Mein Leben für dich
Falkenstein«, sagt er ganz gelassen und sogar mit einem leicht belustigten Unterton. »Mia hat recht, an dieser albernen Behauptung ist rein gar nichts dran. Weder ist Ihre Tochter an mir interessiert noch umgekehrt.« Er sieht mich an. »Mia … jetzt sag deinem Vater endlich, in wen du tatsächlich verliebt bist. Du wirst es schließlich nicht ewig vor ihm geheim halten können.«
»Ich … äh … was?« Ich habe absolut keine Ahnung, was Simon da für eine Taktik fährt. Ich bin noch dabei, innerlich diese dumme Kuh von Reporterin zu verfluchen. Aus meiner Sicht … So etwas Blödes. Die Rubrik sollte vielmehr Rufmord heißen.
»Hast du mir etwas zu sagen, Mia?« Mein Vater sieht mich abwartend an und ich schiele Hilfe suchend zu Simon Winter. »Ich? Verliebt? In wen denn?«, piepse ich. Alles in meinem Kopf dreht sich.
»Na, jetzt raus damit, nicht so schüchtern. Dein Vater ist doch kein Ungeheuer!« Mein Bodyguard klopft mir ermutigend auf die Schulter, als wäre ich sein bester Kumpel. »Ich glaube, es wird Zeit, dass ich Mia unter die Arme greife. Sie kennen doch Kai Thalbach, nicht wahr? Den Theaterschauspieler?«
Mein Vater macht ein erstauntes Gesicht. »Ja, natürlich, sein Name ist mir durchaus ein Begriff, und Mia hat ihm doch erst kürzlich bei dieser Spendengala … Moment, Sie meinen … Kai Thalbach? Wirklich? Kai Thalbach und … Mia?« Er runzelt die Stirn. »Er ist doch ein ganzes Stück älter, oder?« Er steht auf, kratzt sich am Kopf und sieht nicht gerade happy aus. Super hingekriegt, Winter, vielen Dank auch!, denke ich bitter.
Einige Sekunden vergehen, in denen keiner etwas sagt, dann wendet sich mein Vater wieder an meinen Bodyguard. »Sie haben diesen Schauspieler doch sicherlich bereits näher kennengelernt, oder?«, fragt er barsch.
»Doch, ja.«
»Nun, dann … gehe ich mal davon aus, dass Sie ihn schätzen, ansonsten hätten Sie mich hoffentlich informiert!«
Das war keine versteckte Frage, sondern eine klare Feststellung.
»Äh, genau so ist es, Herr Falkenstein«, presst Simon hervor. »Kai Thalbach ist wirklich … ziemlich in Ordnung, muss man sagen.«
Ich verschlucke mich fast an meiner eigenen Spucke. Nur ich weiß, dass er in diesem Moment lügt wie gedruckt. Er kann Kai nicht leiden und zieht hier irgendeine Show ab, hinter deren Sinn ich noch nicht gekommen bin.
Mein Vater sieht erst Simon, dann mich an. »Kai Thalbach, also gut! Ein Schauspieler, ein Freund des Theaters und der Literatur. Und noch dazu erfolgreich. Es hätte in der Tat schlimmer ausgehen können!« Er macht einen Schritt auf mich zu und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
»Wie bitte? Du bist gar nicht sauer auf mich?« Jetzt bin ich restlos baff. Sind auf einmal alle durchgedreht? Ich dachte, mein Vater würde ausflippen und mich auf meinem Zimmer einsperren, wenn er erfährt, dass ich mich für einen Mann interessiere, egal für welchen.
»Nun ja, dein Vater ist zwar alt, aber er lebt deshalb noch lange nicht hinter dem Mond. Ich weiß noch sehr gut, wie es sich anfühlt, wenn man sich für das andere Geschlecht zu interessieren beginnt. Die Liebe, ja die Liebe … Sie kommt, wenn man am wenigsten mit ihr rechnet.« Mein Vater seufzt und setzt einen versonnenen Blick auf. Ich beäuge ihn skeptisch. Hat er irgendetwas geschluckt? Lässt er gleich noch eine Megabombe platzen, die er in Reserve hat?
»Selbstverständlich hatte ich gehofft, du würdest dir in Hamburg möglichst lange damit Zeit lassen«, schiebt er eine Spur nüchterner hinterher, und sein verträumter Ausdruck ist von einer Sekunde auf die andere verschwunden. »Aber es beruhigt mich schon, wenn es nicht irgend so ein grobschlächtiger Eishockeyspieler oder ein Halbkrimineller von der Straße ist, für den du schwärmst, sondern jemand, der mit beiden Beinen fest im Leben steht und gesellschaftliche Anerkennung genießt.« Mein Vater klopft Simon auf den Rücken. »Sehr loyal, dass Sie die Gefühle meiner Tochter nicht voreilig und ohne ihr Wissen an mich ausgeplaudert haben. Ihr beiden seid ein gutes Team.«
Ich kann nur staunen, denn langsam begreife ich, dass mein heimlicher Plan funktioniert hat, wenn auch nicht auf dem Weg, den ich mir eigentlich zurechtgelegt hatte.
»Also, was heißt das jetzt genau für mich? Darf ich Kai Thalbach weiterhin treffen?«, bohre ich vorsichtig nach.
Die Augen meines Vaters verengen sich schlagartig zu zwei kleinen Schlitzen. »Nur in Begleitung von Herrn Winter, so wie
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