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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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als wir uns dem Grenzübergang näherten. Er sagte mir, dass ich nichts antworten solle, falls mich die Grenzer ansprachen. Stattdessen sollte ich den Verrückten spielen. Meinen Kopf von einer Seite auf die andere werfen. Einen epileptischen Anfall vortäuschen. Ich sollte kein Wort Arabisch sprechen, was immer auch geschah. Abu Said würde die Sache in die Hand nehmen.
    Als wir die Grenze erreichten, sah ich sofort, dass dies eine sehr viel gefährlichere Sache werden würde als meine erste Einreise nach Afghanistan. Überall waren Menschen, Autos, Lastwagen, und es wimmelte nur so von Polizisten. Und es gab ein Zollbüro, wo ich möglicherweise meine Papiere vorzeigen musste. Meinen Pass hatte ich am Tag meiner Ankunft in Khaldan bei Abu Bakr abgegeben und seitdem nicht mehr in der Hand gehabt. Und er hätte mir natürlich auch überhaupt nichts genützt – ganz im Gegenteil. Ich war wie ein Afghane gekleidet, hatte aber einen marokkanischen Pass, und mein Visum war bereits vor einigen Monaten abgelaufen.
    Ich reihte mich in eine lange Schlange hinter dem Zollgebäude ein. Die Menge drängte sich ganz langsam durch die Tür, an der kontrolliert wurde. Als ich mich den Wachen näherte, sah ich, dass sie die meisten Leute, die sie anhielten, nur auf Waffen und Schmuggelwaren untersuchten. Einige Grenzgänger wurden allerdings länger angehalten, damit ihre Papiere geprüft werden konnten.
    Als ich vor dem Grenzer stand, breitete ich die Arme aus, damit er mich durchsuchen konnte, wie er das auch bei den anderen getan hatte. Ich wartete auf eine Anweisung. Doch bevor es dazu kam, erhielt ich einen kräftigen Schubs von hinten. Ich hörte hinter mir jemand schreien. Ich wurde weiter nach vorne gedrängt, die Menschen um mich herum fingen an zu schieben.
    Schon bald hatte ich den Grenzer weit hinter mir gelassen. Ich begriff nicht, was da geschehen war, aber ich wusste, dass ich Glück gehabt hatte, und ging einfach weiter. Ich schaute zurück und sah und hörte, wie Abu Said den Grenzer in einer Sprache anschrie, die ich nicht verstand. Mir wurde klar, dass er den ganzen Vorfall gesteuert hatte.
     
    Sobald auch Abu Said auf der afghanischen Seite der Grenze war, nahmen wir beide wieder ein Taxi. In Jalalabad machten wir kurz halt, damit Abu Said einige Einkäufe tätigen konnte. Jalalabad war eine betriebsame Handelsstadt, die Straßen waren von Läden gesäumt, in denen alle möglichen Waren angeboten wurden. Zu meiner Überraschung sah ich, dass alle Arten von elektrischen Geräten zu haben waren, auch Fernsehgeräte und Stereoanlagen. Ich fragte Abu Said, warum die Taliban diese Art von Handel nicht unterbunden hätten, und er meinte, Jalalabad sei in diesem Bürgerkrieg eine Art Niemandsland – weder Rabbani noch Hekmatyar noch die Taliban kontrollierten die Stadt.
    Sobald Abu Said die benötigten Dinge beisammen hatte, stiegen wir in ein weiteres Geländewagen-Taxi und fuhren einige Kilometer weit, bis wir in einem kleinen Dorf anlangten. Abu Said sagte mir, der Ort heiße Derunta, und das war auch der Name des Lagers, zu dem wir wollten.
    Das Taxi setzte uns dort ab, und wir gingen zu Fuß durch das Dorf. Vor uns sahen wir die Straße an einem hohen Berg unserem Blick entschwinden. „Das ist die Straße nach Kabul“, sagte Abu Said. Wir gingen weiter. Zu unserer Rechten war ein Fluss, und wenig später kamen wir an eine Brücke. An den Geräuschen erkannte ich rasch, dass dies in Wirklichkeit eine Dammkrone war, wandte mich um und blickte auf einen großen Stausee.
    Zwei Wachen standen am Zugang zur Brücke. Sie musterten uns kurz, unternahmen aber nichts. Auf der anderen Seite war eine schmale staubige Straße. Dort gingen wir weiter, und ich sah die rostenden Überreste verschiedener Typen von russischen Militärfahrzeugen, die über die Hügel verstreut waren. Noch ein Stück weiter sah ich etwas, was mich zunächst an große Häuser erinnerte. Als wir näher kamen und genauer hinschauen konnten, sah ich, dass das keine Häuser, sondern zwei ziemlich imposante Panzer waren. Dies war ein Kontrollpunkt.
    Er wurde von mehreren Afghanen bewacht. Abu Said sprach mit ihnen, und offensichtlich kannten sie alle einander. Ich wartete auf das Ende der Unterhaltung und sah mir einstweilen die Panzer genauer an. In Khaldan hatte ich Informationen über beide Fahrzeugtypen gelesen, aber bisher noch keinen von beiden zu Gesicht bekommen. Der eine war ein BMP-1, ein sowjetischer Schützenpanzer, der mit

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