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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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den Namen eines Hotels in Flughafennähe, und dort sollte ich ihn an der Rezeption treffen.
    Die Fahrt nach Stansted dauerte etwa eine Stunde. Ich ging in Richtung des als Treffpunkt vereinbarten Hotels, da sah ich einen Mann hinter einem Fenster stehen und eine Kamera auf mich richten.
    Ich betrat das Hotel und wartete im Empfangsbereich auf Gilles. Während ich dort saß, sah ich draußen, direkt vor dem Eingang, einen Mann herumspazieren, der sich eine riesige Kamera umgehängt hatte. Ein derartiger Mangel an Subtilität verblüffte mich.
    Es wurde nur noch schlimmer, als Gilles eintraf und mit mir nach oben ging. Ich konnte das Lachen kaum zurückhalten, als ich das Besprechungszimmer betrat: Es war vollständig mit Spiegeln versehen. Aber ich sagte nichts. Gilles öffnete seinen Koffer und entnahm ihm eine Schachtel.
    „Danke, dass du hierhergekommen bist“, sagte Gilles mit einem Lächeln. „Ich wollte dir das hier geben.“Er gab mir die Schachtel, und ich warf einen Blick auf den Inhalt. Es waren die Koranaufnahmen, um die ich gebeten hatte.
    Dann runzelte er die Augenbrauen. „Es tut mir sehr leid. Ich habe etwas vergessen, in einer Minute bin ich zurück.“
    Gilles verließ das Zimmer, und ich sah mich um. Das Erste, was mir ins Auge fiel, war Gilles’ Portemonnaie. Es lag offen auf dem Koffer und war so prallvoll, dass oben ein paar Fünfzig-Pfund-Scheine herauslugten.
    Ich war wütend. Glaubten die Briten wirklich, dass ich so dumm sein würde, Gilles zu bestehlen? Ich wusste, dass sich Gilles niemals ein derart lächerliches Vorhaben ausgedacht hätte, aber mein Zorn richtete sich auch gegen ihn, weil er dieses Vorgehen duldete.
    Ich lächelte in die Spiegel an allen vier Wänden und ging dann ins Badezimmer. Dort setzte ich mich zum Scheißen auf die Toilette. Dabei ließ ich die Tür offen, um sicherzustellen, dass sie auch das mit der Kamera einfingen.
     
    Als Gilles zurückkam, versuchte er nicht einmal, so zu tun, als diene unser Treffen irgendeinem anderen Zweck. Die Situation war unangenehm, also beschloss ich, das Schweigen zu brechen.
    „Herzlichen Dank für die Kassetten“, sagte ich, „aber ich brauche eine Stereoanlage, um sie mir anhören zu können.“
    Dann schenkte ich Gilles mein breitestes Lächeln. „Ich bin sicher, dass du mir eine besorgen kannst“, sagte ich mit honigsüßer Stimme. „Es fehlt dir ja wohl nicht am nötigen Kleingeld.“

DANIEL
    In der folgenden Woche traf ich mich mit Gilles in einem anderen Hotel in der Nähe des Green Park. Als wir das Zimmer dort betraten, sagte er, ein britischer Freund von ihm werde noch zu uns stoßen. Ein paar Minuten später platzte ein großer Mann in den Dreißigern herein. Er warf seine Aktentasche auf die Couch und streckte mir zur Begrüßung die Hand entgegen.
    „Mein Name ist Daniel. Ich arbeite für den britischen Geheimdienst. Während deines Aufenthalts in England bin ich dein Betreuer. “Wir gaben uns die Hand, dann setzte er sich an den Tisch.
    Daniel war mir auf den ersten Blick unsympathisch. Mir gefiel nicht, wie er seine Aktentasche hinwarf, und seine allgemeine Ausdrucksweise gefiel mir ebenso wenig wie die Art, in der er mir mitteilte, er werde mich „betreuen“- als wäre ich ein Zirkustier. Ich warf Gilles einen Blick zu, und er schenkte mir ein verständnisvolles Lächeln. Dann setzten wir uns beide.
    „Du sagst also, dass du in Afghanistan warst?“Sein höhnisches Grinsen konnte man nicht missverstehen. Es hatte auch seine Gründe. Dieser Mann hatte mich bereits zwei Wochen lang beobachtet oder zumindest Berichte von Leuten erhalten, die das für ihn erledigt hatten. Er wusste, dass ich tanzen gegangen war, dass ich geraucht und Alkohol getrunken hatte. Er hatte sich jemand anderen vorgestellt, als er diesen Auftrag erhalten hatte, und jetzt war er enttäuscht.
    „Was glaubst du wohl, warum ich hier bin?“, antwortete ich.
    „In Ordnung“, sagte er und fixierte mich genau. „Dann werde ich dir jetzt einige Fragen stellen.“
    Ich war wütend und öffnete meinen Mund, um etwas zu entgegnen.
    Daniel kam mir zuvor. „Nein. Ich werde dir Fragen stellen. Du fragst mich nichts.“
    Ich sah zu Gilles hinüber. Er betrachtete seine Fingernägel.
    „Weißt du was?“, antwortete ich Daniel. „Mir geht es nicht gut. Eigentlich ist mir ziemlich schlecht. Ich brauche einen Arzt.“Ich wollte es nicht zulassen, dass dieser Bastard die Spielregeln unserer Unterhaltung bestimmte.
    Er wirkte überrascht und

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