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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Arme um meine Taille. Ich schließe die Augen und lehne mich zurück. Als ich sie wieder aufmache und mich umdrehe, sehe ich Phillip. Und hinter ihm Krischan, der Lena küsst.
    „Tanzen?“, fragt Phillip leise. Seine Augen funkeln.
    Ich nicke ihm zu. Er nimmt meine Hand und führt mich zu einem freien Rasenstück neben dem Pool. Dort lege ich meine Hände in seinen Nacken und schmiege mich an ihn. Er riecht nach Holzkohle und Grillfeuer, aber es stört mich nicht. Zärtlich streift er mir über den Rücken. Wie zufällig rutscht seine Hand unter meine Bluse und streichelt meine Haut. Warm, sanft und vorsichtig.
    „Du hast mir gefehlt“, murmelt er in meine Haare.
    „Du mir auch.“
    Über uns blitzt ein kleiner Stern am Abendhimmel auf. Wie spät es wohl ist? Als ich das letzte Mal auf eine Uhr geschaut habe, war es halb zwölf. Inzwischen muss es schon nach Mitternacht sein. Egal … Ich mache die Augen zu und kuschele mich noch ein bisschen enger in Phillips Arme. Jetzt spüre ich nur noch ihn und die Musik.
    Wir drehen uns langsam zu der Ballade, die so schön ist, dass ich heulen könnte. Oder liegt es daran, wie Phillip mich berührt?
    Er fährt mir durchs Haar, löst seine Hand von meinem Rücken, hebt ganz behutsam mein Kinn und küsst mich so voller Zärtlichkeit und Hingabe, dass ich glaube, auf der Stelle sterben zu müssen. Oder bin ich vielleicht schon im Himmel?
    Dieser Augenblick ist einfach perfekt. Ich wünschte, er würde niemals vorübergehen.
    Ein lautes, gläsernes Scheppern reißt uns aus unserer Umarmung. Es kam von der Terrasse.
    „Fuck!“, flucht Phillip.
    Ich halte seine Hand fest und merke, wie er sich anspannt.
    „Ich seh lieber mal nach, was passiert ist“, sagt er und gibt mir einen kurzen Kuss.
    Ich versuche, ihn zu beruhigen.
    „Bestimmt ist nur ein Glas runtergefallen.“
    „Nee“, knurrt er. „Das klang nach etwas Größerem, und ich wüsste gerne, was – “
    Er kommt nicht dazu, seinen Satz zu beenden. Ein ohrenbetäubend schriller und unerträglich lauter Ton zerreißt die romantische Dunkelheit. Ich halte mir die Ohren zu.
    „Scheiße!“, schreit Phillip. „Die Alarmanlage! Ich hab vergessen, die Zeitschaltuhr auszustellen!“
    Ich starre ihm hinterher, wie er mit wenigen Sätzen in Richtung Terrasse spurtet, und weiß nicht, ob ich lachen oder heulen soll.
    Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis der Alarm endlich aufhört. Zögernd nehme ich meine Hände runter, als könnte das Gejaule jeden Augenblick wieder von vorne losgehen, und gehe langsam auf die Villa zu.
    Unter den Partygästen ist leichte Unruhe ausgebrochen. Manche lachen, andere rufen sich etwas zu. Jemand hat die Musik ausgemacht. Ich sehe einen umgekippten Stuhl auf der Terrasse liegen.
    „Was war das denn?“, fragt mich jemand.
    Es ist Anna. Sie mustert mich mit großen, erschrockenen Augen.
    „Keine Ahnung.“ Ich zucke die Achseln. „Ich glaub, Phillip hat vergessen, irgendeinen Alarm abzuschalten.“
    Ich versuche, Phillip in der Menschenmenge auszumachen, kann ihn aber nirgends entdecken. Dafür steht plötzlich ein älterer Herr vor mir.
    „Kann mir mal jemand erklären, was hier los ist?“, schnauzt er mich an.
    „Ähm … “, mache ich.
    „Soll ich die Polizei rufen?“ Er kommt einen Schritt auf mich zu.
    Wie aus dem Nichts taucht Krischan neben mir auf.
    „Kristian Kruse mein Name. Ich bin ein Freund der Familie. Kein Grund zur Sorge“, sagt er, und seine Stimme klingt bewundernswert ruhig und sehr erwachsen. „Ich nehme an, Sie sind ein Nachbar? Dann entschuldigen Sie bitte die Störung. Es war nur ein Fehlalarm.“
    „Fehlalarm? Fehlalarm?“, keift der Mann und fuchtelt Krischan mit einem ausgestreckten Zeigefinger vor der Nase herum. „Was soll das heißen? Um diese Zeit?“
    Unauffällig werfe ich einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk. Es ist weit nach Mitternacht. Kein Wunder, dass er sich so aufregt. Ältere Leute sind um diese Zeit längst im Bett. Meine Eltern zum Beispiel.
    „Vielleicht ein Kurzschluss“, sagt Anna unschuldig.
    Ich könnte sie knutschen.
    „Was machen Sie hier? Wer sind Sie überhaupt?“ Der alte Mann lässt nicht locker. „Was haben all die Leute hier zu suchen? Und wo ist überhaupt Herr Graf?“
    „Mein Vater ist im Haus.“ Phillip hat sich einen Weg durch die Umstehenden gebahnt und begrüßt den Nachbarn mit einem festen Händedruck. „Hallo, Herr Worthmann. Es ist alles in Ordnung. Nur eine Fehlschaltung in der

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