Mein Leben für dich
Zum Beispiel, mich mit hübschen jungen Mädchen zu amüsieren.«
»Du verdammter Wichser!« Meine Beherrschung ist am Ende, ich will mich auf ihn stürzen, ihn würgen, bis seine verlogene, grinsende Visage blau anläuft und seine Augen herausquellen, doch just in diesem Moment klopft es erneut und die Tür wird zeitgleich aufgerissen. Mia starrt uns abwechselnd an.
»Ach … ihr seid beide hier? Ich hab euch schon vermisst. Was treibt ihr denn hier oben?«
Kai setzt wie auf Knopfdruck sein falsches Lächeln auf und legt einen Arm um Mias Schultern. Ich kann den Anblick kaum ertragen.
»Männergespräche«, sagt er. »Wir haben uns nur ein bisschen unterhalten, und ich sagte Simon eben, wie unglaublich nett ich es finde, dass er sein hart verdientes Geld meiner Stiftung spendet.«
»Caros Stiftung.«
»Wie bitte?«
»Es ist Caros Stiftung, wie ich vorhin zufällig erfahren habe.« Mia macht sich von Kai los und auf ihrer Stirn bildet sich eine steile Falte, die immer auftaucht, wenn sie sauer ist. »Warum hast du nie etwas davon erwähnt? Warum hast du immer so getan, als wärst du der Schirmherr? Ist das nicht unfair ihr gegenüber?«
Ich starre Kai an, der nicht einmal mit der Wimper zuckt. Wie kann man nur so abgebrüht sein? Aber tatsächlich wundert es mich ebenfalls, dass Carolin von Sebald hinter der Stiftung steckt. Warum versteckt sie sich hinter Kais Person?
»Tja, weißt du, Caro ist unglaublich schüchtern, wenn es darum geht, sich im wahren Leben zu präsentieren«, erklärt Kai. »Sie ist zwar eine wunderbare Schauspielerin, aber sie taut bloß auf der Bühne auf, ansonsten machen ihr die Menschen Angst. Sie hat mich deshalb gebeten, Repräsentant ihrer Stiftung zu sein und dafür Werbung zu machen. Keine große Sache, ich mache das gern und unterstütze sie, wo ich nur kann. Wenigstens das bin ich ihr schuldig.«
Mias Augenlider flattern, dann nickt sie zögernd. Ihr Ausdruck verrät jedoch, dass sie immer noch leicht verstimmt ist, und sie hat verdammt noch mal recht. Wenn sie doch nur genauer hinsehen würde. Dieser Typ, in den sie so vernarrt ist, ist ein Heuchler durch und durch. Ich suche ihren Blick, will sie stumm warnen, ihr zu verstehen geben, dass sie diesem Mistkerl nie wieder Glauben schenken darf, dass er lügt wie gedruckt. Auch sie sieht mich an, mit leicht gekräuselter Stirn, fragend, als ahnte sie, dass ich ihr etwas Wichtiges mitzuteilen versuche, aber dann legt Kai ihr erneut einen Arm um die Schultern und lenkt sie von mir ab.
»Kommt jetzt«, sagt er. »Lasst uns wieder nach unten gehen und diese gelungene Benefizveranstaltung feiern. Bestimmt werden wir schon vermisst. Dieser Erfolg ist unser aller Erfolg. Egal, wer an der Spitze der Organisation steht. Das ist wieder einmal der Beweis dafür, dass Teamwork alles ist. Und solange jeder seinen Betrag leistet, ohne sich für besser oder klüger zu halten als die anderen, kann nichts schiefgehen. Das siehst du doch auch so, nicht wahr, Simon?«
Mia
Mein Handy piepst und ich greife augenblicklich danach. Die SMS ist von Janine, nicht von Kai.
News aus dem Jungsinternat! Stell dir vor: Chris ist aus dem Eishockeyteam geflogen. Er war beim letzten Spiel total betrunken und man hat Alkohol in seiner Trinkflasche gefunden. Ist das nicht total KRASS? Seine Mannschaft schneidet ihn und auch Leila kehrt ihm den Rücken zu. Jetzt kriegt der Mistkerl sein Fett ab. Und du? Was macht dein Liebesleben? HDL, Janine.
Erst will ich Janine zurückschreiben, doch dann lasse ich es. Nicht nur, weil mich die SMS seltsamerweise kaltlässt. Bei den Neuigkeiten über Chris verspüre ich nicht einmal einen Hauch Schadenfreude, obwohl ich mir oft gewünscht habe, dass es ihm einmal richtig dreckig geht. Ich weiß außerdem nicht, was ich auf Janines letzte Frage antworten soll, denn es gibt nichts wirklich weltbewegend Neues in meinem Liebesleben.
Es ist der dritte Abend nach der Benefizveranstaltung und Kai hat mich gestern und vorgestern mit SMS überschüttet, in denen er mich bat, ihn bei sich zu Hause zu besuchen. Er schrieb, er sehne sich nach mir, vermisse mich, würde gerne mit mir allein sein und so weiter. Heute blieben die Nachrichten aus. Bis jetzt jedenfalls. Einerseits bin ich erleichtert, weil mir schon keine Ausreden mehr einfallen, weshalb ich ihn nicht besuchen komme, andererseits warte ich heimlich darauf, dass er sich doch noch meldet und sich weiter um mich bemüht. Richtig bescheuert, ich weiß!
Ich blicke auf die
Weitere Kostenlose Bücher