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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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instruiert, dass wir nicht denselben Auftrag hatten wie sie und uns auch nicht in ihre Politik einmischen sollten.
    Die Hizb-i-Islami -Kämpfer aßen mit uns zusammen und beteten auch mit uns in der Moschee, deshalb hörten wir natürlich oft ihre Gespräche mit. Am häufigsten unterhielten sie sich über die Taliban. Es war im Spätherbst 1995, und wir hatten über das Radio von den heftigen Kämpfen um Kabul gehört. Rabbani und Massoud hielten sich zwar noch dort, aber die Taliban hatten große Geländegewinne erzielt. Viele im Lager waren allerdings der Ansicht, dass die Taliban die Hauptstadt niemals aus eigener Kraft einnehmen könnten und sich zu diesem Zweck mit Hekmatyar und seinen Kämpfern oder mit General Rashid Dostum, dem usbekischen Warlord, der immer noch weite Teile des Landes beherrschte, verbünden müssten.
    Die Kämpfer der Hizb-i-Islami waren alle der Ansicht, dass Hekmatyar sich mit den Taliban zusammentun sollte. Sie hassten Rabbani und sahen ein Bündnis mit den Taliban als Gelegenheit, diesen Mann endgültig loszuwerden. Aber alle Befürworter eines solches Bündnisses wussten auch, dass Abu Dschihad, der Emir des Lagers, gegen eine solche Lösung war. Er war Hekmatyar vollständig ergeben, und dieser wollte sich nicht mit den Taliban verbünden.
    Abdul Kerim und ich waren natürlich auf der Seite des Emirs. Wir wussten, dass die Taliban Erneuerer waren. Aber wir hatten mit Hekmatyar nicht das Geringste zu tun, also behielten wir unsere Gedanken für uns. Das Bündnisproblem schien weder Abu Mousa noch Abu Hamid, den Jordanier, zu beschäftigen.
    Schon bald kam es zu offenen Spannungen. Die Kämpfer beschlossen, dass sie Abu Dschihad durch einen neuen Emir abgelöst sehen wollten. Sie stimmten ab, waren dann aber unschlüssig, weil diese Entscheidung nicht einstimmig ausgefallen war. Einige von uns hatten sich überhaupt nicht beteiligt, und das machte den Aufrührern zu schaffen. Es spielte jedoch keine Rolle – Abu Dschihad fand auch so heraus, was geschehen war. Er regte sich deswegen nicht auf, sondern blieb in seinem Zimmer, legte sich einfach ins Bett, ließ sich das Essen bringen und teilte den Lagerinsassen mit, er sei krank.
    Nach ein paar Tagen sahen Abdul Kerim und ich nach seinem Wohlergehen. Als wir Abu Dschihads Zimmer betraten, wurde uns sofort klar, dass ihm nicht das Geringste fehlte. Er war nur irritiert über die Tatsache, dass sich die Brüder gegen ihn gewandt hatten. Ihm war nicht klar, warum sie ihn nicht leiden konnten, und seine Gefühle waren verletzt.
    Das ging eine Woche lang so weiter, und selbst die offenen Gegner des Emirs waren allmählich besorgt. Abu Dschihad war noch nicht von seinem Posten verdrängt, er war nach wie vor Emir des Lagers, und irgendjemand musste die Befehlsgewalt haben. Also suchte eine Gruppe von Leuten Abu Dschihad in seinem Zimmer auf. Man versicherte ihm, wie sehr man ihn sich als Emir wünschte, und bat um seine Rückkehr.
    Nur wenige Stunden später tauchte Abu Dschihad wieder auf, und das Lagerleben normalisierte sich. Das Drama war beendet. Ich wurde dennoch den Gedanken nicht los, dass dies für einen Emir ein seltsames Verhalten war – ganz besonders angesichts der Tatsache, dass nur wenige Kilometer entfernt Krieg geführt wurde.
     
    Abu Dschihad sagte uns eines Tages, nach der salat zur Mittagszeit, er gehe ins Lager der Kaschmirer. Er fragte, ob jemand von uns eine Botschaft habe, die nach Peschawar oder in eines der anderen Lager zu überbringen sei, oder ob einer von uns ihn begleiten wolle. Meine Neugier war geweckt, also ging ich mit.
    Das Lager der Kaschmirer lag zwar nur 400 Meter von uns entfernt, doch um dorthin zu gelangen, mussten wir einen großen Umweg machen und zurückfahren, um das ganze arabische Lager herum, eine lange Straße bergab und schließlich wieder bergauf, dorthin, wo das Lager der Kaschmirer angelegt worden war. Das Gebiet zwischen unserem und ihrem Lager war mit Landminen verseucht, und für uns gab es dort kein Durchkommen.
    Der Kommandant des Lagers begrüßte uns bei der Ankunft und führte uns zu einem kleinen Gebäude, in dem eine Funkanlage untergebracht war. Abu Dschihad nahm Verbindung nach Peschawar und dann zu anderen Lagern in Sarobi und Khost auf. Ich saß dabei und hörte zu, währenddessen brachte uns ein junger Kaschmirer Kekse und Tee.
    Abu Dschihad funkte Ibn Sheikh an. Sie unterhielten sich mehrere Minuten lang, dann reichte mir Abu Dschihad den Kopfhörer.
    „Sallamu

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