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Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story

Titel: Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Omar Nasiri
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das Tabligh-Hauptquartier in Raiwind verlassen hatte, ließ ich mich von einem Taxi zum Bahnhof von Lahore bringen. Der nächste Zug nach Peschawar ging allerdings erst in siebzehn Stunden, und die Fahrt würde volle zwei Tage dauern. Also nahm ich stattdessen ein Taxi zum Flughafen und kaufte mir ein Ticket für einen Flug am selben Abend um sieben Uhr. Um neun würde ich dann in Peschawar sein.
    Inzwischen war der Nachmittag schon halb vorüber, und ich würde bald meine salat verrichten müssen. Ich hatte bei der Hinfahrt in der Nähe des Flughafenparkplatzes eine kleine Moschee gesehen, zu der ich mich nun aufmachte. Ich war noch fünfzig Meter von ihr entfernt, als ich plötzlich eine ganze Gruppe von Männern sah, die die weißen Gewänder der Tabligh trugen. Ich fluchte leise vor mich hin. Die wollte ich jetzt zuallerletzt sehen. Aber ich musste ja mein Gebet verrichten, also senkte ich den Kopf und ging weiter Richtung Moschee. Ich trug meine normale Straßenkleidung und hoffte, sie würden mich deshalb nicht erkennen.
    Natürlich erkannte mich einer von ihnen doch.
    „Omar, wo gehst du hin? Kommst du wieder nach Hause?“
    Ich schaute hoch. Der Mann, der mich angeredet hatte, kam mir überhaupt nicht bekannt vor. Er lächelte mich mit dem leicht abwesenden Blick an, den fast jeder in Raiwind hatte.
    „Ich fliege bald nach Peschawar.“Sofort verdüsterte sich sein Gesicht.
    „Was willst du denn in Peschawar?“, fragte er mit besorgter Stimme.
    Es blieb mir keine Zeit mehr, um ihm darauf eine Antwort zu geben, da wir jetzt erst einmal unsere salat verrichten mussten. Aber sobald wir fertig waren, sammelte sich um mich eine große Gruppe von Männern. Sie baten mich, einige Minuten mit mir reden zu dürfen. Ich gab nach, und wir setzten uns alle vor der Moschee nieder. Als Erster sprach mich ein alter Mann an.
    „Es war Gott, der dich zur Tabligh gebracht hat“, sagte er. „Und es war Gott, der dir die Gabe verliehen hat, andere zum Islam zurückführen zu können. Willst du etwa vor deiner Bestimmung davonlaufen?“
    Die anderen murmelten zustimmend und schauten mich mit ihren weit geöffneten, dummen Augen an. Ich hatte endgültig genug von ihnen und stand auf.
    „Meine Bestimmung ist in Peschawar“, erklärte ich ihnen, drehte mich um und ging. Da begannen sie mir mit trauriger Stimme hinterherzujammern. „Nein, nein, komm doch zurück. Setze dich zu uns. Komm zurück zu uns. Du machst einen großen Fehler. Komm doch bitte zurück.“Das Ganze nervte mich. Ich hatte das schon ganze zwei Wochen erdulden müssen. Ich wollte es endlich endgültig hinter mich bringen, deshalb drehte ich mich um und donnerte sie an:
    „Ihr habt eine ganz andere Philosophie als ich. Ihr kämpft euren Dschihad mit dem Koran in der Hand. Ich kämpfe meinen mit dem Koran im Gürtel und einer Kalaschnikow in der Hand.“
    Dann ging ich schnellen Schrittes zurück zum Flughafen. Ich hatte noch keine fünf Schritte zurückgelegt, als mich wieder jemand rief.
    „Omar.“
    Verdammt, dachte ich. Sie geben einfach nie auf. Widerwillig drehte ich mich um und sah einen Mann, der allein mit dem Rücken an der Moscheewand lehnte. Er trug wie die anderen hellbeige Kleidung, aber er war nicht bei der Gruppe gewesen. Er hob die Hand und bat mich zu sich herüber. Ich wurde neugierig und ging ihm einige Schritte entgegen.
    „Keine Angst“, sagte er. „Ich bin keiner von denen.“Er sprach Arabisch, was mich erstaunte, da alle anderen Englisch mit mir gesprochen hatten.
    „Assallamu Alaykum, Bruder“, antwortete ich, als ich zu ihm hinüberging. Ich sprach ihn auf Arabisch an. „Aber wenn du keiner von denen bist, wie konntest du dann meinen Namen kennen?“
    Er winkte mir, ich solle mich neben ihn setzen. Danach gab er mir seinen Namen als Abu Anas an.
    „Ich war auch in Raiwind, während du dort warst“, erklärte er mir mit unaufgeregter, ruhiger Stimme. „Aber ich bin keiner von denen. Ich habe dich beobachtet.“
    „Was meinst du damit?“
    „Als ich im Tabligh-Zentrum war, habe ich dich beobachtet. Ich hörte dir genau zu. Ich merkte, dass du nicht wie die andern warst, dass du dich für den wirklichen Dschihad interessierst. Ich konnte dich dort allerdings nicht ansprechen, es war zu gefährlich. “
    Ich sagte nichts.
    „Ich kann dir helfen“, fuhr er fort. „Ich fliege heute Abend mit demselben Flugzeug wie du nach Peschawar.“
    Er wusste also, dass ich auf dem Weg nach Peschawar war. Das bedeutete, dass er mir

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