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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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Islamabad kommst, zeige dem Taxifahrer diese Adresse, und er wird dich dorthin bringen.“
    Und dann lehnte er sich ganz dicht zu mir herüber. „Was immer du tust, Bruder, erwähne niemals irgendjemandem gegenüber den Dschihad . Das ist sehr gefährlich. Du musst sehr vorsichtig sein.“
    Ich nickte dankbar. „Alhamdulillah“, sagte ich voller Ernst und dankte ihm für seine Hilfe. „Du musst mir von Gott gesandt worden sein.“
    Er lächelte mich an und lehnte sich in seinen Sitz zurück.
     
    Es war immer noch dunkel, als ich in Karatschi aus dem Flugzeug stieg, aber es herrschte bereits eine unerträgliche Hitze. Ich ging über das Vorfeld in das Flughafengebäude und kaufte mir ein Ticket nach Islamabad. Danach schaute ich aus dem Fenster. Die Sonne ging gerade auf, und so eilte ich hinüber zur Flughafenmoschee und verrichtete meine salat al-fajr, mein Morgengebet. Es war sehr einfach, den Lebensrhythmus meiner Kindheit wieder anzunehmen und zu all diesen anerzogenen Gewohnheiten zurückzukehren.
    In Islamabad angekommen, fand ich sofort ein Taxi und zeigte dem Fahrer den Zettel, den mir der Pakistani gegeben hatte. Sobald ich im Taxi saß, spürte ich erst, wie müde mich dieser lange Flug gemacht hatte. Mein ganzer Körper tat mir weh. Aber als ich mich zurücklehnte und streckte, konnte ich plötzlich wieder klar sehen und fing an, mich für meine Umgebung zu interessieren. Ich merkte, dass sich diese Welt von allem unterschied, was ich in meinem Leben bisher gesehen hatte. Die Musik aus dem Autoradio klang völlig exotisch, indisch. Auf den Straßen herrschte ein einziges Chaos. Es wimmelte von Eseln, Karren und Menschen, Autos und Lastwagen aller Marken und Größen, wobei jeder hupte, so laut er konnte. Die Häuser waren winzig und meist aus Steinen, Metall und allen möglichen anderen Materialien zusammengeflickt. Über allem hing ein seltsamer, fast widerlicher Geruch, der mir noch nie zuvor begegnet war. Überall lag Staub, auf den Straßen, wo er von den Rädern der Fahrzeuge aufgewirbelt wurde, auf den Tieren, die sich ihren Weg durch die Menge bahnten, auf den Kleidern der Menschen. Auch in meine Augen und meine Kehle begann er mehr und mehr einzudringen.
    Vom Flughafen bis zum Zentrum von Rawalpindi brauchten wir weniger als eine Stunde, dann fuhren wir aber auf einer sehr holprigen ungeteerten Straße wieder aus der Stadt hinaus. Ich verfolgte unseren Weg genau und merkte mir vor allem jede Richtungsänderung, so dass ich notfalls allein den Weg zurückfinden könnte. Aber nach kurzer Zeit fuhr der Fahrer rechts ran. Er bat mich um den Zettel und stieg aus. Ich blieb im Taxi sitzen und schaute mich um. Ich konnte ein Tor und dahinter ein Minarett und einige Gebäude erkennen. Ich wusste nicht, ob ich aussteigen sollte oder nicht. Vielleicht erkundigte sich der Fahrer ja nur nach dem Weg.
    Nachdem er an das Tor geklopft hatte, öffnete ihm ein junger Mann in pakistanischer Kleidung. Der Fahrer überreichte ihm den Zettel, und der junge Mann verschwand für einige Zeit. Als er zurückkam, wurde er von einem viel älteren Mann begleitet. Dieser wechselte mit dem Fahrer einige Worte, woraufhin dieser zum Wagen zurückkehrte.
    „Wir sind da“, sagte er zu mir. Nachdem ich ihn bezahlt hatte, brachte er mich noch zum Tor. Dort stand immer noch der junge Mann. Er bat mich herein, während das Taxi davonfuhr. Er sagte kein einziges Wort, sondern zeigte nur auf den offenen Hof, auf dem dreißig Männer ganz unterschiedlichen Alters versammelt waren. Sie alle trugen einen weißen oder cremefarbenen salwar kameez.
    Jenseits des Hofs sah ich einige Jungen in einer Art provisorischem Klassenzimmer sitzen. Durch ihre Reihen ging ständig ein Lehrer mit einem langen Stock. Die Jungen sagten aus voller Kehle Verse des Koran auf. Ihre Gesichter glühten vor Anstrengung und Konzentration. Wie die meisten Muslime hatte ich den Koran auf dieselbe Weise rein phonetisch gelernt, bevor ich ein einziges Wort Arabisch konnte. Und meine Lehrer schlugen mich wie dieser hier mit einem Stock, wenn ich irgendein Wort falsch aussprach. Obwohl Muslime auf der ganzen Welt Hunderte von verschiedenen Sprachen sprechen, gibt es nur eine Koranversion. Der Islam erlaubt keine Neuerungen oder Änderungen, ob nun zufälliger oder absichtlicher Art.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem jungen Mann neben mir zu, der mir in diesem Augenblick einen Schlafsack überreichte. Als ich ihn aufrollen wollte, um mich in diesem Teil

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