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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Leben zu lassen, denn er könnte über wertvolle Informationen verfügen. Die Männer misshandelten den Gefangenen jedoch brutal, noch bevor die Verhörspezialisten eintrafen. Als sie endlich ankamen, war der Pilot in einem so kritischen Zustand, dass sie den arabischen Kämpfern befahlen, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Diese Leute wollten aber nicht, dass der Pilot am Leben blieb, also injizierten sie ihm auf dem Weg dorthin Motoröl – klebriges, schwarzes Motoröl.
    Als die Verhörspezialisten kurz nach den Arabern im Krankenhaus eintrafen, erzählten ihnen die Mudschahidin, der Mann habe sich bei seinem Ausstieg mit dem Schleudersitz so schwer verletzt, dass er am Rand des Todes stehe. Die Verhörspezialisten versuchten ein paar Minuten lang, mit dem Gefangenen zu sprechen, und entschieden, dass er nutzlos sei. So gaben sie schließlich den Arabern die Erlaubnis, den Mann hinzurichten. Die Kämpfer warfen den Mann zu Boden und schossen alle zugleich auf ihn. Die Kugeln zerfetzten seinen Körper, sein Magen und Darm explodierten regelrecht. Überall lagen Reiskörner.
    „Der tahout hatte Reis zum Abendessen!“Das war die Pointe, und alle lachten. Es war die ekelhafteste Geschichte, die ich jemals gehört hatte.
     
    Einige Abende später erzählte ein anderer Mudschahid eine Geschichte. In der Zeit des sowjetischen Rückzugs aus Afghanistan hatte er sich kurz vor Morgengrauen in eine Kaserne der Nadschibullah-Truppen geschlichen und eine Handgranate durch ein Fenster geworfen. In dem Augenblick, in dem er die Granate losließ, hörte er drinnen eine Stimme. „Allahu Akbar!“ Es war Zeit für die salat bei Sonnenaufgang.
    Die Handgranate explodierte wenige Sekunden später und tötete alle Menschen, die sich in diesem Raum aufhielten.
    Der Mann sagte, er habe sich zunächst mit dieser Erinnerung gequält. Die Tatsache, dass er Muslime beim Gebet getötet hatte, trieb ihn um. Er fand keine Ruhe und suchte schließlich einen hochangesehenen Korangelehrten auf.
    Der Gelehrte sagte, er solle sich keine weiteren Sorgen machen. „Bruder“, sagte er, „du kämpfst unter der Fahne des Islam. Sie kämpfen unter der Fahne der Ungläubigen. Zu guter Letzt wird Gott entscheiden.“
    Der Rat des Gelehrten muss für den Araber eine Erleichterung gewesen sein. Schließlich war er immer noch im Land.

ASSAD ALLAH
    Bei unserer Rückkehr nach Derunta fanden wir eine Reihe von Neuankömmlingen vor. Ich kannte einige von ihnen aus Khaldan: Abu Yahya war da, der jemenitische Ausbilder, außerdem zwei Saudis, die mir ebenfalls bekannt waren. Sie alle waren gekommen, um sich, ebenso wie ich, im Umgang mit Sprengstoffen ausbilden zu lassen.
    Abu Yahya sagte mir, Assad Allah gehe es inzwischen besser, und er werde schon sehr bald nach Derunta zurückkehren. Er kam nach etwa einer Woche, und in seinem Schlepptau waren drei Kirgisen. Auch diese drei sollten an unserer Ausbildung teilnehmen.
    Sie begann schon am folgenden Tag. In einer der Baracken gab es eine Art Unterrichtsraum, dort stand Assad Allah vor unserer Gruppe, schrieb chemische Formeln an die Wandtafel und nahm auf einem kleinen Tisch die praktische Unterweisung vor.
    Zuallererst lehrte uns Assad Allah Sicherheitsmaßnahmen. Damit verbrachten wir einige Tage. Wir lernten die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit auswendig, bei denen die einzelnen Komponenten zu lagern waren, und übten uns im Umgang mit der Sicherheitsausrüstung – mit Handschuhen, Gasmasken, Schutzbrillen -, die für die Arbeit mit Chemikalien und Sprengstoffen vorgeschrieben war. Unser Ausbilder zeigte uns auch, was zu tun war, wenn ein Experiment missglückte.
    Immer wieder trichterte er uns dieselbe Warnung ein: „Ihr habt hier ein Visum, das ihr auch jeden Tag zum Unterricht mitbringt. Aber ich kann es euch jederzeit wegnehmen. Ich werde euch sofort nach Hause schicken, wenn ihr auch nur gegen eine einzige Sicherheitsmaßnahme verstößt.“Wir wussten, dass er das ernst meinte.
     
    Tag für Tag verbrachten wir etwa zehn Stunden im Unterrichtsraum oder im Labor. Pausen gab es nur zum Essen und zur Verrichtung der Gebete. Wir arbeiteten mit komplizierten mathematischen und chemischen Formeln, und die Arbeit verlangte enorme Konzentration. Wir lernten die Herstellung jedes einzelnen Sprengstoffs von der Pike auf. Das war der entscheidende Punkt: Wo immer wir später auch hinkommen würden, wir konnten nicht davon ausgehen, dass wir dort Armeematerial oder industriell gefertigten Sprengstoff

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