Mein Leben für dich
absolut umwerfend aus.«
»Wirklich?« Die Art, wie er das sagt und mich dabei von oben bis unten mustert, macht mich verlegen. »Weißt du, da draußen dachte ich kurz, du hättest mich vielleicht doch nicht so gerne auf deiner Party dabei, weil ich … na ja, ein ganzes Stück jünger bin als die meisten hier und nichts Besonderes vorzuweisen habe. Noch nicht«, schiebe ich schnell hinterher. »Ich hoffe, das wird sich bald ändern. Jedenfalls … Ich freue mich, dass ich durch dich ein paar Leute kennenlernen und vielleicht interessante Kontakte knüpfen kann.«
Kai betrachtet mich, indem er den Kopf schräg hält. »Weißt du, Mia, ich könnte mir dich sehr gut im Fernsehen vorstellen, als Moderatorin oder so. Wobei du dich bestimmt auch gut auf der Bühne machen würdest. Hast du schon einmal daran gedacht, Schauspielunterricht zu nehmen? Das bringt dich in jedem Fall weiter und du hast eine Wahnsinnsausstrahlung!«
»Na ja, ich …« Wow, mit solchen Komplimenten hatte ich nicht gerechnet. Ich bin glatt sprachlos, dabei sollte ich jetzt sicher irgendetwas auf Kais Worte erwidern. Etwas, das ihn beeindruckt und in seiner tollen Vorstellung von mir bestätigt. Aber mit dem Geständnis, dass ich zu Hause vor dem Spiegel gerne Liebesmonologe zitiere, werde ich nicht weit kommen, sondern mich im Gegenteil bloß blamieren. »Ich dachte, ich mache erst mal mein Abitur«, sage ich und komme mir im selben Moment extrem bieder und planlos vor. »Aber, du hast schon recht, parallel sollte ich beginnen, an meiner beruflichen Laufbahn zu arbeiten«, ergänze ich deshalb schnell.
Kai nickt versonnen. »Weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, das Alter eines Menschen spielt gar keine große Rolle«, sagt er. »Du zum Beispiel kommst mir überhaupt nicht vor wie eine Schülerin.«
»Sondern?«, hake ich nach.
Kai legt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich etwas näher an sich heran. »Sondern wie eine wunderschöne, selbstbewusste Frau, die weiß, welchen Weg sie gehen muss, damit sie das bekommt, was sie will«, raunt er mir ins Ohr und ein Wahnsinnsschauer rinnt mir über den Rücken.
»Oh, na ja, ich … Vielen Dank!«, stammle ich und bin froh, dass Kai nichts von Sansibär weiß, der jede Nacht in meinem Bett schläft.
»Um ehrlich zu sein«, flüstert mir Kai zu, »ich halte schon seit über einer Stunde nach dir Ausschau.« Er streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich lächle zu ihm empor, aber trotz dieser intimen Berührung, die mir doch eigentlich schmeicheln sollte, fühle ich mich nicht ganz wohl. Ich weiß selbst nicht genau, woran das liegt. Alles ist perfekt. Ich konnte mich ohne meinen Bodyguard davonstehlen und bin nun bei dem Mann, den ich bewundere und der mir tolle Komplimente macht. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, Kai etwas vorzumachen, dabei habe ich ihn noch nicht einmal angelogen, was meine Zukunftsträume betrifft. Ich will es ja zu etwas bringen. Vielleicht bin ich auch einfach nur befangen, weil ich niemanden kenne und nichts falsch machen will. Plötzlich fallen mir Janines und meine Ausflüge auf fremde schicke Partys ein. Wir haben uns manchmal einfach unter falschen Namen unter die Gäste gemogelt. Niemand kannte uns und wir haben eine Menge Quatsch gemacht und uns anschließend vor lauter Kichern fast bepisst. Hier funktioniert das natürlich nicht. Hier bin ich Mia Falkenstein. Ich möchte von Anfang an alles richtig machen. Mein Name soll schließlich zu meiner persönlichen Marke werden. Einer Nobelmarke. Und Kai kann mir dabei helfen, sie durchzusetzen.
Simon
Falkensteins bohrender Blick sagt mir, dass ich nicht mehr umhinkomme auszupacken. Auch gut, denke ich, auf diese Weise kommen Mia und ich wenigstens noch später zu dieser bescheuerten Party und um Punkt zwölf wird der Spuk auch schon wieder ein Ende haben und ich bin ein freier Mann.
»Also«, beginne ich, »dieser Reporter fragte Ihre Tochter nach dem tatsächlichen Grund für ihren Umzug nach Hamburg und ob nicht irgendwelche Drohbriefe daran schuld wären, dass sie jetzt hier bei Ihnen lebt.«
»Oh nein, das darf doch nicht wahr sein!« Robert Falkenstein schlägt sich die Hände vors Gesicht. »Ich hatte es fast befürchtet. Dabei dürften eigentlich nur Renate, der Privatdetektiv und Mias letzter Bodyguard über diese Sache Bescheid wissen. Irgendjemand hat gesungen. Ich sage Ihnen, Herr Winter, heutzutage ist jeder bestechlich. Wobei ich Renate selbstverständlich ausschließe …«
Ich zucke
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