Mein Leben für dich
gegenüber eher zurückhaltend. Das Reden überließ sie lieber ihrem neuen Bodyguard, mit dem sie mehr als zufrieden schien. Wir von der Redaktion stimmen ihr zu: Simon Winter sieht nicht nur gut aus, er kann sich auch präsentieren und wirkt wie ein Fels in der Brandung. Laut Mias Aussage hat der junge Bodyguard beste Referenzen. Sie und ihr Vater sind sich einig: Dieser Mann muss bleiben. Jedenfalls länger als der erste Kandidat. Wer weiß … Vielleicht sogar für immer?
Ich merke, wie mir die Hitze in die Birne schießt. Ich schiele zu Falkenstein, aber der scheint tatsächlich hocherfreut über den Artikel zu sein und nichts zwischen den Zeilen zu lesen. Klar, er hat diesen anzüglichen Klatschreporter mit seinen zweideutigen Andeutungen schließlich auch nicht live erlebt.
»Na, was sagen Sie jetzt, Herr Winter? Ist das nicht mal ein Lob? Ich versichere Ihnen, es ist nicht leicht, mit meiner Tochter klarzukommen, da können Sie sich schon etwas drauf einbilden.« Er blickt mich mit einem schmerzlichen Lächeln an. »Wissen Sie, seitdem meine Frau vor sieben Jahren gestorben ist, hat sich vieles verändert. Ich habe irgendwie … den Draht zu meiner Tochter verloren. Das hätte nicht passieren dürfen.«
Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Ich hatte keine Ahnung, dass Mias Mutter tot ist. Und es ist mir unangenehm, dass Falkenstein so persönlich wird.
»Wie auch immer, das haben Sie wirklich gut gemacht«, unterbricht er zum Glück schnell das bedrückende Schweigen. »Respekt, Herr Winter, Respekt!«
Ich räuspere mich verlegen. Irgendwie komme ich mir bei so viel Lob bescheuert vor. Eigentlich habe ich ja gar nichts gemacht, bloß ein bisschen herumgelabert. »Tja«, sage ich, »ich war bloß froh, dass ich den Typen von dieser Drohbriefsache ablenken konnte. Damit hat er Ihre Tochter ziemlich erschreckt, glaube ich.«
»Was?« Der Hotelier fixiert mich plötzlich mit einem nicht mehr ganz so erfreuten, sondern ziemlich bohrenden Blick. Autsch, denke ich und beiße mir auf die Zunge.
Mia
»Mia. Mia Falkenstein!«, erkläre ich dem Türsteher und fahre mir leicht nervös durch die Locken. Es wurmt mich irgendwie, dass er mich nicht einfach mit einem Lächeln durchwinkt, so wie das Pärchen vor mir. Aber ich bin schließlich neu in der Stadt und die meisten hier kennen mein Gesicht nicht. In einem Jahr sieht das hoffentlich schon anders aus.
»Tut mir leid, ich finde keine Mia Falkenstein«, brummt der breitschultrige Türsteher gelangweilt und sein Blick wandert von seiner Gästeliste zurück zu meinem Gesicht. Ohne ein Lächeln. »Haben Sie eine Einladungskarte von Herrn Thalbach bekommen?«
Ein Sack Zement landet in meiner Magengrube. Hinter mir höre ich jemanden kichern.
»Nein, aber … ich bin ganz bestimmt eingeladen«, raune ich ihm leise zu und spüre, wie mir die Röte in den Kopf schießt. »Bitte sehen Sie doch noch einmal genau nach. Vielleicht unter Miriam Falkenstein?«
»Nein, Lady, bitte glauben Sie mir, Sie sind nicht die Erste, die versucht, sich auf die Feier zu mogeln. Ich muss Sie jetzt auffordern zu gehen. Ich habe die strikte Anweisung von Herrn Thalbach, niemanden durchzulassen, der nicht offiziell eingeladen ist.«
»Ja, aber ich sage Ihnen doch, da liegt ein Missverständnis vor. Kai Thalbach hat mich gestern eingeladen. Auf der Theatermatinée«, versuche ich es noch einmal, jetzt schon leicht verzweifelt. »Er meinte, ich soll heute unbedingt –«
»Bitte entschuldigen Sie, Vladimir, aber würden Sie mich vielleicht vorbeilassen? Das hier scheint ja eine längere Diskussion zu werden und Herr Thalbach erwartet mich bereits.«
»Natürlich, Frau Sebald.«
Ich erkenne die junge Frau mit den schwarzen Haaren und der Topfigur sofort wieder, die sich an mir vorbeidrängt. Es ist die Schauspielerin von gestern. Sie riecht eine Spur zu penetrant nach Chanel Allure, aber ansonsten stimmt einfach alles an ihr. Obwohl mir ihr toller Anblick einen kleinen Stich versetzt und ich mich noch gut an ihre giftigen Blicke von gestern erinnere, ist mir klar, dass diese Person meine Rettung sein kann. Immerhin hat sie gesehen, dass ich mich mit Kai unterhalten habe. »Entschuldige bitte«, wende ich mich überfreundlich an sie, »wir sind uns gestern kurz bei der Theatermatinée begegnet, weißt du noch?«
Die junge Frau mustert mich aus zusammengekniffenen Augen und das kurze Flackern darin verrät, dass sie sich sehr wohl erinnert.
»Könntest du Kai bitte ausrichten,
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