Mein Leben als Androidin
Behälters ausgereicht haben würde, mir Übelkeit zu erregen, wären nicht hinter der Maske, mit dem ersten Schimmer von Akne, die Züge meines heldenhaften Gebieters Tad zum Vorschein gekommen. Mit erhobener Stimme fragte er, ob ich unverletzt sei. Ich erwiderte, es ginge mir in Anbetracht der Umstände ausgezeichnet, doch sei ich gelinde überrascht. Er grinste über meine Worte, dann verzog er das Gesicht über den Geschmack der zerlaufenen Schminke, von der ihm etwas in den Mund geraten war. Er spuckte aus, hob den Kopf und erspähte den vorübertreibenden Minicontainer des Kindes. »Junior!« rief er. »Ist er es? O Tad, rette ihn«, flehte ich. Ohne Zögern sprang er ins Wasser, um hinter unserem Sohn herzuschwimmen. Hinter den Dunstschleiern konnten wir ihn vage erkennen, wie er auf Händen und Knien in dem Behälter kauerte und ratlos den Kopf nach uns wandte. Dann verschwanden beide, Vater und Sohn, im Nebel, und ich wartete in schmerzlicher Ungewißheit.
Tad kehrte einige Minuten darauf zurück, aber ohne das Kind. Erschöpft klammerte er sich an die Nutraflasche an der Seite des Containers, während Polizeiaeros im Tiefflug die Wasserfläche nach Überlebenden absuchten. (Es gab keine; der Transporter hatte die übrigen bedauernswerten Muttereinheiten mit sich in die Tiefe gerissen.) Wir unternahmen nichts, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen; das schlimmste Wüten der Elemente war uns lieber, als in ihre Hände zu fallen. Bald stellten sie ihre Suche ein, und Tad konnte wieder auf den Container klimmen.
Wie man sich vorstellen kann, war er untröstlich über den Verlust unseres Sohnes und geißelte sich mit Selbstvorwürfen, weil er den Kleinen in letzter Minute zu mir in den Frachter geschoben hatte. »Wenn ich nur nicht versucht hätte, ihn zu retten, dann wäre er jetzt noch am Leben.« Unter Tränen – den ersten, die ich je vergossen hatte – gab ich zu bedenken, daß der Tod in den Wellen vielleicht ein besseres Schicksal sei, als nach Camarillo geschickt zu werden, wo man den Jungen in eine Standardeinheit verwandelt haben würde. Was mich selbst betraf, ich zog unsere momentane Zwangslage, so ausweglos sie sein mochte, der Termination durch seinen Vater, Gebieter Locke, vor, also brauchte er sich meinetwegen keine Gewissensbisse zu machen; im Gegenteil, ich war ihm dankbar für seine Intervention.
Diese erste Rede, die Tad je von mir gehört hatte (oder überhaupt jemand, um genau zu sein), verblüffte und ernüchterte ihn, ohne jedoch seine Hauptsorge zu zerstreuen, die ich nicht bedacht hatte – sein eigenes Schicksal, das nicht besonders vielversprechend aussah, denn die Sonne sank, die Temperatur gleichfalls, und der Wind frischte kräftig auf. Zähneklappernd verkündete er, die Strömung treibe uns weiter aufs Meer hinaus, obwohl es dafür keinerlei konkreten Anhaltspunkt gab, außer seinem brandneuen Fatalismus und der felsenfesten Überzeugung, vom Unglück verfolgt zu sein. Die heroische Fassade bröckelte ab, und der verängstigte Teenager kam zum Vorschein, der sich eine Suppe eingebrockt hatte, die er nicht auszulöffeln imstande war. »O Gott, hätte ich doch die Finger davongelassen«, jammerte er (es war beinahe ein Wimmern), und: »O Mann, ich muß verrückt gewesen sein. Verdammt!« Zitternd vor Kälte stieß er düstere Prophezeiungen unsere Überlebenschancen betreffend hervor. Sie waren gleich Null, behauptete er, und selbst wenn wir zufällig einem Schiff begegnen sollten, handelte es sich garantiert um ein kilometerbreites Stadtschiff, von dem wir untergepflügt wurden, ohne daß an Bord jemand etwas merkte.
Nie zuvor war mir in den Sinn gekommen, daß ein Gebieter Angst haben könnte. Angst, hatte ich gedacht, kannten ausschließlich Androiden. Deshalb wirkte Tads Zusammenbruch höchst befremdlich auf mich und steigerte meine eigenen Gefühle von Verlassenheit und Furcht, besonders, als er Haie erwähnte. Unter dem sternenübersäten Himmel und im ungewissen Licht des Vollmonds fabelte er von einem ganzen Schwarm dieser Untiere, die uns angeblich umkreisten. Von meinem Platz in dem Container, auf gleicher Höhe mit der Wasserlinie, hatte ich keine Möglichkeit, mich von der Wahrheit seiner Behauptungen zu überzeugen, doch war es ihm gelungen, seine Schreckensvisionen von diesen blutrünstigen Bestien auch in meiner Vorstellungskraft zu verankern. Gegenseitig steigerten wir uns in eine wahre Hysterie, denn kaum fing ich an zu schreien (das grauenhafte Bild vor Augen,
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