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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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beiden wechseln einen Blick, den ich nicht deuten kann. »Hotel?«, fragt Till. »Bist du jetzt etwa ’n Callboy, oder was? Kann man dich stundenweise mieten? Schade, dass ich keine Schwuchtel bin, sonst wäre ich glatt versucht, dich flachzulegen, Mann!«
    »Klar, du Wichser!« Ich wünsche mich einfach nur weit, weit weg. Ich hätte ahnen müssen, dass ich Rick oder einem der anderen über den Weg laufe und mich outen muss, aber auf keinen Fall lasse ich mich als Schwuchtel beschimpfen – dann doch noch lieber als Kindermädchen. »Also gut, ich werd’s euch erklären. Es ist so, dass es da dieses Mädchen gibt –«
    »He, wir sollten ihn nicht weiter verarschen, Till. Sieh ihn dir an, er ist schon ganz grün im Gesicht. Am Ende kotzt er uns noch vor die Füße.« Mike boxt mir grinsend gegen die Schulter. »Wir wissen über deinen Job Bescheid, Kumpel, okay? Also, lass locker und spar dir deine Ansagen.«
    »Was?« Ich weiß nicht, ob ich erleichtert sein soll, im Moment bin ich eher baff. »Ihr lest doch nicht diese bescheuerten Heftchen oder?«
    »Na ja, ich nehm mir die Dinger manchmal mit aufs Klo, hol mir bei den Seiten mit den Titten einen runter und wisch mir mit dem Rest den Arsch ab. Und welche Visage hatte da plötzlich meine Scheiße in der Fresse?« Mike lacht dreckig über seinen eigenen bescheuerten Witz. »Nein, jetzt mal im Ernst, Mann. Ich dachte, ich krieg ’nen Ständer, als ich dich neben der Kleinen da gesehen hab. Als ihr Bodyguard, in so ’nem schnieken Anzug. Wow, also … was geht denn mit dir ab, Alter? Hast du die Tussi genagelt und jetzt dreht sie dir ’n Kind an, oder was?«
    Ich lache auch, wobei mir überhaupt nicht danach ist. Ich fühle mich noch immer unwohl und kann nur froh sein, dass ich wenigstens meine alten Klamotten angezogen habe. Sie kamen mir für meinen kurzen Ausflug in mein früheres Leben irgendwie passender vor.
    »Nein.« Ich versuche, mich herauszuwinden. »Das mit dem Job war der totale Zufall. Don hat mich gefeuert und ich brauchte dringend Kohle. Ich hatte mich ja erst noch mit Rick getroffen, aber da kam nichts mehr. Ich schätze, er hat die Schnauze voll von mir.«
    »He, bleib cool, Mann, und piss dir nicht ins Hemd, genau deshalb sind wir hier. Rick hat uns geschickt. Er will sich mit dir treffen, hat sich anscheinend Gedanken darüber gemacht, wie es mit dir weitergehen soll.«
    »Was?« Plötzlich fange ich an zu schwitzen, obwohl es heute keine zwanzig Grad hat. »Ich dachte, er hat mich abgeschrieben.«
    Till zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung, manchmal blickt man nicht, was in dem vorgeht. Also, hast du mal Zeit?«
    »Ja … klar!« Ich weiß, dass sowieso keine andere Antwort gelten würde.
    »Okay, dann am Freitag bei Rick. Sechzehn Uhr.«
    Ich nicke. »Geht in Ordnung«, sage ich und hoffe, dass ich es irgendwie hinkriege, in dieser Woche noch mal freizubekommen. Till und Mike hauen mir beide auf die Schulter, dann ziehen sie ab. Ich starre ihnen hinterher.
    Ein paarmal war ich schon kurz davor, Ben zu besuchen und mehr aus ihm herauszuquetschen. Über das wirre Zeug, das er mir kürzlich am Telefon erzählt hat. Schutzgelderpressungen, organisiertes Verbrechen und so. Immer noch Begriffe, die für mich keinen richtigen Sinn ergeben. Aber mein Bruder hat mich inständig darum gebeten, ihn nicht zu kontaktieren, und ich will nicht, dass er noch mehr Schwierigkeiten durch mich bekommt.
    Gedankenverloren drehe ich mich um und steige die Stufen zur U-Bahn hinab. Ich werde ohne ihn herausfinden, was es mit der ganzen Sache auf sich hat, denke ich mit einer Mischung aus Unbehagen und Nervenkitzel. Ben würde zwar nicht wollen, dass ich mich mit Rick treffe, aber ich muss es tun. Ich habe gar keine andere Wahl, denn so viel weiß ich von Rick: Er überlässt anderen keine Entscheidungen. Er ist es, der sie für einen fällt.

Mia
    »Und?«, frage ich spitz. »Was gibt es jetzt so wahnsinnig Wichtiges, das nicht bis heute Abend warten kann? Ich wollte längst am Elbstrand sein.«
    »Dazu wirst du noch Zeit genug haben.« Mein Vater sitzt hinter seinem Schreibtisch. Vor ihm liegt der aufgeschlagene Freistil. Auf den zweiten Blick erkenne ich mein Foto. Alle Achtung, denke ich. Da war Viola Mertens aber flott. Sie meinte doch gestern, das Interview würde frühestens nächste Woche abgedruckt. Plötzlich fällt mir ein weiteres Foto auf, direkt neben meinem. Ich kneife die Augen zusammen. Das ist doch … Simon Winters grinsendes Gesicht. Was um

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