Mein Leben für dich
Ben.«
»Was? Woher? Doch nicht von Rick, oder?«
»Nein, ich bin in diesem Falkenstein-Hotel. Es ist zwar ein anderer Job und nur für kurze Zeit, aber er wird super bezahlt und … Egal, erklär ich dir später. Mach dir wegen deiner Wohnung keine Gedanken, ich regle das.«
Am anderen Ende der Leitung ist es eine Weile still.
»Simon?«, sagt Ben schließlich.
»Ja?«
»Danke, Kleiner.«
Ich schlucke. Er klingt erleichtert. »Ist doch klar, Mann. He, ich wünsch dir was. Und lass dich von den Bullen nicht unterkriegen, okay? Falls ich noch irgendetwas für dich tun kann, dann …«
Ich höre nur noch das Klicken des Hörers, als mein Bruder auflegt.
Die Stille danach scheint zu pulsieren. Dabei weiß ich, dass es mein eigener Puls ist, der wie wild in mir hämmert. Scheiße noch mal, was hat Ben da eben von Schutzgeldern gelabert? Ich greife nach einer halb vollen Wasserflasche neben meinem Bett und stürze den Inhalt in einem Zug runter. Zwar belebt mich das kühle Wasser wieder etwas, aber dafür fängt mein Hirn jetzt an zu arbeiten. Und wieder überkommt mich ein Anflug von schlechtem Gewissen. Was Ben auch getan hat, wovon ich nichts weiß, er sitzt meinetwegen im Knast und hat plötzlich eine Menge Probleme am Hals. Und ich kann nichts tun, außer ihm mit meiner Kohle auszuhelfen. Ich weiß, das macht es nicht wieder gut, aber wenigstens kann ich dafür sorgen, dass er seine Wohnung behält und nicht zu Rick ziehen muss. Ich weiß zwar nicht, warum, aber das scheint ihm im Moment das Wichtigste zu sein.
Mia
»Ach Mist! Grrrr!« Missmutig schleudere ich meine Süßwasserperlenkette zu dem Seidenschal in die Ecke. Ich kriege es einfach nicht auf die Reihe, mich für die Party zu stylen. Keines meiner Kleider gefällt mir und in meinen neuen Chino-Hosen fühle ich mich unförmig. Am meisten aber ärgere ich mich darüber, dass ich vorhin so ausgetickt bin. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber seit Simon Winter im Haus ist, fühle ich mich komplett durch den Wind. Als hätte er alles in mir durcheinandergewirbelt. Meine guten Vorsätze, meine Pläne … Alles ist undefinierbarer Matsch. Genau wie die Schminke in meinem Gesicht.
Genervt wische ich mir den schwarzen Lidstrich vom linken Auge, der schon wieder ganz verwackelt ist. Meine Augen sind schon richtig rot vom vielen Rubbeln. Und vom Weinen. Ich bin nach meinem Wutausbruch auf mein Zimmer gestürzt und habe drauflosgeheult. Keine Ahnung, warum. Irgendwie hatte ich nach meinem Telefonat mit Janine gehofft, der Rest des Tages würde noch nett werden, und genau das Gegenteil ist passiert. Simon hält mich jetzt bestimmt für total durchgeknallt. Dabei hatte ich vor, ihm zu zeigen, dass ich eigentlich nett bin und keine Zicke. Das hab ich ja super hinbekommen. Andererseits, was mache ich mir überhaupt solche Gedanken über ihn?
»Simon Winters Meinung ist mir vollkommen egal!«, sage ich mir laut vor und indem ich jede Silbe extra betone, damit ich die Bewegungen meiner Lippen im Spiegel sehe und meine Stimme auch ja die hintersten Windungen meines Gehirns erreicht. »Er braucht mich nicht toll finden.«
Immerhin bin ich dabei, mich für die Feier des Mannes zurechtzumachen, für den ich mich eigentlich interessiere, füge ich in Gedanken hinzu. Ein Gentleman, der Manieren hat und sich ordentlich auszudrücken weiß. Jemand, der mich weiterbringt und nicht hemmt. Der Kunst und schöne Worte schätzt. Niemand, der mich derart in Rage bringt, dass ich tobe und keife und mit ordinären Ausdrücken um mich werfe. Jemand, der zu mir passt.
Ich lächle mir aufmunternd zu. »Es kann nur noch bergauf gehen, Miriam Falkenstein«, mache ich mir selbst Mut und verpasse meiner Frisur eine Portion Haarspray. »Simon Winter war ein Stolperstein am Beginn deines neuen Weges, aber er ist schon so gut wie Vergangenheit und noch einmal wird er dich sicher nicht zum Straucheln bringen.« Ich hole tief Luft und setze den Eyeliner erneut an. Dieses Mal gelingt mir der perfekte Lidstrich, ganz ohne zu wackeln. Na also, das ist bestimmt ein gutes Omen, denke ich. Ich bin wieder auf der Spur. Einer geradlinigen Spur. Und damit ich nicht noch einmal drohe davon abzuweichen, werde ich das Hotel ganz einfach still und leise durch den Hinterausgang verlassen, sodass ich nicht Gefahr laufe, irgendjemandem zu begegnen, der mir alles verdirbt. Ich werde allein zu Kais Party gehen und es wird ein wundervoller Abend werden.
Falls Reporter anwesend sein sollten, bin
Weitere Kostenlose Bücher