Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
Vom Netzwerk:
blöde Frage vor.
    Unwillkürlich wandert mein Blick über ihre Schulter. Wo steckt Lukas? Ist er untergetaucht? Ertrunken? Es kann doch nicht sein, dass Anna ohne ihren Schatten hier ist!
    „Lukas ist auf der Sonnenbank.“
    Seit wann kann Anna meine Gedanken lesen? Oder bin ich so leicht zu durchschauen?
    „Wir dachten, wir gönnen uns mal einen Wellness-Tag“, erklärt Anna mir.
    „Aha“, sage ich, weil mir nichts wirklich Geistreiches einfällt.
    Wir legen unsere Unterarme auf die Umrandung und paddeln mit den Füßen, bis hinter uns das Wasser schäumt.
    „Bist du ganz alleine hier?“, fragt Anna nach einer Weile.
    Komisch. Aus ihrem Mund klingt es, als wäre ich mit einem grausamen Fluch belegt. Allein in die Schwimmhalle zu gehen, scheint gleich nach Allein-im-Kino-Sitzen zu kommen.
    „Ich dachte, ich gönne mir mal einen Wellness-Tag“, erwidere ich eine Spur giftig.
    „Ach so.“
    Ich beiße mir auf die Zunge und würge meinen aufkeimenden Ärger herunter. Da ist es wieder, das Leuchtschild: Ich bin eine schlechte Freundin!
    Warum bin ich so gemein zu Anna? Nur weil sie mit einem Typen geht, der nicht nur aussieht wie ein angebranntes Toastbrot, sondern auch einen ähnlich niedrigen IQ hat? Das ist doch nun wirklich kein Grund!
    Ich zwinge mich zu einem Lächeln. Anna lächelt erleichtert zurück. Wir lächeln sogar noch, als Lukas auf- und wenig später neben uns untertaucht.
    Natürlich macht er einen formvollendeten Kopfsprung vom Einer, damit alle Anwesenden sehen können, wie eng seine Badehose sitzt, die – nebenbei bemerkt – aussieht, als hätte er sie aus einem Kanarienvogel gehäkelt, rein farblich betrachtet.
    Leider guckt außer Anna und mir niemand hin. Aber das merkt der Hohlkopf natürlich nicht, selbstfixiert, wie er ist.
    „Hallo“, nickt er mir zu, als er prustend wie ein Walross wieder an die Wasseroberfläche kommt.
    Mein festgefrorenes Lächeln tut zwar langsam weh, aber Anna zuliebe lass ich’s noch ein bisschen in meinem Gesicht kleben. „Hallo, Lukasss“, zischele ich fast zärtlich in seine Richtung.
    „Wollen wir ein bisschen schwimmen, Darling?“ Lukas gibt Anna einen Kuss auf die Nase.
    Darling! Ich glaub, mir wird übel.
    „Gute Idee“, grummele ich und höre endlich auf, wie blöde zu lächeln. Stattdessen stülpe ich mir meine beschlagene Schwimmbrille über die Augen, damit ich nicht länger mit ansehen muss, wie er die Nase meiner armen Freundin abschleckt. Glaubt mir: Es gibt Dinge, die will man einfach nicht sehen. Das ist so ähnlich wie bei Horrorfilmen, wenn man genau weiß, dass gleich etwas schrecklich Blutiges und Ekelhaftes passieren wird, und man vorsichtshalber schon mal die Augen zukneift.
    „Wir wollen nach dem Schwimmen vielleicht noch ins Café“, säuselt Anna mir zu, als sich Lukas’ Mund mit einem vernehmlichen Plopp! von ihrer Nase löst. „Hast du Lust mitzukommen?“
    Ich? Als fünftes Rad am Wagen? Hallo!? Für kein Geld der Welt! Lieber verzichte ich auf sämtliche Puddingschnitten der Welt und schlüpfe zu Hause direkt in mein Wohlfühl-Schlabber-Outfit, als Anna und ihrem Lukilein beim gegenseitigen Kuchenfüttern zuzugucken. Nein danke!
    „Nee, ich hab noch was vor“, murmele ich und versuche, nicht auf Lukas’ ausgeprägte Brustmuskulatur zu starren. Mannomann, wenn der weiter so hart trainiert, hat er bald mehr Busen als ich!
    „Coole Idee mit Phils Party übrigens“, sagt Lukas.
    Ich wollte gerade abtauchen und halte mitten in der Bewegung inne. „Ja, find ich auch“, sage ich so nett, wie es mir unter den gegebenen Umständen möglich ist. „Wird bestimmt besser als mein Kindergeburtstag.“
    Lukas grinst dämlich. „Denkst du, ich kann ein paar Freunde aus dem Studio mitbringen?“
    Das ‚ Studio‘ ist der Fitnessclub, in dem Lukas seine Muskeln malträtiert.
    „Keine Ahnung“, sage ich wahrheitsgemäß und schüttele das Wasser aus meinem linken Ohr. „Frag Phillip. Er ist der Gastgeber.“
    „Cool, mach ich.“ Lukas lässt seinen Bizeps spielen. Weder er noch Anna gehen auf meine Kindergeburtstagsbemerkung ein. Hatte ich etwas anderes erwartet? Nicht wirklich.
    „Bis dann!“ Ich winke den beiden zu und stoße mich so kräftig vom Rand ab, als wollte ich damit den größtmöglichen Abstand zwischen mich und Lukas legen, und tatsächlich ist es ja auch so. Mit jedem einzelnen Kraulschlag, mit dem ich mich aus seinem Radius entferne, entspanne ich mich. Es ist unglaublich, wie verkrampft ich mich in der

Weitere Kostenlose Bücher