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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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auch den Grund dafür erfahren: Von nun an fiel ich nicht mehr unter die Zuständigkeit des britischen Auslandsgeheimdiensts MI6, sondern unter die des MI5, der für die britische innere Sicherheit verantwortlich war. Ich war zwar immer noch ein französischer Spion, aber die Briten begannen immer mehr die Kontrolle zu übernehmen. Wahrscheinlich war deswegen auch Gilles abgezogen worden.
     
    Wir verbrachten einen wunderbaren Abend im River Café. Ich war gerührt, dass Daniel ein so gutes Restaurant ausgesucht hatte. Ich nehme an, dass dies seine Art war, mir seinen Respekt zu zeigen. Als wir damals über die Themse schauten, uns unterhielten und lachten, war ich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder einmal richtig glücklich. Die ganzen Spannungen, die es zwischen mir und Daniel, mir und Gilles und Gilles und Daniel gegeben hatte, waren plötzlich verschwunden.
    Bevor er ging, nahm mich Daniel beiseite, um sich persönlich von mir zu verabschieden. Er dankte mir für meine Arbeit und streckte mir dann die Hand entgegen. „Es tut mir leid, dass all das nun vorbei ist“, sagte er. „Es hat Spaß gemacht, mit dir zusammenzuarbeiten. “
    Spaß. Als ich ihm zum letzten Mal die Hand schüttelte, dachte ich darüber nach, was er gerade gesagt hatte. „Spaß“schien mir ein seltsames Wort zu sein, unsere Zusammenarbeit zu beschreiben. Aber ich wusste, dass er mir zum Abschied einfach nur etwas Nettes sagen wollte.
     
    Unter Mark, Penny und Alexandre sollte sich kaum etwas ändern. Meine Tätigkeiten waren immer noch die gleichen: Ich besuchte die Finsbury-Park-Moschee, ich sah Dutzende von Fotos durch, dann besuchte ich wieder die Finsbury-Park-Moschee und sah wieder Dutzende von Fotos durch.
    Finsbury Park hatte sich allerdings seit meinen ersten Besuche dort sehr verändert. Inzwischen traf man dort fast nur noch junge, zornige Männer an. Die ehemaligen Besucher ließen sich überhaupt nicht mehr blicken. Gleichzeitig tauchten immer mehr neue Leute auf. Einige Zimmer im Erdgeschoss hatte man in Schlafräume umgewandelt. Dies wussten nur sehr wenige Leute. Ich konnte allerdings einige Male, wenn ich an den Abenden dort war, weil gerade die Türen offenstanden, sehen, dass auf dem Boden zahlreiche Schlafsäcke lagen.
    Abu Hamza setzte seine Tiraden fort, wobei sich der Brennpunkt seines Interesses leicht verschoben hatte. Algerien war selbst in Finsbury Park zu einem recht schwierigen Thema geworden. Die Massaker der GIA wurden jeden Monat schlimmer und blutiger, und manchmal hörte ich auch in dieser Moschee einige im Flüsterton darüber debattieren.
    Die GIA und Algerien waren sowieso nie Abu Hamzas Hauptanliegen gewesen. Tatsächlich war er vom Jemen besessen. Er glaubte, dass die islamische Weltrevolution dort beginnen werde. „Sie wird aus Aden kommen“, pflegte er zu sagen. Wenn die echte Scharia im Jemen eingeführt würde, dann würden die restlichen weltlichen Regime wie Dominosteine fallen.
    Ich versuchte, dies alles Mark und Alexandre zu erklären. Sie schienen nicht zu verstehen, warum ein Ägypter wie Abu Hamza so auf den Jemen fixiert war. Ich erzählte ihnen daraufhin von al-Mahdi, dem großen Erlöser des Islam, der vor dem Yaum al-Qiyamah, dem Tag der Auferstehung, die ganze Welt in eine perfekte islamische Gesellschaft umwandeln würde. Es gibt Zeichen, die die Ankunft des Mahdi ankündigten. Eines davon war ein großes Feuer in Aden. Abu Hamza hatte nicht nur politische Ambitionen. Er hatte eine apokalyptische Vision.
    Alexandre schien sich für meine Erklärungen weit mehr zu interessieren als Mark. Es war zwar von Anfang an zu spüren, dass Mark viel klüger als Daniel war, aber wie dieser hatte er nur sehr geringe Kenntnisse über den Islam. Es war äußerst frustrierend für mich, wenn ich ihm diese wichtigen Ideen zu erklären versuchte und er darauf immer nur die ewige Frage stellte: „Ja, aber hat er auch etwas über Anschläge hier in England erzählt?“
     
    Im Laufe dieser Monate entwickelte sich zwischen mir und Khaled ein immer engeres Verhältnis. Gleichzeitig drang ich immer tiefer in Abu Hamzas inneren Kreis vor. Oft ging ich abends in die Finsbury-Park-Moschee, um dort an religiösen Diskussionen im kleinen Kreis teilzunehmen. Manchmal zeigte uns Abu Hamza dabei Propagandavideos aus Algerien.
    Eines Tages stellte mich Khaled ihm vor. Er erzählte ihm, dass ich in den afghanischen Ausbildungslagern gewesen sei. „Masha’allah, Bruder“, sagte Abu Hamza und schaute mich

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