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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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falle und ihren frischgebackenen Ex schlechter mache, als er ohnehin schon ist. Sie kennt meine Meinung über ihn. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht. Und für ein schadenfrohes Ätsch! Hab ich’s nicht gleich gesagt? sind wir eindeutig zu alt. Außerdem würde es nichts bringen.
    Anna zögert.
    „Doch. Nein. Ich weiß nicht, was ich glauben soll“, sagt sie schließlich und macht ein unglückliches Gesicht. „Wenn wir alleine sind, ist er immer so unglaublich lieb und süß. Aufmerksam, liebevoll, zärtlich. Und überhaupt – “, sie bricht ab und schnüffelt vor sich hin, als wäre sie vollkommen benebelt von ihren verklärten, rosaroten Erinnerungen. „Es war nicht alles nur schlecht“, sagt sie dann und seufzt abgrundtief. „Auch wenn du das gerne glauben möchtest.“
    Ich starre sie an und zähle im Geiste bis zehn. Ganz ruhig, flüstere ich mir innerlich zu. Bleib gaaanz ruhig. Anna steht unter Schock. Sie weiß nicht, was sie sagt.
    „Trotzdem gut, dass du mit ihm Schluss gemacht hast“, sage ich nach einer kurzen meditativen Pause. „Besonders nach dem, was er dir mit dieser bescheuerten Wette angetan hat!“
    Anna guckt mich verdattert an. „Hab ich doch gar nicht!“
    „Wie jetzt?“ Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Haare zu Berge stehen. Es kann gar nicht anders sein.
    „ Er hat mit mir Schluss gemacht“, klärt sie mich auf. „Nicht ich mit ihm!“
    Mir klappt der Unterkiefer runter.
    Anna schluchzt auf und prustet in ein zerknülltes Tempo.
    „Kannst du vielleicht noch mal von vorne anfangen?“, bitte ich sie, als ich wieder sprechen kann. „Ich glaub, ich hab irgendwo was Entscheidendes verpasst.“
    Als ich abends gegen acht nach Hause fahre, bin ich immer noch fassungslos. Fassungslos über Lukas, über Anna und über alles, was sie mir erzählt hat.
    Lukas hat mit Anna Schluss gemacht, weil sie ständig so ein Zickentheater machen würde.Genau das hat er zu ihr gesagt – und zwar wortwörtlich! Zur Krönung hat er ihr dann noch unter die Nase gerieben, sie wäre hysterisch und total verklemmt, weshalb es besser wäre, sie würden ab sofort getrennte Wege gehen. Schließlich hätte er – Achtung, ich zitiere wieder! – einen guten Ruf zu verlieren .
    Hallo?? Lukas? Guter Ruf? Und deswegen macht er mit seiner Freundin Schluss? Nur weil sie nicht so will wie er und außerdem seinen grottigen Humor in puncto Wetteinsatz nicht teilen mag? Ich kapier’s einfach nicht! Da klebt dieser Möchtegern-Macho wochen- und monatelang an Anna wie eine Zecke im Hundepelz, und dann will er plötzlich nichts mehr von ihr wissen. Kann mir das vielleicht mal jemand verklickern? Muss ich das verstehen?
    „Was bildet der Typ sich eigentlich ein?“, schnaufe ich vor mich hin. „Hält der sich für unwiderstehlich? Denkt der etwa, Anna ist sein Eigentum? Oder sein Schoßhündchen, das auf Kommando Männchen macht?“
    Unmöglich! Von wegen Love is in the Air … So was soll Liebe sein? Nie und nimmer!
    Ich schiebe mein Rad in die Garage, schließe es ab, knalle das Garagentor hinter mir zu und kann mich immer noch nicht beruhigen. Alles Schlechte, was ich bis jetzt über Lukas gedacht habe, wurde heute um das Hundertfache übertroffen. Nein, um das Tausendfache! Mindestens.
    Gut, dass das vorbei ist! Ich hoffe, Anna bleibt standhaft. Das hat sie echt nicht verdient!
    Wenn ich an die Party denke, wird mir übel hoch drei. Ob ich Phillip bitten soll, Lukas und seine Freunde wieder auszuladen? Ja, natürlich. Ich kann gar nicht anders. Ich glaube, ich würde es nicht aushalten, wenn dieser Typ am Freitag am Mischpult steht, Musik macht und mit seinen Muskelfreunden feiert. Ich will ihn echt nicht mehr sehen.
    Anna hat gesagt, sie kommt nur, wenn er nicht kommt. Er darf nicht kommen. Nicht wegen meines Alibis, sondern wegen Anna und ihrer beschädigten Psyche.
    Schon auf der Eingangsstufe vor unserer Haustür habe ich mein Handy gezückt und wähle Phillips Nummer. Er ist sofort dran.
    Es dauert ein Weilchen, bis er kapiert, worum es überhaupt geht. Ich bin viel zu aufgewühlt, um alles ruhig und geordnet zu erzählen, sondern blubbere einfach los. Ab und zu unterbricht er mich und hakt nach, weil er etwas nicht verstanden hat. Aber irgendwann ist alles klar und er sagt mit sanfter Stimme: „Hey, reg dich nicht so auf. Ich kümmere mich darum. Okay?“
    Reg dich nicht so auf … Das sagt er immer zu mir, wenn ich mich über irgendetwas ärgere. Über meine Eltern zum

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