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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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eine Absicherung, falls die Kopie gestohlen oder beschädigt wird und umgekehrt. Nun, ich denke, das genügt als Information.«
    »Dann brauchst du das hier eigentlich gar nicht«, sagte ich fröhlich. Ich beschloß, das Risiko einzugehen, und schob die Spule in meinen Ausschnitt, nur zur Sicherheit.
    Er schaute mit gerunzelter Stirn auf die Uhr. »Ich habe keine Zeit, um Spielchen zu spielen.« Er zeigte auf das Fenster im Boden, und als ich den Kopf senkte, konnte ich sehen, daß wir uns auf den Dachlandeplatz eines großen, dreistöckigen Gebäudes hinabsenkten, einige Blocks westlich des elfenbeinfarbenen Verwaltungsturms von Stellar Entertainment. »Dein neues Heim. Wenn du mir das zurückgibst.«
    Irgendein Impuls veranlaßte mich, heftig den Kopf zu schütteln.
    »Du bist wahrhaftig verrückt.«
    »Nein – verzweifelt. Ohne das« – ich legte eine Hand auf die Brust, wo ich die Spule verwahrte – »bin ich nichts, schlimmer als exterminiert.«
    »Rührend. Her damit, Schätzchen.«
    »Wenn du deine Stewardessen schonen willst, ich finde allein hinaus.«
    »Zwing mich nicht, etwas zu tun, was ich eigentlich gar nicht tun will. Ich meinte es ernst, als ich vorhin drohte, dich töten zu lassen, wenn …«
    »Ja«, fiel ich ihm ins Wort. »Du hast es ernst gemeint, als Drohung, aber daß ich das kostbare Stück jetzt habe und im Begriff bin, damit von Bord zu gehen, ändert alles.«
    »Ach? Warum auf einmal so überzeugt?«
    »Du magst mich.«
    »Ich habe eine Menge Leute eliminiert, die ich leiden mochte.«
    »Verbleiben wir so: Ganz gleich, was ich auf dieser Spule vorfinde, ich werde es keiner Seele erzählen. Du hast mein Wort.«
    Sein Gesicht wurde hart, dann erschien wieder das vertraute Funkeln in seinen Augen, und er gab nach. »Schon gut. Geh nur. Ich nehme das Risiko auf mich. Du hast recht, ich mag dich wirklich. Und es ist keine große Sache, eine zweite Spule anfertigen zu lassen. Ich werde Boffo sagen, er soll mir eine vom Original ziehen.« Er klatschte in die Hände, und zwei von den Stewardessen kamen herein. Er befahl ihnen, mich zum Ausgang zu begleiten, aber ich zögerte, von plötzlichem Mißtrauen erfüllt. Ich fragte, ob er sicher war, mich vorhin wegen der Rehabilitation nicht angelogen zu haben. »Nein. Wie könnte ich«, antwortete er bedauernd. – »Und jetzt lügst du auch nicht? Ich frage, weil es möglich ist, daß das T-Max aufgehört hat zu wirken.« – »Versuch mir zu sagen, daß du ein menschliches Wesen bist. Na los, versucht.« Ich konnte nicht. »Na siehst du, deins wirkt noch, also kann es bei mir nicht anders sein. Zufrieden?« – »Nicht ganz. Versuch mir zu sagen, daß du ein Mensch bist.« Er öffnete den Mund, brachte die Worte aber nicht heraus. Dann lächelte er verschlagen und drohte mir mit dem Finger. »Wie ich schon sagte, du bist süß. Komm her.« Ich rührte mich nicht. »Nur ein Kuß, Molly.« – »Warum jetzt und vorhin nicht?« – »Da habe ich uns nicht als Ebenbürtige gesehen.« – »Noch irgendwelche Komplimente?« – »Ich verlange doch nicht mehr als einen Abschiedskuß. Hand aufs Herz.«
    Ich ließ ihn gewähren. Mit einer seltsamen, lieblosen Leidenschaft drückte er seine Lippen auf meinen Mund. Ich fühlte mich wie gebrandmarkt. »Ich wünsche dir eine fabelhafte neue Karriere«, flüsterte er. Sein Atem roch wie verbranntes Haar. Doch es war der spöttische Tonfall, der mich veranlaßte, ihm ins Gesicht zu schlagen, bevor ich den Impuls zu unterdrücken vermochte. Vielleicht war ich verrückt, vielleicht hatte das T-Max sämtliche Hemmschwellen kurzgeschlossen – ich kann's nicht sagen, aber Chef im Orbit, tat das gut! Er hielt sich beachtlich, muß ich zugeben. Ich hatte nicht meine volle Kraft eingesetzt (das hätte ihn den Kopf gekostet), nur eben so viel, daß er sich meiner erinnern würde. Trotzdem geriet er ins Taumeln, doch – Ehre, wem Ehre gebührt – er blieb auf den Füßen. Als die Torpedos hereingestürmt kamen, befahl er ihnen, die Laser zu senken. Dann musterte er mich gedankenvoll, während er seine Wange rieb.
    »Verschwinde.«
    Als ich auf dem Betondach stand und die Jacht hinter mir abhob, glaubte ich, das sei der glücklichste Augenblick in meinem ganzen Leben. Ich hob den Kopf und erspähte durch das große Sichtfenster im Boden seine Füße in den Satinslippern und davon eingerahmt sein Gesicht, denn er stand vorgebeugt, mit gespreizten Beinen, und schaute zu mir herab. Dann beschrieb das Schiff eine Rechtskurve

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