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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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gab es dort mehr Platz.
    In den folgenden Wochen leistete ich Abdul Kerim manchmal Gesellschaft, wenn er sich von Abu Mousa über elektronische Bauteile unterrichten ließ. In Khaldan hatten wir sehr einfache, grundlegende Dinge gelernt, etwa wie man eine Bombe mit Hilfe eines Weckers oder eines Mobiltelefons zündete. Doch Abdul Kerim beschäftigte sich mittlerweile mit sehr viel anspruchsvolleren Dingen. Er lernte jetzt von der Pike auf, wie man Fernzündungen baute. Im Lager gab es alle Arten von Zubehörteilen, mit denen man üben konnte: Mikroprozessoren, Motherboards. Und die eigentliche Arbeit verlangte Gewissenhaftigkeit und enorme Konzentration. Doch Abdul Kerim war hoch motiviert. Er hatte ein Lehrbuch von enormem Umfang, mit dem er sich bis spät in die Nacht beschäftigte.
     
    In Derunta gab es alle Arten von Waffen, und viele davon waren technisch sehr viel anspruchsvoller als das Material, das uns in Khaldan zur Verfügung stand. Diese Waffen waren überall untergebracht. Sie füllten zwei Lagerschuppen im Eingangsbereich, und direkt hinter der Moschee gab es eine ganze Reihe von Nachschublagern, die mit allen möglichen Schusswaffen, Minen und Granaten vollgepackt waren.
    Abu Dschihad, der Emir, bildete mich in diesen Anfangswochen an vielen neuen Waffen aus. Ich erlernte den Umgang mit der AT-4 Spigot, einer tragbaren Panzerabwehrrakete, die so groß war, dass für den Transport drei Mann benötigt wurden. Das Geschoss wird mit hoher Geschwindigkeit und in gerader Flugbahn abgefeuert – anders als die Mörsergranaten, die in hohem Bogen verschossen werden. Die Rakete ist über einen nachgeschleppten Draht mit der Zielvorrichtung verbunden, die das Geschoss mit unglaublicher Genauigkeit auf bis zu zwei Kilometer entfernte Ziele lenken kann.
    Ich übte auch mit der SPG-9. Das ist eine russische Abschussvorrichtung, die HEAT-Panzerabwehrraketen verschießt, so wie der BMP-1-Schützenpanzer, den ich vor dem Lager gesehen hatte. Das Gerät erzeugte beim Abfeuern einen Höllenlärm, doch es gab nichts, womit ich meine Ohren schützen konnte. Ich musste mich einfach an dieses Getöse gewöhnen.
    Am besten gefielen mir jedoch die Scharfschützengewehre. In Khaldan hatte ich nie eines abgefeuert. Am nächsten war ich einer solchen Waffe an dem Tag gewesen, als ich Abu Bakr in seinem Quartier die Spritze gegeben hatte. In Derunta jedoch gab es jede Menge Dragunow-Gewehre. Es war eine aufregende Angelegenheit, endlich eine solche Waffe zu benutzen. In Belgien hatte ich für Yasin Dragunows gekauft, aber Laurent übergab sie mir stets im zerlegten Zustand. Die Dragunow ist die Waffe eines Meisterschützen, und ich liebte ihre Präzision.
    In Derunta ging uns die Munition niemals aus. Die Vorräte in den Lagerschuppen waren unerschöpflich, Abu Dschihad gab uns alles, was wir nur haben wollten. Und wir machten Gebrauch davon, wir hatten ja sonst nicht viel zu tun.
    Eines Abends beschlossen Abdul Kerim und ich, mit einer Granate angeln zu gehen. Wir gingen zum See hinunter und warfen sie ins Wasser. Doch unser Timing stimmte nicht. Die Granate war auf eine Explosion nach zehn Sekunden eingestellt, aber wir warfen sie zu früh, und zum Zeitpunkt der Detonation war sie bereits zu tief abgesunken.
    Beim nächsten Mal entschieden wir uns für Semtex. Wir benutzten einen Sprengzünder, und es klappte vorzüglich. Überall trieben tote Fische, und Abdul Kerim und ich schwammen in den See hinaus, um unser Abendessen einzusammeln.
    Einmal benutzten wir für die Entenjagd Dragunows. Einerseits funktionierte das – wir schossen die Enten mühelos ab. Aber wir hatten den Fehler gemacht, für diesen Zweck Spezialmunition einzusetzen, die auch Panzerungen durchschlug, und als wir die Enten einsammeln wollten, fanden wir nur völlig zerfetzte Kadaver vor, die man nicht einmal mehr essen konnte.
     
    Wir hatten zwar unseren Spaß miteinander, aber mir fiel auf, dass sich Abdul Kerim verändert hatte. Er war ruhiger als damals in Khaldan, und er war auch sehr viel trauriger. Wenn ich in unsere Unterkunft kam, ertappte ich ihn oft dabei, wie er zerstreut auf den Rändern seines Lehrbuches herumkritzelte, mit dessen Inhalt er sich eigentlich beschäftigen sollte.
    Abdul Kerim war ein wunderbarer Künstler. Er zeichnete sehr schöne, detailreiche Bilder von Menschen. Besonders gern skizzierte er antike Krieger, wie ich sie im Museum in Brüssel gesehen hatte – die frühen Mudschahidin in voller Kampfausrüstung. Doch alle

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