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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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rausgezogen. Die Nachbarn sind irgendwann in ihren Häusern verschwunden, um noch eine Tüte voll Schlaf zu nehmen. Dann war endlich Ruhe. Herrlich.
    Lena macht mit einem langen Kescher den Pool sauber. Anna und Billi fischen die Gartenstühle aus dem Wasser. Dina klappt die Liegestühle zusammen, die im ganzen Garten verteilt sind, und sammelt die Polsterauflagen ein, um sie ins Gartenhaus zu bringen, wo sie hingehören.
    Die Jungs reparieren notdürftig, was zu reparieren ist. Die fehlende Scheibe in der Terrassentür haben Phillip und Paul mit einem Stück Karton und Paketband zugeklebt. Später wollen sie einen Glasernotdienst anrufen.
    Krischan kümmert sich derweil um den Rasen und tritt die ausgerissenen Grassoden fest. Er winkt mir zu, während ich mit meinem Müll an ihm vorbeischlurfe.
    Und das alles findet im fahlen Licht der Lampions, der beginnenden Morgendämmerung und des abnehmenden Mondes statt. Es könnte fast romantisch sein. Es könnte. Aber nur fast .
    In der Küche hat jemand mit rohen Eiern geworfen, stelle ich fest, als ich mir eine Cola aus dem Kühlschrank nehme. Die Wände und Schränke sehen gar nicht gut aus. Ob man die Sauerei wieder abkriegt? Und wenn ja, wie?
    Ich bin viel zu erschöpft, um ernsthaft darüber nachzudenken. Außerdem haben wir noch den Rest der Nacht und den ganzen Tag Zeit, um alles wieder in seinen Ursprungszustand zu bringen. Herr Graf kommt frühestens morgen Mittag wieder. Und die Haushälterin hat bis Montag frei. Das ist das einzig Positive an der ganzen Sache: Wir müssen uns nicht beeilen.
    Als ich mich umdrehe und wieder hinausgehe, um weiter Müllabfuhr zu spielen, kommt Lukas mir entgegen. Er grinst ein bisschen verlegen. Ich grinse zurück.
    Lukas-mit-drei-s ist die Überraschung des Tages für mich. Nee, der Nacht. Egal. Auf jeden Fall hat er mich überrascht, und zwar angenehm. Ja, das ist erstaunlich, ich weiß.
    Wie sich herausgestellt hat, ist er tatsächlich mit einem Stuhl in die Terrassenscheibe gekippt. Aber nur, weil ihn jemand geschubst hat. Lukas konnte nichts dafür. Im Gegenteil, er wollte einen Streit unter diesen blöden, betrunkenen Idioten schlichten. Das haben mir mehrere Leute bestätigt, die live dabei waren.
    Außerdem ist er nicht gekommen, um die Party zu flashen, sondern um Phillip zu warnen. Irgendjemand hatte die Einladung bei facebook eingestellt und als öffentlich markiert. Zwar nur für kurze Zeit, aber immerhin lange genug, dass jeder Depp Datum, Uhrzeit und Ort ablesen und sich auf die Socken machen konnte.
    Wie wir gesehen haben, haben sich ziemlich viele Deppen auf die Socken gemacht. Und wie jeder weiß, laufen solche fb-Veranstaltungen regelmäßig aus dem Ruder. Insofern haben wir fast noch Glück gehabt, dass es bei uns einigermaßen glimpflich ausgegangen ist. Es waren vielleicht zweihundert Leute hier, schätzt Phillip. Bei anderen Gelegenheiten werden es auch gerne mal viertausend oder noch mehr. Und genau davor wollte Lukas Phillip warnen. Weil er den Eintrag im Internet entdeckt und sich gleich gedacht hat, dass das irgendwie nicht gut gehen kann.
    Er und seine Muskelfreunde waren ziemlich effektiv, als es darum ging, die ungebetenen Störer aus dem Haus zu begleiten. Sie haben ihre T-Shirts hochgekrempelt und ganz locker ihre Prachtmuskeln präsentiert, da sind die meisten lieber gleich freiwillig gegangen. Ein paar besonders Hartnäckige haben sie kurzerhand rausgetragen. Wie bei einer Sitzblockade. Ein echtes Highlight! Paul hat Videos mit seinem Handy gemacht. Nur für den Hausgebrauch, versteht sich.
    Phillip werkelt draußen auf der Terrasse herum und packt die Anlage zusammen. Unter seinen Füßen knirschen zerbrochene CD s. Ich bücke mich, um die Bruchstücke aufzusammeln.
    „Lass liegen“, sagt er müde. „Ich feg gleich alles zusammen.“
    Wir sehen uns an. Er breitet seine Arme aus. Ich kuschele mich hinein. Mir ist schrecklich kalt.
    „Ob wir das alles schaffen?“, frage ich.
    „Klar, Süße“, sagt er. „Wer aufgibt, hat schon verloren.“
    Ich lausche auf seinen Herzschlag und schlafe fast im Stehen ein. Phillip gähnt. Sein Brustkorb hebt und senkt sich.
    „Schon komisch, dass ausgerechnet Lukas als Retter aufgetaucht ist“, murmele ich. „Das hätte ich ihm echt nicht zugetraut, wo er doch sonst so ’n Kotzbrocken ist.“
    „Ich auch nicht.“ Phillips Stimme klingt kratzig und rau. Er gähnt noch einmal.
    Schweren Herzens lösen wir uns voneinander. Wenn wir nicht weitermachen,

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