Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Bemerkung.
„Kindergeburtstag!? Der hat sie doch nicht mehr alle!“,schimpft Lena. „Was stellt der sich denn vor?“
„Keine Ahnung“, sage ich. „Auf jeden Fall was anderes als das, was ich veranstaltet habe.“
„Na ja … “ Lena schiebt die leere Keksschale beiseite und hockt sich neben mich auf die Tischplatte. Der Tisch knarzt bedenklich. „Wir sind in so einer beknackten Zwischenphase. Richtig alleine feiern dürfen wir noch nicht, und mit Eltern im Background macht’s auch keinen echten Spaß. Aber da müssen wir durch. Ab sechzehn wird’s besser.“
„Meinst du?“ Ich bin da etwas skeptisch.
„Klar“, sagt Lena. „Schließlich bin ich schon sechzehn. Und irgendwas muss schließlich besser werden, wenn frau älter wird, oder?“
Ich stimme ihr zu. Aber noch ein ganzes Jahr warten, bis ich endlich richtig feiern kann? Ohne Erziehungsberechtigte, die hinter einer angelehnten Tür lauern und nur darauf warten, dass irgendetwas Schlimmes passiert, das womöglich nicht mit dem Jugendschutzgesetz konform geht?
No risk, no fun , sagt Phillip immer. Er hat Recht. Es macht einfach keinen Spaß, ständig behütet und bewacht zu werden. Man muss auch mal was riskieren!
„Ich hab aber keine Lust, so lange zu warten“, sage ich zu Lena.
Sie stützt ihren Ellbogen auf, legt ihr Kinn in die Hand und seufzt tief. „Wir brauchen einen Partyplan.“
„Und einen Raum“, nicke ich.
„Und eine Möglichkeit, unseren Eltern zu entkommen“, fügt Lena grimmig hinzu.
„Stimmt.“
Eine ganze Weile brüten wir schweigend vor uns hin, nur unterbrochen vom Knarzen des alten Tischs, wenn eine von uns die Körperhaltung ändert, weil irgendwas eingeschlafen ist. Bei mir ist es der linke Fuß. Ich lasse ihn herunterhängen und kreise vorsichtig damit, um das blöde Kribbeln zu verscheuchen.
„Wegen dem Raum könnten wir Krischan fragen“, sagt Lena plötzlich. „Der Hof von seinen Eltern ist ziemlich groß. Liegt natürlich etwas außerhalb, zehn Kilometer, schätze ich. Aber dafür haben sie eine umgebaute Scheune, die sie vermieten. Für Polterabende, Hochzeiten und so. Es gibt da auch eine Musikanlage, ziemlich professionell.“
„Nee, das ist viel zu weit weg und außerdem bestimmt zu teuer.“ Ich winke sofort ab, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der süße Krischan seinen Eltern die Scheune gratis aus dem Kreuz leiern kann, nur weil wir uns mal auf Englisch unterhalten haben. „Wir brauchen irgendwas in der Nähe. Einen Kellerraum, eine Gartenlaube, irgendwas in der Art. Hauptsache, es ist groß genug und kostet nichts.“
„Und die laute Musik darf auch keinen stören“, erinnert Lena mich. „Also am besten was ohne Nachbarn.“
„So etwas gibt’s nicht. Jedenfalls nicht bei uns.“ Ich hüpfe vom Tisch und strecke mich. Lena bleibt auf der Tischplatte hocken.
„Wart’s ab“, sagt sie. „Irgendwo gibt es die perfekte Location für uns, das spür ich genau.“
„Fragt sich nur wo.“ Ich wuchte mir meinen Rucksack über die Schulter. „Ich muss los. Danke für die Kekse.“
„Und für den hübschen Krischan“, grinst Lena.
„Für den ganz besonders!“, grinse ich zurück.
*
Was zuerst nur eine fixe Idee war, entwickelt sich zu einer echten Herausforderung für uns. Am nächsten Vormittag brüten wir in der Schule weiter und beziehen großzügig die anderen in unsere Überlegungen mit ein. Der Wunsch, mit all unseren Freunden eine richtig coole Party zu feiern, lässt uns einfach nicht mehr los. Und natürlich wollen wir keine Zwei-Frau-Veranstaltung feiern, sondern brauchen jede Menge Unterstützer, um unsere Träume von einer wilden, komplett elternfreien Partynacht zu verwirklichen.
„Das Wichtigste ist der Raum“, meint Lena. „Alles andere kriegen wir irgendwie gebacken.“
Paul nickt. „Wir machen eine Umlage für Getränke und Essen. Jeder gibt so viel, wie er kann.“
„Klar“, sage ich. „Kein Problem. Aber sollen wir uns damit vielleicht auf den Marktplatz hocken? Hat denn wirklich niemand eine Idee für eine passende Location?“
Köpfe werden geschüttelt, Schultern gezuckt. Es ist zum Ausflippen. Sollte unsere geniale Idee tatsächlich an einem fehlenden Raum scheitern? Wir sind maximal zwanzig Leute. So schwer kann es doch nun wirklich nicht sein, die irgendwo unterzubringen, oder?
Anscheinend doch. Sogar Lukas, der sonst zu allem ungefragt seinen Senf abgibt, schweigt und zieht seine Stirn in nicht besonders
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