Mein Leben für dich
mit den Schultern und halte es für besser, lieber nicht zu erwähnen, dass auch zum restlichen Hotelpersonal bereits einiges durchgesickert ist.
Falkenstein schüttelt betreten den Kopf. »Nun ja, in Anbetracht dessen, was Sie gestern erlebt haben, sollte ich Ihnen wohl Näheres anvertrauen, Herr Winter.«
Ich sehe ihn an, als wüsste ich von nichts.
»Um ehrlich zu sein, es stimmt«, erklärt er. »Ich habe inzwischen drei Drohbriefe erhalten, in denen immer dasselbe steht, nämlich, dass man meine Tochter aus ihrem Schweizer Internat kidnappen wolle, um Lösegeld für ihre Freigabe zu erpressen.«
Ich schüttle mit gespielter Bestürzung den Kopf. »Und haben Sie eine Ahnung, um wen es sich bei den Verfassern des Briefes handelt?«, frage ich, denn hierzu konnte mir Tanja nichts Näheres verraten.
Falkenstein nickt. »Ja, in der Tat. Ich habe ein ausländisches Bauunternehmen in Verdacht, mit dem ich durchgehend Ärger hatte. Die Sache ging sogar bis vor Gericht. Ich bekam recht und musste diesen Pfuschern keinen Cent bezahlen. Ich schätze, die Briefe sind eine Art Racheakt, aber man kann natürlich niemandem etwas nachweisen.« Er winkt ab. »Das Baugeschäft ist hart und kompliziert, Herr Winter! Ich wollte die Sache vor Mia geheim halten. Sogar mein Detektiv war der Meinung, das Ganze sei nichts als ein dummer Bluff. Angstmacherei, nichts Ernstes. Mia soll sich weiterhin frei bewegen können und Spaß haben, aber … Natürlich wollte ich es nicht darauf ankommen lassen, sondern sie lieber in meiner Nähe wissen.« Er rauft sich sein spärliches Haar.
»Aber wäre es denn nicht besser, wenn Sie ihr wenigstens jetzt davon erzählen würden?«, hake ich vorsichtig nach. »Ich meine, immerhin wurde Mia gestern mit der Geschichte konfrontiert und wird sich Gedanken darüber machen, ob –«
»Nein, nein, auf gar keinen Fall«, unterbricht mich der Hotelier aufgeregt. »Jedenfalls nicht, solange die Presse dazu schweigt. Ich will keinen unnötigen Wind um die Sache machen und Mia beunruhigen. Wissen Sie, Herr Winter, das war auch der Grund, warum ich Sie nicht eingeweiht habe. Ich meine, wegen zwei Tagen hielt ich es für übertrieben, Sie da mit reinzuziehen.«
»Verstehe«, lüge ich, wobei ich es eigentlich sinnvoll gefunden hätte, Bescheid zu wissen. Jetzt verstehe ich wenigstens, warum Mia einen Bodyguard an die Seite gestellt bekommt. Und es wäre meiner Meinung nach auch fair, Mia die Wahrheit zu sagen. Immerhin geht es ja um sie. Außerdem hatte ich gestern das Gefühl, dass genau diese Frage des Reporters der Grund dafür war, dass sie plötzlich all ihre Selbstsicherheit verlor.
»Herr Winter …« Falkenstein lächelt zwar wieder, hat aber seinen Laserblick beibehalten. »Ich weiß, das kommt jetzt unerwartet und Sie hatten sich um eine, wie soll ich sagen … weniger anstrengende Stelle in unserem Hotel beworben. Aber wissen Sie, ich wäre Ihnen mehr als dankbar, wenn Sie weiterhin an Mias Seite blieben. Gerade jetzt, wo Sie ohnehin schon über alles Wesentliche informiert sind. Und obwohl ich Ihnen ja sagte, dass die Briefe wahrscheinlich nicht ernst zu nehmen sind … Ich wäre einfach beruhigter, wenn ich wüsste, jemand hat noch eine Zeit lang ein Auge auf sie.«
Ich starre Falkenstein perplex an. »Wie, was? Sie meinen, ich soll Mias dauerhafter Begleiter werden? Ihr … Bodyguard? Obwohl ich gar keine richtige Ausbildung dazu habe?«
»Ja, warum nicht? Wenigstens so lange, bis diese Briefe aufhören oder die Verfasser dingfest gemacht wurden.«
»Also, ich weiß nicht …«
»Herr Winter, es mag ja sein, dass Sie auf dem Gebiet nicht so reich an Erfahrungen sind wie Ihr Vorgänger, aber Sie kommen eindeutig besser mit meiner Tochter aus, und das scheint mir doch das Wesentliche zu sein. Nur eines wäre mir wichtig …« Falkenstein hebt seinen Zeigefinger. »Achten Sie darauf, dass sie sich nicht mit den falschen Männern abgibt. Sie hatte im Internat einen Freund, der sehr fragwürdig war. Ich bin bestimmt nicht prüde, aber sie ist ein hübsches Mädchen, das viele Blicke auf sich zieht. Ich will einfach, dass Sie mir Bericht erstatten, falls sich etwas …«, er räuspert sich, »… nun ja, auf diesem Gebiet tut. Und wenn Ihnen Ihr gesunder Menschenverstand sagt, dass es besser wäre dazwischenzufunken«, er schnippt mit den Fingern, »dann funken Sie! Haben wir uns verstanden?«
»Also, ich …« Die Szene von vorhin schießt mir wieder durch den Kopf und ich bin
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