Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
wardrobe.“
Bevor mir der Kiefer wieder nach unten klappt, schiebe ich mir schnell einen Keks zwischen die Zähne und kaue hektisch. Dieser Bauer wird mir immer unheimlicher.
Lena setzt sich hin. „Ja, ja, womit wir armen Mädels uns so rumschlagen müssen“, sagt sie und seufzt.
„Ist nicht viel anders als bei uns früher“, meint Krischan. Er zieht die Grammatik zu sich heran. „Soll ich euch abfragen?“
Haha. Klar. Warum nicht? Ich schlucke meinen Keks trocken runter. Dass dieser gut aussehende Blondschopf uns Nachhilfe geben will, bringt mich leicht aus der Fassung. Muss der nicht noch andere Familien mit Erzeugerprodukten beliefern? Nicht, dass wegen uns jemand einen akuten Vitaminmangel erleidet!
Ich bin nicht schlecht in Englisch, sage ich mir. Auf jeden Fall besser als Lena. Die Chance, mich zu blamieren, liegt also ungefähr bei 50 : 50.
„Okay“, krächze ich und spüle die letzten Kekskrümel mit lauwarmer Cappuccino-Schokomilch runter.
Eine halbe Stunde später klappt Krischan die Grammatik zu. „Ging doch ganz gut“, meint er, und es klingt ein kleines bisschen gönnerhaft. „Nehmt euch die Vokabeln noch mal vor, dann passt das schon.“
„Cool“, grinst Lena. „Dank dir hab ich diesen blöden future mix endlich kapiert. Du solltest Lehrer werden.“
Krischan steht auf, schiebt seinen Stuhl unter den Tisch und stellt den Herzchenbecher in die Spüle. „ No way ! Ich leide unter Schulphobie. Sobald ich eine von innen sehe, krieg ich Beklemmungen.“
Ich muss lachen. „Kann ich gut verstehen!“
Er nimmt die leere Kiste und nickt mir zu. „Viel Glück für den Test! Deine Aussprache ist echt gut.“
„D-danke“, sage ich, etwas überrumpelt.
Krischan grinst. „Man sieht sich. Ciao.“
„Äh, ja, tschüs.“
Als er weg ist, gucken Lena und ich uns an und prusten los.
„Was war das denn?“, bringe ich mühsam hervor.
„Ein echter Power-Bauer“, kichert Lena. „Er ist süß, oder?“
„Aber hallo! Ich hatte Mühe, mich auf die Grammatik zu konzentrieren! Kommt der öfter auf einen Cappuccino vorbei?“
„Jeden Montag. Ich hab doch gesagt, wir haben ein Abo!“
Wir albern ein bisschen rum, werfen uns englische Wortbrocken um die Ohren, und schließlich macht Lena das alte Radio auf dem Küchenbord an und fängt an zu tanzen.
„Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet“, sagt sie zu mir.
„Welche?“
„Ob du die Pille nimmst.“
„Nein, nehme ich nicht. Ich bin gerade fünfzehn geworden. Schon vergessen?“
„Na und? Hannah, meine Mum, war bei ihrem ersten Mal auch fünfzehn.“
Ich sitze auf dem Tisch. Lena tanzt um mich herum. Mir wird leicht schwindelig. „Echt? Mit einem Mann?“
„Jepp. Dass sie auf Mädchen steht, hat sie erst später herausgefunden.“
„Ach … “, sage ich.
So was gibt’s also auch. Natürlich hab ich schon mit meiner Mutter über Sex und Verhütung gesprochen. Hallo!? Sie ist Ärztin! In Bio hatten wir auch mal so was Ähnliches wie Aufklärungsunterricht. Aber so richtig vorstellen kann ich’s mir trotzdem nicht. Logisch, dass Lena Recht hat: Besser, man macht sich rechtzeitig Gedanken, als dass man wartet, bis es zu spät ist. Trotzdem …
Zwischen Phillip und mir war das bis jetzt noch kein Thema. Dabei bin ich echt neugierig, wie das so ist. Ich meine, wer ist das nicht? Aber warum soll ich so was Wichtiges überstürzen? Nur weil andere es schon machen? Oder behaupten, es zu tun? Nee, danke. Und jetzt schon Hormone schlucken, nur weil ich in einem oder zwei Jahren vielleicht mit Phillip schlafen will? Auch keine prickelnde Vorstellung. Die Hormone meine ich, nicht das erste Mal mit Phillip. Das stelle ich mir schon prickelnd vor. Und vor allem romantisch. Bis dahin muss die Verhütungsfrage geklärt sein, logo.
„Hast du denn schon mal?“, frage ich Lena, als sie das nächste Mal an mir vorbeitanzt.
„Nö.“ Sie schüttelt den Kopf. „Einmal fast. Aber dann hab ich mich doch nicht getraut.“
Ich wechsle das Thema. Nicht, weil es mir peinlich ist, sondern weil mir schon die ganze Zeit eine Frage auf der Zunge brennt. „Wie fandst du eigentlich meine Party?“
„Cool. Wieso?“
„War sie nicht zu … kindisch?“
Lena bleibt stehen und wischt sich die Haare aus dem Gesicht. „Wer sagt denn so was?“
„Lukas!“
„Ach, der.“ Lena winkt ab. „Seit wann hörst du darauf, was dieser Arsch von sich gibt?“
„Ich hab’s zufällig aufgeschnappt.“ Ich erzähle ihr von Lukas’
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