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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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das Gebäude bestand, wo seine Konstruktion am angreifbarsten war, wo und zu welcher Tageszeit es am stärksten frequentiert wurde.
    Wir lernten auch, wie man Zielpersonen observierte, da die Überwachung ein wesentlicher Teil beim Planen einer Entführung oder eines Mordanschlags ist. Einmal wurde uns der Name eines Bruders im Lager genannt, und wir sollten ihn vier Tage lang überwachen. Jede Bewegung, die er machte, sollten wir minutiös notieren. Wir durften den Bruder nicht aus den Augen lassen, mussten aber gleichzeitig gewährleisten, dass wir selbst nicht entdeckt wurden. Abu Yahya zeigte uns eine Pflanze, an deren Blattunterseiten essbare Pilze wuchsen, so dass wir genug essen konnten, um bei Kräften zu bleiben und ohne das Zielobjekt aus den Augen zu lassen.
    Abu Yahya brachte uns bei, wie wir unsere Observationsfertigkeiten bei der Durchführung einer Entführung einsetzen konnten. Am besten sei es, jemandem aus seinem eigenen Haus zu entführen, weil es dann keine Zeugen gebe. Dafür müsse der Mudschahid aber erst einmal die Zielperson genau ausspähen – mit wem sie lebt, wo sie arbeitet, wann sie am Morgen zur Arbeit geht und wann sie zurückkommt, wann sie aufsteht und zu Bett geht, wann sie sich wo in ihrem Haus aufhält und ob sie Waffen besitzt. Wir lernten, wie man ein Haus überwachte, um diese Informationen zu bekommen, aber Abu Yahya erklärte uns, dass man diese Informationen am besten dadurch erhalte, dass man Mitglieder des Personals dieser Zielperson besteche oder bedrohe.
    Dann brachte er uns die tatsächliche Durchführung eines solchen Kidnappings bei. Wir mussten lernen, unentdeckt und ungesehen über Mauern zu steigen und Türen zu öffnen. Notfalls mussten wir die Wachen töten, um ins Haus zu gelangen. Er zeigte uns, wie man sich von hinten an die Zielperson heranschlich und diese dann überwältigte, indem man ihr ein mit Chloroform getränktes Tuch vor das Gesicht hielt. Allerdings durfte dieser Vorgang nicht zu lange dauern, da das Opfer starb, wenn es länger als dreißig Sekunden dieses Chloroform einatmen musste. Dann würde es ohne weiteren Nutzen sein.
    Grundlage von Abu Yahyas Ausbildung war ein dickes Trainingshandbuch. Alle Ausbilder besaßen dieses Buch; auf seinem rot-grünen Umschlag waren zwei Kalaschnikows abgebildet und arabische Schriftzeichen zu erkennen. Es war mindestens tausend Seiten dick und enthielt Anweisungen für alle Arten von Militär- und Guerillaoperationen, vom Entschärfen einer Minenfalle bis zum Abschuss eines feindlichen Flugzeugs mit einer Boden-Luft-Rakete.
    In dem Buch gab es zahlreiche Abbildungen, die uns die Ausbilder manchmal zeigten, um uns spezielle Unterrichtsinhalte zu verdeutlichen. Diese Bilder konnten sehr hilfreich sein, da die Tschetschenen nicht sehr gut Englisch sprachen und auch mein Arabisch immer noch nicht perfekt war, obwohl es sich doch mit der Zeit ziemlich verbessert hatte.
    Einmal erläuterte uns Abu Yahya die einzelnen Phasen einer Entführung anhand einer Bildersequenz aus dem entsprechenden Abschnitt dieses Handbuchs. Es amüsierte mich, als ich diese Abbildungen näher betrachtete – ich hatte sie schon einmal gesehen. Sie stammten aus den amerikanischen Ausbildungshandbüchern, die ich im Bücherregal dieses konspirativen Hauses in Peschawar entdeckt hatte.

DER EMIR
    Als Ibn Sheikh nach Khaldan kam, hatte ich inzwischen viel über ihn erfahren und wusste weit mehr als damals bei unserer ersten Begegnung in Peschawar. Jedermann im Lager redete über ihn, obwohl uns persönlicher Klatsch ja eigentlich verboten war. Ich erfuhr, dass er nicht nur Emir von Khaldan sei, sondern auch noch ein paar andere afghanische Ausbildungslager leite. Er stamme aus Libyen und heiße mit vollem Namen Ibn al-Sheikh al-Libi. In den 1980er Jahren habe er im Krieg gegen die Russen gekämpft.
    Danach setzte er seinen Kampf gegen Mohammed Nadschibullah fort. Nadschibullah war bereits in den letzten Jahren der sowjetischen Besatzung afghanischer Präsident gewesen und wurde von den Russen auch nach ihrem Abzug unterstützt. Er versuchte mit allen Mitteln, sein Land von den Mudschahidin zu befreien, die ihn dafür abgrundtief hassten. Drei Jahre konnte er sich noch an der Macht halten. 1992 wurde er gestürzt, als die Mudschahidin Kabul eroberten. Danach plünderten sie die riesigen Waffenlager der Regierung, was die Mudschahidin noch kampfkräftiger und effizienter werden ließ.
     
    Ibn Sheikh war wie alle Ausbilder im Lager äußerst

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