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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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erreichen können. Aber auch was unser Interesse am Theater oder an der Kunst im Allgemeinen betrifft, so sind wir absolut auf einer Wellenlänge. Erst kürzlich waren wir auf der Benefizveranstaltung vom Kulturausschuss der –«
    »Und was sagt Simon Winter zu dieser Beziehung?«, unterbricht mich Frau Mertens.
    »Wie bitte?«
    »Ihr Bodyguard. Es heißt ja, er wäre auch Ihr engster Berater, was Männer betrifft.«
    »Was?« Ich lache empört auf und merke, dass allein diese Äußerung schon wieder meine Wut auf Simon schürt, obwohl er gar nicht anwesend ist und für diese Behauptung wohl kaum etwas kann. Ich hole tief Luft. Ich werde gefasst bleiben, jawohl. Gefasst, kühl und dabei trotzdem liebenswert, egal, mit welchen Absurditäten mich Viola Mertens konfrontiert.
    »Nein«, sage ich milde, »nein, wirklich nicht. Ich meine, Simon Winter ist zwar mein Begleiter und wir verbringen gezwungenermaßen viel Zeit miteinander, aber …« Ich stocke. Plötzlich kommt mir ein herrlicher Gedanke. Ein wunderbarer, raffinierter Gedanke. Ich weiß, dass mein Vater ganz gerne zum Morgenkaffee dieses Freistil -Blatt liest, eine Zeitschrift, die jeden Dienstag erscheint und in der es um Hamburger Persönlichkeiten, den neuesten Stadtklatsch und alle möglichen Veranstaltungen geht. Und Simon ist nicht da, um für sich selbst zu sprechen. Das hier ist meine Chance. Ich werde ein Interview geben, welches Kai Thalbach in ein so wunderbares Licht rückt, dass mein Vater sich niemand anderen als Schwiegersohn wünscht als ihn. Und dazu werde ich ganz einfach meinen Bodyguard zitieren, von dem mein Vater ja so viel hält. Wenn Simon Winter Kai Thalbach gut findet, wird es mein Vater auch tun. Aber dazu muss ich überzeugend und sehr, sehr glaubwürdig sein.
    »Haben Sie vielleicht noch einen Augenblick Zeit?«, frage ich die Redakteurin. Viola Mertens nickt. »Gut, dann trinken wir doch noch einen Cappuccino und unterhalten uns in Ruhe weiter«, schlage ich vor. »Interviews im Stehen zu geben, finde ich immer viel zu unbequem und unpersönlich.«

Simon
    »Hey, Simon, lange nicht gesehen!«
    Till und Mike, zwei Typen aus Ricks Gang, mit denen ich schon ein paar Dinger gedreht habe, kreuzen plötzlich meinen Weg zur U-Bahn-Station.
    »Hey … Alles klar?« Ich tue so, als wäre ich nicht nur ziemlich überrascht, sondern auch erfreut, die beiden zu sehen, und wir schlagen gegenseitig ein. Die Wahrheit ist: Ich fühle mich überrumpelt, und hätte ich die beiden von Weitem gesehen, ich wäre ihnen vermutlich aus dem Weg gegangen.
    »Wir haben letzte Woche öfter bei dir geklingelt«, meint Till, »aber irgendwie hatten wir jedes Mal Pech!«
    »Ja«, fügt Mike hinzu. »War fast schon unheimlich. Wir dachten, du liegst vielleicht irgendwo in der Ecke und verwest.«
    »Nein, alles in Ordnung. Ich war in letzter Zeit bloß selten zu Hause«, antworte ich ausweichend. »Viel zu tun, arbeiten und so …« Im nächsten Augenblick beiße ich mir auf die Lippen. Ich gehe eigentlich nicht davon aus, dass Rick und seine Jungs die Klatschblätter lesen, in denen Mia und ich abgebildet waren. Anders als meine Mutter, die natürlich total aus dem Häuschen war und mich sofort auf dem Handy attackiert hat. Aber ganz sicher bin ich mir trotzdem nicht, was schon zu Rick durchgedrungen ist. Manchmal habe ich das Gefühl, er hat seine Fühler überall.
    »Dein Nachbar meinte neulich, er glaubt, du wärst ausgezogen.« Till lehnt sich gegen einen Betonpfosten und zündet sich eine Kippe an.
    Ich kratze mich verlegen am Kopf und merke förmlich, wie sich eine Schlinge um meinen Hals legt. »Ja, stimmt, das heißt … eigentlich habe ich erst vor einer Woche gekündigt. Ich komme gerade vom Vermieter und hab ihm den Schlüssel zurückgegeben, also …«
    »Und jetzt? Bist du in Bens Wohnung gezogen?«
    »Nein, ich …« Scheiße, die Schlinge um meinen Hals wird enger. Ich werde nicht drum herumkommen, den beiden die Wahrheit über meinen derzeitigen Lebensstil zu sagen, auch wenn ich absolut keinen Bock darauf habe, mich von ihnen aufziehen zu lassen. Und sie werden mich fertigmachen, wenn sie erfahren, dass ich mein Geld damit verdiene, ein stinkreiches Mädchen ins Theater und in die Oper zu begleiten. »Ehrlich gesagt«, setze ich mit Unbehagen an, »ich arbeite im Moment in einer Art … Hotel und da kann ich praktischerweise auch wohnen. Also, solange ich noch angestellt bin. Ist wahrscheinlich nur für ein paar Monate, mal sehen.«
    Die

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