Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
Aufregung. Ich war kaum überrascht, als Abu Dschihad mich persönlich ansprach.
„Abu Imam, du hast mehrere Stunden lang ganz allein in den Lagerschuppen gearbeitet. Hast du die Kiste geöffnet?“
Ich hatte meine Antwort parat. „Nein, Bruder, das habe ich nicht“, erwiderte ich ruhig. „Hast du vergessen, dass du gemeinsam mit mir den Schuppen kontrolliert hast, nachdem ich ihn vollständig aufgeräumt hatte? Du hättest doch sicher bemerkt, wenn ich eine Kiste aufgebrochen hätte?“
Ich sah, wie Abu Dschihad rot wurde. „Ja, natürlich erinnere ich mich“, antwortete er und versuchte sich dabei an einem gezwungenen Lächeln. „Du hast Recht, Abu Imam. Es tut mir leid.“
Dann wandte er sich an die anderen Anwesenden und erklärte in einer Demonstration falscher Stärke, ab sofort dürften alle Bewohner des Lagers nur noch in seiner Begleitung die Schuppen betreten.
Nach diesem Auftritt waren die anderen unglaublich freundlich zu mir. Die Spannungen zwischen Abu Dschihad und den Kämpfern hatten sich im Lauf des Winters, in dem die Taliban ihren Vormarsch auf Kabul fortgesetzt hatten, nur noch verschlimmert. Alle Brüder waren sehr erfreut darüber, dass ich dem Emir die Grenzen aufgezeigt hatte.
DAS LAND DES DSCHIHAD IST GROSS
Eines Abends war ich in der Küche mit Spülen beschäftigt, als ich einen Geländewagen ins Lager fahren sah. Mehrere Männer stiegen aus, und unter ihnen war auch Ibn Sheikh.
Ich legte das Geschirr aus der Hand, ging zu ihm, und wir begrüßten einander. Ich freute mich über dieses Wiedersehen. Wenig später kamen die anderen aus den Baracken, und wir gingen in die Moschee, um uns zu unterhalten. Ibn Sheikh berichtete von seiner Reise und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Sie hatten sich auf gefährlichen Straßen über die schneebedeckten Berge wagen müssen, um einen Grenzübertritt nach Pakisten auf der einen und eine Durchquerung von Kriegsgebiet auf der anderen Seite zu vermeiden.
Als er seinen Bericht beendet hatte, sprach er mich an.
„Abu Imam, wollen wir nicht ein Stück spazieren gehen?“
Ich folgte ihm aus der Moschee hinaus, aber sobald wir im Freien waren, setzte uns der eisige Wind zu, so dass wir uns schließlich in sein Fahrzeug flüchteten.
„Abu Imam“, eröffnete er die Unterhaltung, „es ist jetzt fast ein Jahr vergangen, seit Abu Anas dich zu uns gebracht hat. Und in dieser Zeit hast du so viele verschiedene Möglichkeiten des Kampfes gegen die tawagheet kennengelernt.“Ich nickte beifällig, und er fuhr fort. „Ich erinnere mich, dass du in Khaldan gesagt hast, du wolltest deinen Dschihad in Tschetschenien führen?“
„Ja“, antwortete ich, „das ist mein Wunsch.“
Der Scheich atmete hörbar aus. „Abu Imam, das Land des Dschihad ist groß. Aber der allerwichtigste Teil davon ist der Dschihad für Al-Quds Al-Sharif . Dort, in Jerusalem, fügen die Feinde Gottes unseren muslimischen Brüdern und Schwestern großes Leid zu.“
Ibn Sheikh hatte dies in Khaldan oft gesagt: Jerusalem ist das Herz des Islam und die allererste Priorität für die Mudschahidin. Aber ich wollte nicht nach Jerusalem gehen. Ich hatte nie den Wunsch verspürt, dorthin zu gehen, weil ich meinen Dschihad nicht führen wollte, indem ich mich auf einem Marktplatz oder in einem Bus in die Luft sprengte. Diese lange Ausbildung hatte ich doch bestimmt nicht absolviert, um so zu enden?
Aber dann erklärte Ibn Sheikh: „Wir müssen die Zionisten wirksam bekämpfen und sie dort treffen, wo sie am ehesten verwundbar sind. Wir brauchen Brüder, die unter ihnen leben können, die sie beobachten und überwachen können. Wir brauchen Lageskizzen und Fotos von ihren Clubs, ihren Synagogen, ihren Banken und Konsulaten. Von allen Orten, an denen sich viele von ihnen versammeln.“
„Wir können nicht jeden mit einer solchen Aufgabe betrauen“, erläuterte er. „Wir brauchen einen Bruder, der allen Versuchungen widersteht und reinen Herzens bleibt, auch wenn er unter den kaffir lebt. Wir brauchen jemanden, der unendlich geduldig und zugleich auch entschlossen ist. Es wird eine Weile dauern, sich einzugewöhnen, eine Arbeit zu finden, die richtigen Unterlagen zusammenzustellen. Es wird dauern, bis eine Gruppe von Brüdern beisammen ist, vier oder fünf Muslime, die sich an dieser Aufgabe beteiligen.“
Ich wusste, was jetzt folgen würde.
„Abu Imam“, sagte er, und starrte mir direkt in die Augen, „du hast viele Jahre in Europa gelebt und du sprichst
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