Mein Leben für dich
der Sache gestern bei dir … und dich fragen wollte, ob … Ach, vergiss es!« Mir ist schlecht. Ich habe keine Lust mehr auf Kaffee und Kuchen. Und erst recht nicht darauf, mich bei diesem Lügner zu bedanken. Ich will überhaupt keine Zeit mehr mit ihm verbringen. Ich bin einfach nur noch stinksauer auf ihn, weil er … Na ja, weil … Weil er nicht für mich da ist, wenn ich ihn brauche, obwohl er doch dafür bezahlt wird.
»Komm, jetzt sag schon. Du wolltest dich bei mir bedanken, oder? Kein Problem, gern geschehen. Ich hab nur meinen Job macht.«
Wieder dieses Lächeln. Ein Lächeln, das mich rasend macht und mir das Gefühl gibt, noch kleiner vor ihm zu werden. Ich schnappe empört nach Luft und mache einen Schritt auf ihn zu. Dabei atme ich plötzlich den frisch-herben Duft von Duschgel ein, der mich kurz benebelt. Aber nein, ich werde mich nicht davon beirren und schon gar nicht besänftigen lassen. »Bedanken?«, fauche ich. »Du hast sie wohl nicht mehr alle! Ich wollte dir sagen, dass es absolut scheiße war, wie du mir gestern pausenlos ins Wort gefallen bist. Ich hätte das auch sehr gut allein hingekriegt. Mir war nur gerade etwas … schwummrig.«
»Schwummrig?« Sein Mund verzieht sich noch mehr in die Breite. Jetzt ist da eindeutig kein Lächeln mehr auf seinem Gesicht, sondern ein spöttisches, gemeines, fieses Grinsen. Ich hasse dieses Grinsen! Ich hasse es genauso wie seine stechend hellblauen Augen, die sich durch mich hindurchbohren und mir das Gefühl geben, ich wäre total durchschaubar. Ich hasse diesen blöden muskulösen, duftenden Bodyguard in seinen lässigen Jeans! Ich hasse ihn noch mehr als den haarigen Zwerg!
»Gib’s zu, dir war nicht nur schwummrig«, sagt er, »du hast dir vor lauter Angst fast ins Höschen gepinkelt.«
»Angst?«
»Ja, du hattest Schiss, etwas Falsches zu sagen. Etwas, das deinem Ruf schaden könnte!«
»Was? Ich … Gar nicht wahr! Ich weiß, wie man mit Reportern umgeht, ich bin schließlich die Tochter von Robert Falkenstein und nicht irgendein … ordinäres … Zimmermädchen, das leicht zu haben ist!« Mein ganzer Körper bebt, so aufgebracht bin ich.
Simons Miene verfinstert sich. »He, das war gerade ziemlich überflüssig. Und fies.«
Ich schlucke. Kann sein, dass es gemein war, und normalerweise würde ich so etwas auch nie sagen, aber … Da sieht man mal, was der Typ mit mir anstellt. Er bringt mich komplett in Rage und schafft es, dass ich mich vergesse und alle meine guten Vorsätze, liebenswert und charmant zu sein, über den Haufen schmeiße. Mir reicht’s. Ich halte es keine Sekunde länger in seiner Nähe aus.
Mit einem wütenden Schnauben drehe ich mich um und rausche ab. Mein Herz hämmert wie verrückt. Aber nicht, weil Simon Winter ganz offensichtlich etwas mit Tanja hatte, das ist mir so was von egal. Soll er doch rummachen, mit wem er will. Ich bin wütend, weil er mich angelogen hat. Er hat mir mitten ins Gesicht gelogen und dabei auch noch gegrinst. Und er schafft es innerhalb von Sekunden, dass ich mich hilflos fühle wie nie und noch dazu billige und ordinäre Ausdrücke benutze, die eigentlich gar nicht in meinem Wortschatz existieren.
Ganz plötzlich bleibe ich stehen und drehe mich zu meinem Bodyguard um. Er lehnt immer noch an der Tür, hat die Arme vor der Brust verschränkt und blickt mir hinterher. Selbst bis hierher glaube ich das Hellblau seiner Augen unter seinen dunklen Brauen und Wimpern hervorleuchten zu sehen.
»Auf dem Tablett waren zwei Tassen und zwei Teller«, schmettere ich ihm entgegen. »Ich hab’s genau gesehen. Und wenn ich meinem Vater erzähle, was du und Tanja während eurer Arbeitszeit –«
»Was ist denn das für ein furchtbarer Lärm? Ich dachte, das wäre ein Nobelhotel und keine Vorstadtabsteige.« Eine ältere Dame schaut aus einem der Zimmer. »Oh, das ist ja das Fräulein Falkenstein, na so was …!«
Ihr Kopf verschwindet wieder, aber ich bin mir sicher, dass sie weiter an der Tür lauscht. Na toll, bestimmt ruft sie gleich ein paar Zeitungsreporter an und berichtet, was für eine unmögliche Tochter Robert Falkenstein hat, die sich mitten auf dem Hotelkorridor mit ihrem neuen Bodyguard fetzt. Aber im Moment ist mir selbst das egal.
»Und weißt du was?«, setze ich hinterher. »Schieb dir deine beschissene Sahne sonst wohin!«
Simon
Mann, was war das denn eben? Ich meine, ich habe ja schon mitgekriegt, dass Mia zickig sein kann, aber nie hätte ich gedacht, dass sie so krass
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