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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Nähe von Annas Freund fühle. Erst als ich die lange Bahn durchpflügt habe und nach Luft schnappend an der gegenüberliegenden Seite antippe, geht’s mir besser und ich kann wieder atmen. Bin ich zickig? Habe ich ein Problem? Wenn ja, heißt es Lukas mit Vornamen …
    In der Neunten (also, als er in der Neunten war) ging mal das Gerücht, der ach so nette Lukas und sein bester Freund Boris hätten ein billiges Sexfilmchen auf ihren Handys und würden damit überall rumprotzen. Lukas’ Spitzname war damals – haltet euch fest! – Porno-King . Natürlich ist das lange her – Anna und er kannten sich damals noch nicht mal – , und es könnte mir auch vollkommen egal sein, aber trotzdem …
    Ich vermute, neben seiner unnachahmlich großkotzigen Art, mit der er mir ständig auf den Geist geht, liegt genau hier der Hund begraben. Irgendwo muss meine ausgeprägte Antipathie gegen alles, was mit ihm zu tun hat, schließlich herkommen. Als ich Anna mal darauf angesprochen habe, hat sie behauptet, es wäre damals alles ganz anders gewesen und nicht Lukas, sondern nur Boris wäre mit dem Filmchen hausieren gegangen. Haha, schon klar. Hauptsache, niemand stört ihr Liebesglück.
    *
    Trotz der unerquicklichen Begegnung der dritten Lukas-Art hat mir mein Wellnesswochenendwohlfühltag unheimlich gutgetan. Es gab nach dem Planschen zwar nicht die geplante Puddingschnitte im Café, sondern stattdessen einen doppelten Belohnungs-Cheeseburger. Danach habe ich mir zwei kitschige Schmacht- DVD s nacheinander reingezogen. Als abends dann auch noch Phillip angerufen und in schönster Ausführlichkeit das Fußballturnier und den silbernen Pokal bejubelt hat, den er und seine Mannschaft gewonnen haben, war mein kleines Glück so gut wie komplett.
    Leider ist heute Montag und ich sitze zwangsverpflichtet in der Schule, was bedeutet, dass meine ganze herrliche Erholung mit einem Schlag wie weggepustet ist.
    „Cornelia, where did we leave off last time?“
    Doreensches zartes Stimmchen holt mich aus meiner Tiefenentspannung in die harte Wirklichkeit zurück. Ich hasse es, wenn sie Cornelia zu mir sagt und meinen Namen dabei zu allem Überfluss auch noch englisch betont!
    „Excuse me?“ , krächze ich unschuldig.
    Sie wiederholt ihre Frage. Geduld und Langmut sind Doreensches hervorstechendste Charaktereigenschaften. Bewundernswert, echt.
    Ich antworte mit einem dezent-verwirrten Augenaufschlag. „Well, I don’t rightly know … I’m sorry.“
    Sie wendet sich kopfschüttelnd ab. Ihr enttäuschtes Gesicht spricht Bände. An meiner Seite kichert Lena.
    „Hattest du ein nettes Wochenende?“
    „Ging so“, antworte ich wahrheitsgemäß.
    Zum Glück haben wir nach Englisch zwei Freistunden, weil Geschichte ausfällt. Es gibt noch ausgleichende Gerechtigkeit und angenehme Zufälle auf dieser Welt. Wie schön!
    Lena und ich gehen in die Cafeteria, decken uns mit überbackenen Käse-Croissants und Kakao ein und machen es uns dann im Aufenthaltsraum so richtig gemütlich.
    Bei Lena sieht das so aus, dass sie zwei Stühle zusammenschiebt und sich in einen davon fläzt, während sie ihre riesigen Füße, die in pinkfarbenen Chucks der Größe 43 stecken, auf den anderen legt. Das ist zwar nicht unbedingt erlaubt, aber es sieht ja keiner; jedenfalls kein Lehrer. Die verirren sich nur selten hierher. Wir können also in Ruhe und äußerst genussvoll chillen, wie Lena es treffend analysiert.
    „Planungsphase A“, kündigt sie an und zückt ihr Ringbuch und einen Tintenroller.
    „Bitte?“, frage ich.
    „Planungsphase A“, wiederholt sie und schiebt sich ihr Croissant quer in den Mund. „Schon vergessen? Party? Phillip? Sturmfreie Bude? Ich denke, wir sollten langsam anfangen, die äußeren Umstände in brauchbare Pläne zu verwandeln.“
    „Pläne? Was für Pläne?“ Ich verstehe nur Bahnhof, aber Lena lässt sich von meiner Begriffsstutzigkeit nicht aus der Ruhe bringen. Sie klopft mit ihrem Tintenroller gegen meine Stirn (was sich peinlicherweise ziemlich hohl anhört) und grinst.
    „Tok-tok … Jemand zu Hause bei Fräulein Klawitter?“ Energisch fegt sie ein paar Krümel von ihrem Shirt, stopft sich den letzten Croissant-Zipfel zwischen die Zähne, spült mit viel Kakao hinterher und spitzt die Lippen. „Aaalso, als Erstes nehmen wir uns mal die Gästeliste vor, einverstanden?“
    „Hmmm“, mache ich. „Sollten wir das nicht lieber Phillip überlassen? Immerhin ist es seine Party, oder?“
    „Nö, wieso?“ Lena schüttelt

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