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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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des Hofes hinzulegen, schüttelte er den Kopf und deutete auf eine Tür. Sie führte zu einem kleinen, leeren Raum, der über eine Klimaanlage verfügte. Dort verließ mich der junge Mann und schloss die Tür hinter sich. Ich rollte meinen Schlafsack aus und legte mich hinein. Nach ein paar Sekunden war ich fest eingeschlafen.
    Einige Stunden später weckte mich der junge Mann wieder auf. Er überreichte mir einen weißen salwar kameez , wie ihn auch die anderen trugen. Nachdem ich diesen angezogen hatte, führte er mich nach draußen. Es war Zeit fürs Gebet. Wir gingen zu einem Platz, der direkt neben der Moschee lag, und verrichteten dort zusammen mit allen anderen unsere salat.
    Dann brachte er mich in ein Zimmer, das viel größer war als das, in dem ich geschlafen hatte. Mitten in diesem Raum saß auf einigen Kissen ein alter Mann. Er hatte einen weißen Bart mit Hennastreifen. Vor ihm lag der Zettel, den mir der Pakistani im Flugzeug gegeben hatte.
    Er sprach mich auf Englisch an, aber sein Akzent war so stark, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Er sprach davon, dass er Gott für mich und diesen Bruder dankbar sei, der mich hergesandt habe. Und dann konnte ich noch verstehen, dass ich am nächsten Tag mit den anderen Brüdern nach Lahore fahren würde. Das machte mich etwas nervös. Ich wollte nach Afghanistan, und Lahore lag in entgegengesetzter Richtung. Aber da war nichts, was ich tun konnte. Wenn ich ihm jetzt eine Frage stellte, würde er sie nicht verstehen können. Er gab mir den Zettel zurück, und ich dankte ihm und ging wieder hinaus zu den anderen.
    Es wurde nun dunkel und etwas kühler. Ich saß mit den anderen im Hof und schaute mich um. Einige Männer schienen bereits sehr alt zu sein – siebzig oder achtzig. Das empfand ich als recht seltsam. Ich spürte, dass da etwas nicht stimmte. Ich war gekommen, um „Dschihad zu machen“, wie der Fachausdruck lautete, und fühlte mich dazu hier überhaupt nicht am rechten Platz. Mudschahidin führen keinen Krieg mit kleinen Kindern und alten Männern.
    Ich verstand die Sprache nicht, in der sich die Männer unterhielten, aber bald traten einige an mich heran und fragten mich in gebrochenem Arabisch, wo ich herkäme. Marokko, antwortete ich ihnen. Sie nickten. Einer erklärte mir, dass er aus Peschawar stamme. Ein anderer kam aus Faisalabad, noch ein anderer aus Islamabad.
    Wir versuchten uns dann auch über andere Dinge zu unterhalten, was aber nicht sehr gut gelang, da ihr Arabisch sehr schlecht war. Gewiss sprach keiner vom Dschihad , aber der Mann im Flugzeug hatte mir ja eingebläut, wie gefährlich es sein konnte, in Pakistan über so etwas zu sprechen. Ich vermutete also, dass das auch für diesen Ort hier galt.
    Ich war immer noch erschöpft und ging an diesem Abend sehr früh schlafen. Als ich mich hingelegt hatte, fühlte ich mich erst einmal etwas unbehaglich. Ich war immer noch nicht in den Ausbildungslagern, und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich mich im Augenblick nicht sogar noch weiter von ihnen entfernte. Aber ich wusste, dass ich schließlich doch dorthin kommen würde. Im Moment war ich einfach nur glücklich, in Pakistan zu sein. Bald darauf fiel ich in einen tiefen Schlaf.

TABLIGH
    Am nächsten Morgen wachten wir vor Tagesanbruch auf und verrichteten die salat. Dann packten wir unsere Habseligkeiten zusammen und gingen hinaus auf die Straße, wo ein Lastwagen auf uns wartete. Die anderen warfen ihre Sachen auf die Ladefläche und begannen dann, selbst hinaufzusteigen. Als ich es ihnen gleichtun wollte, merkte ich plötzlich, dass mich eine Hand an meiner Kleidung packte und zurückzog.
    „Nein, komm wieder herunter“, hörte ich jemanden sagen.
    Einen Augenblick geriet ich in Panik. Hatten sie mich enttarnt? Hatten sie irgendwie erfahren, dass ich ein Spion war? Als ich mich umdrehte, erblickte ich einen Mann, der mich freundlich anlächelte.
    „Setz dich dorthinein“, sagte er und deutete auf das Führerhaus. „Du bist unser Gast hier in Pakistan.“
    Zuerst war ich dankbar, nicht auf der offenen Ladepritsche sitzen zu müssen. Die Landstraßen waren voller Staub, und die Hitze begann bereits zu dieser frühen Morgenstunde unangenehm zu werden. Aber als wir die Überlandstraße erreichten, merkte ich, dass es der denkbar unangenehmste Ort war, an dem man überhaupt sein konnte. Ich hatte noch nie im Leben jemanden so fahren sehen. Die Straße war sehr schmal, und doch bewegten sich alle möglichen Fahrzeuge auf ihr:

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