Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
die wir mit deiner Hilfe mehr erfahren möchten“, sagte er. „Einige radikale Islamisten. Wir wollen, dass du diese Personen hier in London in den Moscheen und Gebetsräumen in London aufspürst.“
Das hatte ich erwartet. „O. k.“, antwortete ich, „warum gibst du mir nicht einfach eine Liste ihrer Moscheen, und ich fange auf diese Weise an.“
Daniel schüttelte den Kopf. „Nein, das geht nicht. Du musst sie selbst finden. Du kannst nicht einfach auftauchen wie ein Tourist.“
„Aber woher soll ich wissen, wo ich suchen muss? Ich bin erst seit einem Monat hier.“
„Das ist der entscheidende Punkt. Du musst alles selbst herausbekommen. Du musst Zeit mit anderen Arabern verbringen.“Daniel sprach jetzt zwar nicht weiter, aber sein Gesicht verriet mir ganz genau, was er als Nächstes hatte sagen wollen: „... und aufhören, deine Zeit mit jungen Frauen in Cafés zu vertändeln.“
Dann gab mir Daniel eine Telefonnummer. „Mit dieser Nummer kannst du sowohl mich als auch Gilles erreichen. Es ist die einzige Nummer, die du hier in England anrufen solltest.“
Ich sah zu Gilles hinüber: „Was ist mit deiner Nummer?“
Gilles schwieg einige Sekunden lang. Er sah sehr unglücklich aus. Schließlich sprach er doch, aber mir fiel auf, dass er seine Worte sorgfältig wählte.
„Du kannst meine Nummer wählen, wenn du irgendwelche persönlichen Fragen direkt an mich hast. Aber in allen Angelegenheiten, die mit deiner Tätigkeit hier zu tun haben, musst du Daniel anrufen.“
ABU QATADA
Am folgenden Freitag ging ich zum Freitagsgebet in die Moschee im Regent’s Park. Dort gab es eine ganze Reihe von Schaukästen, in denen die Geschichte der Moschee kurz beschrieben wurde. Churchills Kriegskabinett hatte das Anwesen 1940 erworben, um damit den indischen Muslimen zu danken, die für die Verteidigung des Britischen Empires ihr Leben gelassen hatten. Mir war ziemlich klar, dass ich dort keine muslimischen Extremisten finden würde.
Die Moschee hatte enorme Ausmaße. Auf den Fußböden lagen farbenprächtige Teppiche, und von der Decke hing ein riesiger Kronleuchter.
Ich setzte mich, als die Gläubigen in den Versammlungsraum strömten, und hörte dann dem Imam zu, der darüber sprach, wie wichtig Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft seien. Das war wohl kaum eine radikale Predigt.
Zum Abschluss der Predigt erinnerte uns der Imam an die dritte Säule des Islams, die zakat – die Pflicht, Almosen zu geben. Er sagte, beim Hinausgehen sollten wir großzügig für die Armen spenden. In jeder Moschee in allen Ländern der Welt wird der Imam über die zakat sprechen. Aber ein radikaler Imam wird dabei nicht auf die Armen eingehen. Er wird seine Zuhörer anweisen, Geld für die Mudschahidin an der Front zu geben – und für deren Hinterbliebene, die Witwen und Waisen.
Nach der Predigt verrichtete ich mein Gebet und ging in Richtung Ausgang. Dort stand ein zakat -Sammler hinter einem Tisch, auf dem eine Sammlung von Rundbriefen aller Art auslag. Ich ging an dem Mann vorbei ins Freie. Ich wusste, nach wem ich zu suchen hatte. Nach dem Freitagsgebet warten vor jeder Moschee Europas draußen vor der Tür Männer, die politische Pamphlete aller möglichen Gruppen anbieten. Sofort entdeckte ich den Mann, der al-Ansar feilbot, und steckte einen Zwanzig-Pfund-Schein in seine Sammelbüchse. Das weckte wohl seine Aufmerksamkeit, aber er sagte nichts.
Ich las das Blatt gleich vor der Moschee. Der GIA-Stempel war nicht derjenige, den Tarek in Brüssel benutzt hatte, aber sonst hatte sich nichts Wesentliches geändert. Zu lesen gab es Jubelberichte über Angriffe auf Dörfer, Armeekonvois und Polizeiwachen, die durch Listen zur Zahl der getöteten Soldaten sowie der erbeuteten Waffen und Munitionsbestände ergänzt wurden. Auf den hinteren Seiten fanden sich Berichte über die Kämpfe in Palästina, Tschetschenien und Afghanistan. Der für mich interessanteste Teil folgte erst auf der allerletzten Seite. Es war eine Einladung zu einer Konferenz am kommenden Sonntag. Dort sollte ein Scheich namens Abu Qatada als Redner auftreten.
Wenn al-Ansar für diesen Scheich warb, musste er über Verbindungen zur GIA verfügen. Bei Abu Qatada konnte ich ansetzen.
Am Spätnachmittag traf ich mich mit Gilles und Daniel. Wir trafen uns immer am Freitag. Ich zeigte ihnen das Exemplar von al-Ansar .
„Ich werde hingehen“, sagte ich. „Ich glaube, dass das für mich eine gute Gelegenheit ist, erste Kontakte zu knüpfen.“
„Ja,
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