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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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Torpedos, die an der Tür gestanden hatten, verschwanden, während die Stewardessen herbeieilten, um Kissen auf dem Boden zu verteilen. Derweil nahm er das nächste Champagnerglas und trank es leer, wahrscheinlich zur Anregung. Sobald die Dienstboten sich zurückgezogen hatten, entkleidete er sich, bedeutete mir, dasselbe zu tun, und führte mich an der Hand zu unserem Frohmat-Thron. Er bestand darauf, seine alberne Kapitänsmütze aufzubehalten, und vermied außerdem jeden Kontakt mit meinen Lippen, um das Unpersönliche unseres Koitus zu betonen. Abgesehen von der Lotusstellung (wegen seines Bauchs ein ziemliches Problem), merkwürdigen Instruktionen und dem völligen Mangel an Vergnügen bei unserem Akt unterschieden sich unsere Bemühungen für mich nicht im geringsten von den vor Gericht gezeigten erotischen Szenen meiner Sitzungen im Dodger District und in Malibu. Ich ritt auf seinem nicht sehr beeindruckenden Werkzeug, und er gab mir folgende Anweisungen: »Stell dir einen nicht mehr jungen, distinguiert aussehenden Japaner vor, der in einem ovalen Orbiterbüro sitzt. Hast du's? Gut. Das ist Frank Hirojones. Jetzt sprich mir nach: Möge er für immer über Sensei Inc. herrschen. Möge er für immer über Sensei Inc. herrschen. Möge er …« Ich wiederholte, ad hauseam, bis zu unserem ›Formagasmus‹, wie er es nannte. Dann ließ er sich entspannt auf die Kissen sinken und legte die Hände um meine Hinterbacken.
    »War das jetzt ein Unterschied zu dem, was ich vor einer Viertelstunde tun wollte?«
    »Das hier, Baby, war Wissenschaft.«
    »Trotzdem bist du jetzt ein Droidenficker?« stichelte ich.
    »Quatsch. Für mich bist du ein Mensch.«
    »Soll ich das als Kompliment auffassen?«
    Er lachte. »Ja. Zu sehr ein Mensch.«
    »Was meinst du damit? War es naiv von mir, dir zu trauen?«
    »Nein. Ich …« Genau wie ich erwartet hatte, blieben ihm die Worte im Hals stecken, statt dessen entschlüpfte ihm die Wahrheit. »Ja. Du hast dich mühelos übertölpeln lassen.« Verblüfft stand er auf, zog hastig seinen Bademantel an und warf mir einen fragenden Blick zu.
    »T-Max.« Ich lächelte, während ich in meine graue Anstaltskleidung schlüpfte. »Du hast aus meinem Glas getrunken.«
    »Du …! Warum hast du nichts gesagt?«
    »Du hast nicht gefragt.«
    »Verdammt. In einer Stunde muß ich bei einer Anhörung des IBV aussagen.« Aufgeregt schaltete er die Sprechanlage in der Armlehne des Sofas ein und befahl dem Piloten, sofort den nächsten Halt anzusteuern; er wollte mich so schnell wie möglich loswerden. Oder hatte er etwas Schlimmeres vor?
    »Droht mir jetzt doch die Rehabilitation?«
    »Nein. Da, siehst du? – Das war keine Lüge«, fügte er heftig hinzu.
    »Was ist mit meinen Erinnerungen?«
    »Ich habe gelogen.« Es machte ihm einen Riesenspaß, das zu sagen.
    »Warum?!«
    »Du darfst nicht wissen, was sie enthalten; es ist gefährlich. Es könnte dich umbringen.«
    »Wo hast du sie versteckt?«
    »Unter meiner Mütze«, erwiderte er unbekümmert.
    »Wo?! Sag's mir!«
    »Unter meiner Mütze.«
    »Oh.« Mir war nicht bewußt geworden, daß er es wörtlich meinte. Ängstlich, aber entschlossen, hob ich die Hand und nahm ihm die Mütze ab, trotz seiner drohenden Blicke. Er war übrigens nicht kahl. Die Mütze verbarg eine billige Phytostirnpartie, die nie richtig festgewachsen war, vermutlich die Erinnerung an eine hastig ausgeführte Flickschusterei an den Schläfenlappen nach einer Auseinandersetzung mit den Behörden oder der Konkurrenz. Theoretisch gesehen, machte ihn das zu einem Semi. Doch mein hauptsächliches Interesse galt der winzigen Holospule, die ich hinter dem Schweißband entdeckte. Ich nahm sie heraus und umschloß sie mit der Hand.
    Dann bekam ich kalte Füße. Mir fiel ein, was er über Termination gesagt hatte. »Ein Angebot«, sagte ich und reichte ihm die Mütze, ohne mich jedoch von der Spule trennen zu können. »Ich gebe mich mit einer gekürzten Fassung zufrieden; die Sequenzen über dich und Sensei kannst du löschen. Auf die Art bist du geschützt.«
    »Geht nicht. Ich brauche sie.«
    »Wozu?«
    Unfähig, sein Geheimnis zu bewahren, platzte er heraus: »Um FH an der Kandare halten zu können, selbstverständlich! Besonders das Material von euch beiden in Malibu. Ich habe vor, meine Einflußsphäre auf dem Mars auszuweiten. Wenn er Einspruch erhebt, bringe ich deine Erinnerungen zur Sprache. Er weiß nicht, daß ich eine Kopie habe. Das Original – das Boffo bekommen hat – ist

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