Mein Leben bei al-Qaida - Nasiri, O: Mein Leben bei al-Qaida - Inside the Jihad. My Life with Al-Qaida. A Spy's Story
falsch?“, fragte er mich verwundert. „Es beschützt mich.“
„Es beschützt dich?“, fragte ich zurück. „Wie kann dich das beschützen? Nur Gott kann dich schützen. Und du entehrst ihn, wenn du so etwas trägst.“
Der Mann bekam ganz große Augen. Danach fasste er an seinen Hals und nahm das Halsband mit dem Amulett ab.
Am Ende des dritten Tages war unsere Zwölfergruppe auf sechsundzwanzig Mitglieder angewachsen. Die meisten davon hatte ich rekrutiert. Die Mission war so erfolgreich, dass mich die Ältesten nach unserer Rückkehr nach Raiwind in die Bibliothek kommen ließen.
„Wir sind sehr stolz auf dich“, sagte der Mann in der Mitte. „Wir haben von deiner khurooj- Mission gehört und wie viele Personen mit dir mitgekommen sind. Wir glauben, dass du hier eine großartige Zukunft haben wirst.“
Danach verdüsterte sich allerdings sein Gesicht, und er fuhr fort: „Wir haben von anderen gehört, dass du über den bewaffneten Dschihad gesprochen hast. Darüber machen wir uns große Sorgen. Das ist der falsche Weg. Der einzig wahre Dschihad ist der Dschihad der Tabligh.“Er wies mich an, nie mehr mit den anderen auf diese Weise zu sprechen.
Ich erwiderte, dass ich mich im Islam nicht so gut auskenne. Wenn die Leute, die ich früher kannte, über Dschihad gesprochen hätten, hätten sie darunter etwas ganz anderes verstanden als die Leute hier in Raiwind. Er nickte und versicherte mir dann, dass ich so lange wie möglich hierbleiben und meine khurooj- Missionsarbeit fortsetzen solle.
„Aber ich werde nicht hierbleiben können“, entgegnete ich ihm. „Mein Visum ist nur noch ein paar Tage gültig.“
Er meinte nur, dass ich mir darüber keine Sorgen machen müsse und dass er mir helfen könne, es zu verlängern. Er werde jemanden anrufen, und ich solle am nächsten Tag nach Lahore fahren. Dann schrieb er mir eine Adresse auf.
Am nächsten Tag zog ich wieder meine Straßenkleidung an und holte mir von dem alten Mann, der ihn mir am ersten Tag abgenommen hatte, meinen Pass zurück. Ich fuhr mit dem Taxi zum regionalen Passamt nach Lahore. Die Beamten dort schickten mich weiter zu einer anderen Stelle, wo mein Visum für Pakistan von zwei Wochen auf drei Monate verlängert wurde. Das Ganze hatte nur ein paar Stunden gedauert.
Ich fuhr zurück nach Raiwind und fing sofort an, meine Sachen zu packen. Ich ging zu dem alten Mann am Schreibtisch und verlangte mein Geld zurück. Er schaute mich fassungslos an.
„Was soll das heißen? Wohin gehst du?“
„Ich kann hier nicht länger bleiben“, antwortete ich ihm. „Ich gehe nach Peschawar. Ich werde mich dem Dschihad anschließen.“
Er hob den Hörer ab, um jemanden anzurufen, aber in der Zwischenzeit hatte sich um mich herum bereits eine Gruppe von Männern versammelt. Sie baten mich, doch nicht zu gehen, und meinten, dass ich den falschen Weg einschlüge und dass Peschawar sehr gefährlich sei. Ich solle bei ihnen bleiben und meine Arbeit hier in Frieden fortsetzen.
Ich verscheuchte sie, indem ich ihnen erzählte, dass meine Entscheidung absolut unumstößlich sei. Schließlich legte der alte Mann den Hörer auf und gab mir mit langem Gesicht meine 800 Dollar zurück.
„Du hast den falschen Weg gewählt“, sagte er. Ich lachte. Für mich war es der richtige Weg. Einerseits hatte ich zwei Wochen hier vergeudet, andererseits hatte ich dadurch mein Visum auf drei Monate verlängern können. Das war eigentlich gar kein so schlechtes Geschäft.
Als ich den Gebäudekomplex verließ und ins helle Licht der Sonne hinaustrat, stieg mir wieder dieser Fäkaliengestank in die Nase. Ich musste über die Legende nachdenken, die sie uns da drinnen immer wieder erzählt hatten, nämlich dass Mohammed Ilyas, der in Indien lebte, eines Tages den Duft des Paradieses gerochen habe, der von jenseits der Grenze herübergekommen sei, und daraufhin mit seiner ganzen Gemeinde nach Raiwind gezogen sei.
Ich lachte. Der ganze Ort roch ganz einfach nach Scheiße.
ABU ANAS
Ich wusste, dass ich nach Peschawar gehen musste. Ich war mir sicher, dass ich von dort aus einen Weg in die Lager finden konnte. Ich wusste dies, weil ich Rambo III gesehen hatte. Auf seinem Weg nach Afghanistan hatte Rambo in Peschawar seine Waffen abgeholt. Also musste es in der Nähe von Peschawar eine Grenzstation geben, über die wohl auch heute noch Waffen nach Afghanistan gelangten. Diese Stadt war in meinen Augen der beste Platz, um einen Weg zum Dschihad zu finden.
Nachdem ich
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