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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Hamza.“
    Damals hatte ich noch keine Ahnung, wer dieser Mann war, und konnte nicht wissen, welch wichtige Rolle er in meinem Leben noch spielen würde.

SENFGAS
    Eines Tages führte uns Assad Allah zum See hinunter, um dort die Vorbereitung einer gewaltigen Explosion zu üben. Am Abhang stand das Wrack eines russischen Lkw, das wir zum Ufer hinunterschoben. Dann füllten wir es mit Sprengstoff. Die Sprengladung bestand aus fünfzig Kilogramm ANFO – einem Gemisch aus Ammoniumnitrat und Dieselöl – und elf Panzerminen.
    Wir verbanden den Sprengzünder mit einer langen Zündschnur und hatten bereits berechnet, dass diese exakt eine Minute und fünfzehn Sekunden lang brennen würde. Assad Allah befahl einem Kirgisen, beim Lastwagen zu bleiben und die Zündschnur in Brand zu setzen. Wir anderen gingen etwa zweihundert Meter bergauf und drängten uns dort hinter Felsen zusammen, um die Explosion zu beobachten.
    Assad Allah gab dem Kirgisen auf dem Lastwagen das Zeichen zur Zündung. Wir alle hielten den Atem an, als der Bruder sich niederbeugte. Dann erhob er sich wieder und sprintete vom Lastwagen weg und den Berg hinauf. Er rannte, als ob eine ganze Armee von Teufeln hinter ihm her wäre. Noch nie in meinem Leben hatte ich jemanden so schnell rennen sehen. Er war von einer Staubwolke umgeben, erreichte schließlich die Felsen, hinter denen wir warteten, und warf sich neben uns auf den Boden.
    Der Lastwagen explodierte in dem Augenblick, in dem er den Boden berührte. Es begann mit dem blauen Licht, das ich schon so oft gesehen hatte, aber dieser Lichtblitz war stärker als alles bisher Erlebte. Dann folgte ein gewaltiger Knall. Ein riesiger Feuerball brach aus dem Lastwagen hervor, gefolgt von einer dicken, schwarzen Rauchwolke, die wie ein mustergültig gewachsener Pilz aussah. Der Explosionslärm erfüllte das gesamte Tal.
    Einige Augenblicke standen wir wie erstarrt da, wir waren schockiert von der Wucht dessen, was wir gerade beobachtet hatten. Und dann rannten wir den Berg hinunter, um uns den Ort anzusehen, an dem der Lastwagen gestanden hatte. Die Explosion hatte einen Krater von fünf Metern Durchmesser und etwa sechzig Zentimetern Tiefe hinterlassen. Er war mit winzigen Metallstücken übersät, Überresten des Lastwagens. Wir alle waren außerordentlich überrascht, als wir sahen, dass nur sechs der elf Minen detoniert waren.
     
    Abu Said al-Kurdi war ständig unterwegs. Mal blieb er ein paar Tage, dann war er wieder eine Woche lang fort und kehrte schließlich zurück. Häufig brachte er dann neue Rekruten mit.
    Abu Said und Abu Mousa arbeiteten über mehrere Wochen hinweg an einem komplizierten Projekt. Sie waren in einem Labor zugange, das direkt neben unserer Ausbildungsstätte lag, und wir konnten sie durch ein Fenster erkennen. Oft hielten sie sich mehrere Stunden dort auf.
    Ich dachte mir, dass sie vielleicht mit Giften arbeiteten. Abu Said hatte uns zuvor schon ein paar Dinge über Gifte beigebracht. Wir hatten gelernt, wie man aus Aprikosen Zyanid herstellt, und das Ergebnis dann in unterschiedlichen Dosen an Kaninchen getestet. Abu Said injizierte das Gift einem der Tiere. Es starb fast augenblicklich. Dann bestrichen wir ein paar Karotten mit Zyanid und verfütterten sie an die Kaninchen. Mit dieser Methode dauerte es länger – fast vierundzwanzig Stunden.
    Eines Abends unterhielten sich Abu Said und Abu Mousa in der Moschee über ihr Projekt, und ich hörte mit. So erfuhr ich, dass sie versuchten, waffenfähiges Senfgas herzustellen, aber Schwierigkeiten mit der Verbindung der Komponenten in einer Mörsergranate hatten.
    In den folgenden Wochen beobachteten wir mehrmals, wie sie mit Mörsern in das Tal unterhalb des Lagers feuerten. Dabei passierte niemals etwas. Stunden später legten sie ihre Schutzausrüstung an und trotteten ins Tal hinunter, um nachzusehen, was schiefgegangen war.
    Aber eines Tages hatten sie schließlich Erfolg: Sie feuerten den Mörser ab, und die Granate explodierte sofort, als sie unten im Tal einschlug. Es stieg eine dichte Qualmwolke auf. Abu Mousa und Abu Said beobachteten das und taten einen Freudensprung. „Takbir! Allahu Akbar!“ Viermal riefen sie das.
    Sie nahmen ihre Gewehre zur Hand und schossen wild in die Luft, und alle Männer im Lager kamen angerannt, um mit ihnen zu feiern.
     
    Einige Wochen später hatte ich einen äußerst lebhaften Traum, in dem ich durch die Straßen Londons ging. Ich war noch nie in meinem Leben in London gewesen, aber in

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