nicht kooperierst, mußt du sterben«, meinte Andro und erinnerte sie an das geplante Attentat. Sie darauf, das wäre ihr lieber, nicht nur, weil er sie programmiert hatte, ein solches Ende zu akzeptieren, sondern auch, weil sie dann als seine ihn ewig liebende Molly diese Welt verlassen durfte, statt zu einer geistergleich über den Phytoschaltkreisen ihrer Rivalin schwebenden Erinnerung reduziert zu werden. Unter diesem Aspekt war es für sie eine gute Nachricht, daß die Gerichtsverhandlung schon in zwei Monaten stattfinden sollte, Anfang Januar 2085. Das bedeutete, es blieb nicht mehr viel Zeit, die echte Molly zu befreien. Andererseits war sie herzlich gern bereit, für ein Urteil zugunsten der Angeklagten zu frohmatieren und auch für den Sturz von Blaine Fracass und den Wiederaufbau Horizonts, wobei es wohl eines ausgesprochenen Frohmatierungsmirakels bedurfte. Folglich bemühte sie sich erneut, ihn zu einem gemeinsamen Frohmat zu überreden; er brauchte nur ja zu sagen und konnte mit ihrer rückhaltlosen Kooperation rechnen. »Leg den Kreisel weg, Liebling.« Sie ließ zwei Finger seinen Arm hinaufspazieren und krümmte sie an der Schulterspitze zu einer knienden Haltung. Neckisch fügte sie in gespielter Demut hinzu: »Und wenn ich schön bitte, bitte mache?«
    »Warum mußt du ausgerechnet jetzt deinen Dickkopf aufsetzen?« seufzte er und drehte den Kreisel, aber nur halbherzig.
    Behutsam streckte sie die Hand aus und hob ihn auf; sofort erlosch das Dissolutionsfeld. »Es ist so lange her, Andro. Fast einen Monat. Bitte. Nutzen wir, was wir am besten können, für dieses neue Ziel. Ich kann so gut imaginieren wie sie, besser sogar. Bin ich nicht deine Schöpfung?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Wie könnte ich dann anders, als deinen Wünschen entsprechend frohmatieren?«
    »Du führst mich in Versuchung.«
    (»Laß dich nicht becircen!« rief ich erschreckt. Oh, wie gerne ich sie erdrosselt hätte!)
    »Du brauchst die ›echte‹ Molly gar nicht, Dummchen.« Sie streifte seinen Mund ganz zart mit ihren Lippen, wie ein Hauch. Er erwiderte die Liebkosung.
    (»Nicht doch! Sie wird ihr Weiterleben imaginieren, auf meine Kosten!«)
    »Hör auf.« Er wandte den Kopf ab. »Wir müssen den IZ dissolvieren.«
    »Wenn du mir nicht vertrauen kannst, wem dann? Du weißt, daß ich nur durch dich existiere. Meine Motive sind rein.«
    (»Natürlich sind sie das. Sie will sich für das Attentat bewahren. Eine programmierte Märtyrerin ist diese Molly II und eine Mörderin, weil sie mich mitnehmen will, wenn sie off line geht. Andro, durchschaust du sie denn nicht? Bitte, laß dich

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