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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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überreden. „Bei dir oder bei mir?“
    „Weder noch“, antwortet Lena. Sie klappt die Augen auf, schirmt sie mit einer Hand gegen die Sonne ab und grinst mich an. „Wir improvisieren!“
    „Wie bitte?“
    Sie wiederholt es: „Wir improvisieren! Wir halten unseren Vortrag aus dem Stegreif!“
    „Spinnst du?“
    „Nö. Ich hab nur keine Lust, mich wegen einem Geschichtsreferat stressen zu lassen.“ Sie klappt die Augen wieder zu.
    „Dann geh doch zu Horsti und lass dir gleich ’ne Sechs anschreiben“, gifte ich.
    Lena nickt, als würde sie diese Option ernsthaft in Erwägung ziehen.
    „Mal ehrlich“, sagt sie. „Novemberrevolution und Weimarer Republik … Wen interessiert das? Da wäre eine Sechs eine echte Alternative! Vielleicht gibt er uns auch nur eine Fünf. Ein nicht gehaltenes Referat ist doch nicht schlimmer als vergessene Hausaufgaben, oder?“
    „Keine Ahnung“, gebe ich zu. In Geschichte steh ich auf einer glatten Vier. Eine Fünf oder Sechs kann ich mir nicht leisten. Lieber stottere ich mir irgendwas zusammen. Und zwar mit Lena. Wäre ja wohl noch schöner! Immerhin ist das unsere gemeinsame Strafarbeit!
    Ich stupse sie an. „Wir haben Geschi morgen erst in der Fünften. Lass uns wenigstens vorher in den Pausen ein paar Notizen machen. Davon stirbst du nicht. Und Horsti ist zufrieden. Einverstanden?“
    „Oh Mann … “, stöhnt Lena. „Ja, wenn’s sein muss.“
    Zufrieden wechsle ich das Thema. „Hast du den Pizzateig schon besorgt?“
    Wir haben uns entschieden, fertigen Teig zum Ausrollen aus dem Kühlregal zu kaufen, den wir abends bei Phillip in der Küche nur noch belegen und in den Ofen schieben müssen.
    „Bringt Krischan morgen mit“, sagt Lena.
    „Okay.“ Im Geiste gehe ich meine To-do-Liste durch und mache kleine Häkchen hinter die erledigten Aufträge. Bisher sind es erschreckend wenige Häkchen; die noch zu erledigenden Aufträge überwiegen eindeutig. Zum Glück haben wir morgen nur fünf Stunden. Phillip und ich wollen gleich nach Schulschluss zusammen den Vorratskeller seines Vaters checken und einkaufen, was noch fehlt. Für die Pizzen müsste alles da sein, meint Phillip. Champignons, Tomaten, Artischocken und Ananas; alles aus der Dose, weil’s in dieser Größenordnung und für so viele Gäste einfach praktischer und außerdem billiger ist. Salami, Zwiebeln und Käse besorgt er heute Nachmittag. Säfte, Cola, Bier und Knabbersachen sind ausreichend vorhanden. Den Rest bringen die Gäste mit. Hoffentlich.
    Billi und Dina wollen Brötchen und Kuchen backen. Anna und ich machen Salate und Frikadellen. Verhungern werden wir also nicht. Bleibt nur die Frage nach der Musik. Lukas ist aus bekannten Gründen als DJ gecancelt, und bis jetzt hat sich noch kein Freiwilliger gemeldet, der seine Nachfolge antreten möchte. Aber ich denke, das machen die Jungs unter sich aus. Das hat auf meiner Geburtstagsparty schließlich auch ganz gut geklappt.
    Zufrieden setze ich ein weiteres Häkchen auf meiner Liste und spüre ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch. Eine Mischung aus angespannter Nervosität, leichtem Wahnsinn und purer Vorfreude. Nicht nur wegen der Party, sondern viel mehr wegen Phillip. Wir haben uns in den letzten Tagen kaum gesehen und gesprochen, und wenn, ging es immer nur um Organisatorisches. Höchste Zeit, das zu ändern. Sonst bekomme ich noch Entzugserscheinungen!
    *
    Freitag. Der Tag der Tage. Tschakka! Ich strecke mich in meinem Bett aus und starre an die Decke. Haben wir an alles gedacht? Kann wirklich nichts mehr schiefgehen? Habe ich Fieber oder wieso fühle ich mich so komisch? Vor Aufregung habe ich kaum geschlafen. Mein Gesicht scheint zu glühen, meine Nerven vibrieren, und mein Magen flattert wie vor einer wichtigen Klausur. Nein, das kann kein Fieber sein. Höchstens Partyfieber. Alles im grünen Bereich, Conni Klawitter.
    „Entspann dich!“, sage ich zu Mau und meine mich selbst.
    Meine Sporttasche mit allem, was ich brauche, habe ich gestern Abend schon gepackt und unters Bett geschoben. Weil ich nach Unterrichtsschluss gleich zu Phillip fahre, muss ich die Sachen mit in die Schule nehmen. Blöde Schlepperei, aber es geht nicht anders.
    Ich ziehe die Tasche unterm Bett hervor und inspiziere ein letztes Mal den Inhalt: gepimpte Jeans, griechisches Hängerchen, Chucks, die neue Unterwäsche. Außerdem natürlich Wasch- und Schminkzeug. Alles, was eine Frau braucht, wenn sie vorhat, die Nacht außer Haus zu verbringen, nehme ich an. Meine

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