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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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den Ausbildungslagern in Afghanistan fragte. Gilles hatte mir einige Fragen gestellt, als wir noch in Paris waren, aber Daniel schien sich überhaupt nicht dafür zu interessieren. Ich konnte mir das nur so erklären, dass der britische Geheimdienst eigene Spione in Afghanistan besaß. Ich dachte an den Führer, der mich nach Khaldan gebracht hatte, die Köche oder die Fahrer. Es hätte sicherlich nicht viel gekostet und wäre auch nicht weiter schwierig gewesen, einen von ihnen zu kaufen.
    Daniel war kein übler Kerl, er schien nur einfach nicht zu begreifen, mit wem es der Westen zu tun hatte. Ganz am Anfang fragten er und Gilles mich, ob ich den Begriff „al-Qaida“in den Lagern gehört hätte und ob ich wisse, was er bedeute. Ich wusste, was er bedeutete – al-Qaida heißt auf Arabisch „Basis“oder „Stützpunkt“-, aber ich hatte diesen Ausdruck in den Lagern nie gehört. Dann fragten sie mich, ob ich etwas von einem Osama Bin Laden gehört hätte. Als sie mir etwas mehr über ihn erzählten, wurde mir klar, dass sie sich auf die Person bezogen, von der die kanadischen Jungen Osama und Hamza in Khaldan gesprochen hatten. Daniel fragte mich danach, ob Bin Laden der Anführer des Dschihad sei. Ich musste ihm erklären, dass die Person Bin Laden selbst unwichtig sei, da es sich bei „Dschihad“um keine politische Bewegung handele. Dschihad sei nicht die IRA oder die Baader-Meinhof-Bande, sondern ein göttlicher Befehl, weswegen er auch keinen menschlichen Mittelsmann benötige.
    Gilles schien dies besser zu verstehen als Daniel. Natürlich standen die Franzosen schon seit Jahrhunderten mit der muslimischen Welt in Kontakt. Aber Gilles verstand auch die Sprache des Islam. Er stellte mir interessante Fragen über Abu Qatadas und Abu Hamzas Reden. Er bat mich, einen theologischen Begriff zu erläutern oder ihm die Bedeutung einer bestimmten Sure zu erklären. Dagegen schien sich Daniel nur für die unmittelbare Gefahr zu interessieren, die diese Männer für Großbritannien und dessen Bewohner darstellten.
    Allerdings kamen Daniel und ich nach dem schwierigen Anfang unserer Beziehung immer besser miteinander aus. Manchmal gingen wir zusammen essen oder einen trinken. Er war immer sehr nett zu mir. Einmal tröstete er mich sogar, als ich mich mit Fatima gestritten hatte. Aber bei jedem Zusammentreffen sagte ich ihm dasselbe.
    „Daniel, ich habe nicht den Eindruck, dass ich hier in England irgendetwas tue. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich nützlich bin.“
    „Natürlich bist du nützlich für uns!“, pflegte er dann zu antworten. Er setzte dann noch hinzu, dass die Geheimdienste von mir alle möglichen nützlichen neuen Erkenntnisse erhielten. Aber diesen Eindruck hatte ich nie. Weder er noch Gilles gaben mir jemals den geringsten Anhaltspunkt, in welches größere Bild die Informationen hineinpassten, die ich ihnen vermittelte.
    Eines Tages sprach ich es dann endlich aus. „Daniel, ich glaube, ich könnte bedeutend mehr leisten“, brach es aus mir heraus. „Im Moment finde ich meinen Job nicht sehr befriedigend.“
    Daniel starrte auf den Tisch hinunter und schüttelte den Kopf.
    „Du hast Recht“, sagte er dann. „Du hast Recht.“
     
    Natürlich gab es da auch einige Erfolge. Einmal in der Woche überprüfte ich mein Postfach am Trafalgar Square, und eines Tages kam es an. Ein Päckchen von der Universität in Peschawar. Ich öffnete es, und da war es – mein Notizbuch aus Derunta, in dem all diese Formeln und Berechnungen zur Herstellung von Bomben standen.
    Als ich danach mit dem Bus nach Hause fuhr, war ich in absoluter Hochstimmung. Das hier war eine ganz große Sache. Nicht nur die Informationen über die Sprengkörper, die sie herstellten, waren äußerst wichtig. Vielleicht noch wichtiger waren die Anmerkungen, die Abdul Kerim an den Rand gekritzelt hatte. Gilles hatte mich seit meiner Rückkehr aus Afghanistan immer wieder nach Abdul Kerim gefragt. Ich wusste also, dass er dieses Notizbuch unbedingt haben wollte, um ein Muster von Abdul Kerims Handschrift in die Hand zu bekommen.
    Als ich mich am Tag darauf mit Daniel und Gilles traf, konnten diese überhaupt nicht mehr aufhören zu lächeln. Ich hatte ihnen mehrmals versichert, dass dieses Notizbuch eines Tages eintreffen würde, aber anscheinend glaubten sie mir erst, als sie es jetzt tatsächlich vor sich liegen sahen.
     
    In den Londoner Moscheen wimmelte es nur so von Spionen. Ich wusste dies nicht zuletzt deshalb, weil Daniel

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