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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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plötzlich so ehrlich, gar nicht mehr intrigant oder so, als würden ihre Blicke Blitze versprühen, die mich durchlöchern. Was weiß Carolin von Sebald über Kai, was ich nicht weiß? Und warum verrät sie es mir nicht?
    Obwohl ich versuche, mich selbst abzulenken und mir ins Gedächtnis zu rufen, dass Carolin von Sebald immerhin eine Schauspielerin ist, die ihr Geld damit verdient, andere zu manipulieren und in die Irre zu führen, halte ich weiter Ausschau nach Kai. Als ich ihn nirgends unter den Menschentrauben entdecke, trete ich einige Minuten später auf den Flur hinaus und sehe gerade noch, wie er aus der Herrentoilette kommt. Er trägt eine braune Aktentasche bei sich und wirft sich ein blaues Jackett über, während er schnellen Schrittes auf den Ausgang zusteuert. »Kai!« Ich will ihm folgen, aber da werde ich aufgehalten.
    »Mia!«
    Vor mir steht Renate. Sie strahlt übers ganze Gesicht und greift nach meinen Händen, um sie fest zu drücken. »Na, was sagen Sie? Die Leute sind begeistert von Ihrer Aktion und spenden, was das Zeug hält. Ist es nicht großartig, was Sie geschafft haben? Ihr Vater wird so stolz sein! Zu schade, dass er nicht hier sein kann. Aber sehen Sie mal, ich habe schon über fünfzig Fotos gemacht, die werden wir ihm zeigen, wenn er zurückkommt. Und auch Carolin von Sebald wird hocherfreut sein, wenn sie nachher Kassensturz macht. Ich glaube, das wird ein neuer Rekord für sie.«
    Ich runzle die Stirn. »Carolin von Sebald?«, frage ich verwundert. »Was hat sie denn damit zu schaffen?«
    »Na, sie ist doch die Gründerin und Schirmherrin der Stiftung. Haben Sie das gar nicht gewusst?«
    »Was? Nein, ich …«
    »Ich finde, sie ist eine wirklich nette Person. So unaufdringlich und bescheiden. Sie hat mir vorhin eher beiläufig erzählt, dass sie die Stiftung mit dem Erbe ihres Vaters vor vier Jahren gegründet hat. Sie meinte, sie würde sich jedoch lieber im Hintergrund halten und den Erfolg im Stillen genießen.«
    »Also, d…d…das überrascht mich aber wirklich«, stammle ich. »Ich dachte die ganze Zeit über, Kai Thalbach wäre –«
    »Er unterstützt sie und kümmert sich um die Buchführung und den Verwaltungskram. Und er repräsentiert die Stiftung nach außen, weil er einen größeren Bekanntheitsgrad hat. Aber wie berühmt er auch sein mag, das heute haben Sie ganz allein auf die Beine gestellt, Mia. Wer weiß, vielleicht gründen Sie eines Tages sogar Ihre eigene Stiftung?«
    Ich zwinge mich zu einem Lächeln, obwohl ich immer noch total von der Rolle bin. Caro steht also hinter alldem! Sie ist diejenige, die sich auf der Bühne verbeugen und das Lob entgegennehmen sollte, nicht ich. Auch nicht Kai. Warum hält sie sich dermaßen zurück und überlässt ihm die ganze Show? Ist sie wirklich so genügsam und scheu? Und warum hat Kai mir nicht ganz einfach erzählt, wie die Dinge stehen? Er hat von Anfang an so getan, als wäre er der Initiator, und hat Caro als Schirmherrin mit keiner Silbe erwähnt – auch dann nicht, als ich sein großes Engagement so gelobt habe.
    Ich spüre leichten Groll in mir aufsteigen. Und Enttäuschung. Außerdem kommt mir mein Umschlag mit dem Geld plötzlich wieder in den Sinn, und insgeheim überlege ich, ob ich wohl auch dann so eine hohe Summe gespendet hätte, wenn ich von Anfang an gewusst hätte, dass Carolin die Vorsitzende ist. Aber den Gedanken verwerfe ich mit einem Anflug von schlechtem Gewissen schnell wieder, denn natürlich sollte es ganz egal sein, wer an der Spitze der Stiftung steht. Hier geht es einzig und allein darum, Kindern zu helfen. Apropos Kinder …
    »Äh, ich glaube, ich sollte mal nachsehen, wie weit die Kinder inzwischen mit ihren Bildern sind«, sage ich noch immer ganz zerstreut. »Immerhin wollen wir sie ja später noch für gutes Geld verkaufen. Kommen Sie mit, Renate? Sicher können Sie noch viele tolle Fotos von den Kids und ihren Werken knipsen.«
    »Ja, wissen Sie, ich dachte, man könnte sogar in der Lobby eine kleine Fotoausstellung machen, sozusagen als Werbung für die Stiftung«, schlägt Renate vor. »Wenigstens für ein paar Wochen. Wir könnten außerdem Flyer an der Rezeption auslegen. Ich bin mir sicher, Robert … ich meine, Ihr Vater, wäre einverstanden und …«
    Während Renate vorausläuft und voller Begeisterung weiterredet, bleibe ich noch einmal stehen und spähe den Gang entlang Richtung Lobby. Aber Kai ist nirgends mehr zu sehen. Dafür erblicke ich Tanja und sogleich rührt

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